Botanischer Garten Opulente Stahl-Glas-Konstruktion im Botanischen Garten in Riehl

Köln · Die Stadt errichtet im Botanischen Garten in Riehl neue Schaugewächshäuser. Das Herzstück der neuen Häuser ist eine aus vielen Bögen bestehende, opulente Stahl-Glas-Konstruktion. Nachdem vor wenigen Tagen mit dem Aufbau kleinerer Bögen begonnen wurde, wurde am Donnerstag mit der Installation der ersten großen Stahlbögen für das neue Tropenhaus begonnen.

 Seit Donnerstag werden die großen Stahlbögen für das neue Tropenhaus aufgestellt.

Seit Donnerstag werden die großen Stahlbögen für das neue Tropenhaus aufgestellt.

Foto: Stadt Köln

Der Aufbau ist auch außerhalb des Baustellenbereichs von den öffentlichen Wegen durch den Botanischen Garten zu sehen.

Mit dem Bau der neuen Schaugewächshäuser wird das Bildungsprojekt „Vielfalt und Nutzen der tropischen und Wüsten-Pflanzenvielfalt“ umgesetzt. Das Projekt wird im Auftrag des Amtes für Landschaftspflege und Grünflächen von der städtischen Gebäudewirtschaft realisiert.

Fast doppelt so hoch
wie die alten Häuser

Der erste Spatenstich für die neuen Schaugewächshäuser hatte Ende 2018 stattgefunden. Aus drei im Werk des Stahlbauers in den Niederlanden vorgefertigten Elementen ist der erste insgesamt 1,7 Tonnen schwere Stahlbogen gefertigt worden, der nun per Kran aufgerichtet und anschließend im Fundament befestigt wurde. Besucher können sich das fertige Gesamtbild aktuell nur annähernd vorstellen, aber die beeindruckenden Dimensionen zeichnen sich bereits jetzt deutlich ab.

Die neuen Schaugewächshäuser wachsen auf nahezu gleicher Grundfläche fast doppelt so hoch wie die alten Häuser in den Himmel. Das neue Tropenhaus wird an seiner höchsten Stelle rund 17 Meter messen. Ein parabelförmiger Verlauf der Stahlkonstruktion erzeugt eine komplexe Geometrie der sich in die Höhe staffelnden Bogenkonstruktionen. Größe, Statik und Form sind planerisch, logistisch und konstruktiv eine echte Besonderheit. Durch die gebogene Konstruktion wird eine optimale Tragform hergestellt, sodass der Stahlquerschnitt insgesamt sehr filigran bleiben und zusätzlich eine ungewünschte Verschattung der Pflanzen minimiert werden kann.

Nach und nach wachsen 54 Bögen zusammen, die aus jeweils drei einzelnen Elementen zusammengefügt werden. Das Nutzpflanzenhaus erreicht eine Höhe von rund acht Metern und wird mit dem großen Tropenhaus klimatisch zusammengefügt. Das Wüstenhaus hat ebenfalls eine Höhe von etwa acht Metern. Es wird durch eine gläserne Trennwand klimatisch vom großen Tropenhaus getrennt.

Die dreiflügelige Anlage mit einer neuen, bogenförmigen Dachform wurde durch das „Planungsbüro Königs Architekten“ rund um zwei Naturdenkmäler geplant: um eine Himalaya-Kiefer im südöstlichen Teils des Neubaus vor der künftigen neuen Orangerie sowie um die Libanon-Zeder, die im denkmalgeschützten Tropischen Hof und damit genau zwischen den drei Flügeln des Neubaus stehen sollte. Tragischerweise ist die 150 Jahre alte Zeder in Folge von Gewittern mit heftigen Windböen und Starkregen vor einigen Tagen umgestürzt. Sie hinterlässt nun eine große Lücke im planerischen Gesamterscheinungsbild der neuen Häuser. Eine Nachpflanzung eines oder mehrerer Bäume an selber Stelle bedarf aufgrund der besonderen Lage, der Bodenverhältnisse sowie der vorhandenen und zukünftigen klimatischen Bedingungen nun zunächst einer ausführlichen Planung.

Für Planung und Bau der neuen Häuser waren laut Beschluss vom Juni 2015 ursprünglich Gesamtkosten von rund 11,4 Millionen Euro vorgesehen. Im September 2019 hatte der Stadtrat einer Kostenfortschreibung von rund 4,1 Millionen Euro zugestimmt. Die Gesamtkosten bis zur Fertigstellung belaufen sich nun auf rund 15,5 Millionen Euro. Unterstützt wird das Vorhaben durch den Freundeskreis Botanischer Garten. Mit 380.000 Euro hat sich der Verein an den Planungskosten beteiligt und möchte auch die Anschaffung von Pflanzen, die bislang in Köln noch nicht zu sehen waren, sowie von Ausstattungselementen unterstützen.

Die bauliche Fertigstellung der Häuser ist für das zweite Quartal 2022 geplant. Wegen der aktuell angespannten Marktlage müssen Leistungen wie Sanitär- und Fernmeldetechnik erneut ausgeschrieben werden, da laut Stadt keine beziehungsweise keine verwertbaren Angebote eingegangen sind. Inwieweit sich die erforderlichen Neuausschreibungen oder Corona bedingte Personal-, Produktions- und Lieferengpässe genau auswirken werden, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt laut Stadt noch nicht einschätzen. Die Stadt ist bemüht, mögliche Zeitverluste mit Beschleunigungen in anderen Bereichen wieder aufzuholen.

Maßgeblich für den Zeitpunkt des Wiedereinzugs der Pflanzen sind die Jahreszeiten. Die tropischen Gewächse können nur im Sommerhalbjahr von Mai bis September wieder zurücktransportiert werden, die Wüstenpflanzen nur von April bis Oktober. Dann benötigen die Pflanzen eine mehrmonatige Anwachsphase. Parallel wird der Botanische Garten das neue didaktische Konzept für den Rundweg einrichten. Nach aktuellem Zeitplan ist die Eröffnung der neuen Schaugewächshäuser für 2023 vorgesehen.

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