Pfarrkarneval lebt vom Rosenkrieg der Narrenpaare

„Außerirdisch jeck“ präsentieren sich die Katholiken bei der ausgelassenen Sitzung im Pfarrheim.

Burscheid. Hanni und Günter Dreyer sind seit über 50 Jahren verheiratet. In dieser langen Zeit kann man schon einmal aneinandergeraten. Am Samstagabend geht aber eine wahre Schimpftirade auf Günter nieder. Er sei dumm, faul und im Grunde zu nichts zu gebrauchen, sagt es seine Ehefrau Hanni Dreyer laut heraus — in aller Öffentlichkeit.

Günter Dreyer hat trotzdem gut lachen. Genau wie die Zuschauer im Pfarrheim von St. Laurentius. Die Aliens, Astronauten, Sternenflottenadmiräle und viktorianischen Edelmänner amüsieren sich köstlich über den Ehekrach. Das geht nur zu Karneval.

„Scheidung war niemals ein Thema. Ich habe höchstens mal an Mord gedacht“, sagt Hanni Dreyer, die ihren Zuhörern nur zu gern von dem Besuch von Bürgermeister Stefan Caplan zur goldenen Hochzeit erzählt. Er habe die Münze entscheiden lassen, ob er zum Ehepaar Dreyer fährt oder doch seine Pflichten als Stadtoberhaupt wahrnimmt. „13 Mal hat er die Münze geworfen, bis er zu uns kam“, sagt Dreyer.

Fast so etwas wie ein zustimmendes Nicken ist von Seiten des Verspotteten zu sehen. Oder gilt die Kopfbewegung der Kellnerin? Wein nachschenken bitte! Jedenfalls freute sich Günter Dreyer auf der Bühne bereits, für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen worden zu sein. 50 Jahre mit der gleichen Frau zusammen zu sein, das sei schließlich eine Leistung, die man anerkennen müsse. Am besten mit einem Platz auf dem Märtyrerfriedhof des Vatikans, so Günter Dreyer, der seine Ehefrau trotz allem den Kosenamen „Schatzi“ zugedacht hat. „Ich kann mich nicht entscheiden zwischen Schaf und Ziege.“

Ähnliches Bild bei Martina und Christoph Dürdoth. Man kann nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander, lautet der rote Faden im Sitzungsprogramm. Martina Dürdoth, so munkelt man, habe ihrem Mann für das „Mr.-Spock“-Kostüm aus Star Trek die Ohren langgezogen.

Fast schon harmonisch ging es da doch in der Dompredigt von Pfarrer Temur Bagherzadeh zu, der sich nicht mehr traut, einen Adventskalender zu kaufen. Aus Angst, der omnipräsente Bürgermeister könnte hinter einem Türchen lauern.

Für Tanz- und Gesangseinlagen sorgen die Frauen der Kolpingsfamilie. Straßenwärter Thomas Harwardt von der Straßenmeisterei kehrt die Reste von der Bühne.

Nach dem Programm, kurz vor Mitternacht und Beginn der Party, sieht man glückliche Gesichter. Alles ist wieder gut. Auch Günter und Hanni Dreyer strahlen einander wieder an. Es ist ihr Rezept für eine glückliche und langjährige Ehe: nicht nur miteinander, sondern auch mal übereinander lachen zu können. „Zu Karneval kriege ich immer mein Fett weg“, erzählt Günter Dreyer. „Sonst läuft es natürlich nicht immer so ab.“

Die Bleistifte sind bei Familie Dreyer schon gespitzt. Amüsante Anekdötchen, Witze und Skurrilitäten werden wieder aufgeschrieben. Für den Pfarrkarneval 2017.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort