Neues Finanzierungssystem: Motopäden wehren sich

Der LVR hat angekündigt, therapeutische Leistungen nicht mehr direkt zu finanzieren. Was bedeutet das?

Burscheid. In vielen Kindertagesstätten in Burscheid hängen derzeit Unterschriftenlisten aus. Mehr Motopäden werden da für die integrativen Kindertagesstätten gefordert, denn eine gegenteilige Entwicklung droht, seit der Landschaftverband Rheinland (LVR) die Verwaltung des Landesjugendamtes Rheinland beauftragt hat, für die Finanzierung der vorschulischen Bildung von Kindern mit Behinderung in integrativen Einrichtungen eine neue Fördersystematik zu entwickeln.

Die in den Kitas beschäftigten Motopäden befürchten, dass der LVR ihre Arbeit nicht mehr finanzieren werde. „Die Vorteile, die eine ganzheitliche Entwicklungsförderung durch Motopäden für die integrativen Kinder mit sich bringt, sind nicht von der Hand zu weisen“, sagt Cornelia Tauschel von der Johanniter-Kindertagesstätte in Hilgen aus Erfahrung.

Auch die Kita Sonneblume versteht sich als integrative Einrichtung. Leiterin Brigitte Sartingen-Kranz rechnet mit fatalen Folgen, sollten sich die Befürchtungen der Motopäden bewahrheiten. „Den guten Standard, den wir derzeit haben, könnten wir dann nicht halten.“

Inklusion ist das erklärte Ziel der nordrhein-westfälischen Landesregierung. Das gemeinsame Lernen von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderungen soll aber nicht erst in der Schule beginnen. „Ich hoffe daher auf einen einvernehmliche Lösung zum Wohl der Kinder“, erklärt Sartingen-Kranz.

Die verspricht der LVR in einer Stellungnahme, die dem Bergischen Volksboten vorliegt: „Die Einführung eines neuen Betreuungs- und Fördersystems wird in einem Austausch stattfinden, sodass die Aspekte der Betroffenen in die Überlegungen einbezogen werden können.“

Was das genau bedeutet, bleibt offen. Eine Folge der Umverteilung der finanziellen Mittel, die Motopädin Judith Gießler fürchtet, ist, dass therapeutische Leistungen dann bei den jeweiligen Krankenkassen für jedes einzelne Kind beantragt werden müssten, was nicht nur einen extremen Mehraufwand für die Eltern bedeuten würde. Motopäden haben, im Gegensatz zu Logopäden und Ergotherapeuten, keine Kassenzulassung — und wünschen diese auch nicht unbedingt.

„Eine Therapiestunde dauert 45 Minuten. Werden Vor- und Nachbereitung davon abgezogen, bleiben noch 20 Minuten, um mit dem Kind zu arbeiten — das reicht nicht“, sagt Gießler. Die ganzheitliche Arbeit, die derzeit in den Kitas geleistet werde, sei in Gefahr.

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