Musikschule Burscheid geht erstmalig an die Rücklagen

Im vergangenen Jahr haben 73 Schüler das Institut verlassen. Sie sorgen für einen Minusrekord und weniger Landeszuschüsse für 2018.

Musikschule Burscheid geht erstmalig an die Rücklagen
Foto: D. Siewert

Burscheid. Die Musikschule Burscheid hat im vergangenen Jahr wieder einen deutlichen Negativschub bei den Schülerzahlen hinnehmen müssen. Insgesamt 73 junge Menschen kehrten dem Institut den Rücken und sorgen für einen erneuten Tiefststand seit zehn Jahren. 620 waren bereits Minusrekord im Jahr 2015, am Ende des vergangenen Jahres waren es nun nur noch 547 Schüler.

„Das ist sehr bedauerlich“, fasst Vorstand Michael Baggeler die Entwicklung zusammen, liefert aber auch Erklärungen für den Aderlass. Elf Abgänge seien alleine darauf zurückzuführen, dass die Bläserklasse der Johannes-Löh-Gesamtschule gestrichen worden sei. „Martin Erdmann (Lehrer und bisheriger Leiter des Bläserprojektes; Anm. d. Red.) setzt aber alles daran, eine neue Bläserklasse aufzustellen“, hofft Baggeler auf einen baldigen Erfolg. Weitere 19 Schüler hätten das Haus verlassen, weil drei Gitarrendozenten wegen besser dotierter Verträge ihre Anstellung an der Musikschule gekündigt hätten. Bekannt ist, dass Schüler bei einem solchen Wechsel gerne den Dozenten folgen oder ganz aufhören.

Weitere 22 Schüler, so habe der Verein in Erfahrung gebracht, hätten wegen der Gebührenerhöhungen im April des vergangenen Jahres gekündigt.

Doch genau mit dieser Entwicklung gerät die Musikschule in eine weitere Negativspirale: Weniger Schüler bedeuten nicht nur weniger Einnahmen, sondern auch weniger finanzielle Zuweisungen. „2018 wird der Landeszuschuss geringer ausfallen“, erläutert Baggeler. Denn die Höhe des Zuschusses orientiere sich an der Zahl der Schüler. Und eine weitere Gebührenerhöhung sei damit vorprogrammiert. „Ob das im Laufe dieses oder des kommenden Jahres sein wird, wissen wir noch nicht.“

Etwa 17 000 Euro seien weniger eingenommen worden. Allerdings habe die Musikschule auch rund 27 000 Euro durch den Weggang der Gitarrendozenten ausgegeben, so dass sich das Defizit statt auf 19 000 jetzt nur noch auf etwa 9000 Euro belaufe. Dennoch sei aufgrund der Entwicklung klar, dass man nun ans Eingemachte gehen müsse. So habe man bereits zum Jahreswechsel 15 000 Euro aus den Rücklagen eines Testaments nehmen müssen. Und werde es in den kommenden Jahren wohl aufzehren. Baggeler: „Das hatten wir bisher noch nicht. Bis 2021 werden wir noch durchhalten.“

Erleichterung in der Kostenstruktur erhoffe man sich dadurch, dass die Erstattung der Fahrtkosten strukturell geändert werde. Regelungen noch aus den 70er Jahren hätten es Dozenten ermöglicht, ihre kompletten Kilometer beispielsweise sogar bei Fahrten vom Niederrhein aus abzurechnen. Nun wolle man zu einer gerechteren Lösung kommen und allen Dozenten über eine „Jobgarantie bis 2021“ eine attraktive Perspektive bieten. Und die Fahrkosten könnten von 18 000 auf 4000 Euro reduziert werden.

In diesem Zusammenhang weist Baggeler noch mal darauf hin, dass die Stadt sehr wohl eine freiwillige Leistung für die Musikschule erbringen könne, wenn sie parallel an dem Konsolidierungskurs festhalte. Von der Mehrheit der Kommunalpolitik wird dies bislang abgelehnt. Baggeler: „Wenn die Politik dabei bleibt, müssen wir eine andere Lösung finden.“

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