Mühsam weg von der Talsohle

Teilweise macht sich bei den Zulieferern wieder Zuversicht breit. Aber nicht alle glauben an Besserung.

Burscheid. Weite Teile der Burscheider Wirtschaft hängen nach wie vor am Tropf der Automobilindustrie. Entsprechend hart hat die Branchen- und Wirtschaftskrise den Standort getroffen.

Kurzarbeit und Entlassungen haben das Jahr bestimmt. Inzwischen macht sich zwar teilweise wieder etwas Zuversicht breit, aber von einer Erholung kann noch nicht die Rede sein. Ein Streifzug durch vier Zulieferbetriebe.

"Wir waren in der Talsohle. Weiter konnten wir nicht fallen", sagt Pressesprecherin Astrid Schafmeister. Das Ende September abgeschlossene Wirtschaftsjahr des Innenraumausstatters offenbart den Einbruch: Weltweit sackte der Umsatz innerhalb eines Jahres von 18,1 auf 12,0 Milliarden US-Dollar. Das ist ein Rückgang von 34 Prozent.

Die Konsequenz für das Unternehmen: Flächendeckend wurde Kurzarbeit eingeführt, es kam zum Stellenabbau. Allein in der Europazentrale in Burscheid sind seit Herbst 2008 insgesamt über 230 Stellen entfallen.

Inzwischen konnte an fast allen Standorten die Kurzarbeit wieder zurückgenommen werden. "Wir sehen eine Entspannung, aber wir werden auch 2010 weiter in einem schwierigen Geschäftsfeld tätig sein", sagt Schafmeister. Besonders gebannt wartet JC auf die Entscheidung, "was GM mit den Opel-Standorten vorhat".

Vorsichtige Hoffnung schöpft JC aus der Resonanz auf den Messestand bei der IAA in Frankfurt. "Wir hatten über 2.000 registrierte Besucher", so die Sprecherin. Im neuen Geschäftsjahr gebe es über 30 Neuanläufe, wie die Ausstattung neuer Modelle genannt wird.

So zeichnet JC zum Beispiel für den kompletten Innenraum des neuen Opel Astra verantwortlich, der im Dezember seinen Händlerstart erlebt. "Aber bis 2011 rechnen wir noch mit einer Stabilitätsphase und das Niveau des Jahres 2007/ 2008 werden wir erst wieder 2013/ 2014 erreichen."

Der angekündigte Stellenabbau wurde erst zweimal verschoben und dann von 100 auf 45 reduziert. Zusammen mit 70 freiwillig Ausgeschiedenen macht das aber dennoch 115 Stellen weniger. Und im März 2010 könnten noch einmal bis zu 100 Jobs gestrichen werden. Derzeit sei zwar die Auftragslage "temporär verbessert", teilte das Unternehmen schon im Oktober mit. Eine Änderung der schwachen Marktlage sei aber noch nicht in Sicht. Hoffnungen ruhen auf einem neuen Gießereiwerkstoff.

Noch kein Licht am Ende des Tunnels sieht Christiane Willms, die kaufmännische Leiterin der Hugo-Faßbender-Dichtungsgesellschaft (Hufa) im Gewerbegebiet Linde/ Irlen. Seit Januar befinden sich die gut 40 Mitarbeiter zum Teil bis 70 Prozent in Kurzarbeit. "Und wir werden wohl die vollen 24Monate ausschöpfen." Damit sollen weiter Kündigungen verhindert werden.

Nicht nur im Automobilbereich, der 60 Prozent des Umsatzes ausmacht, sondern mittlerweile auch im Maschinenbau seien weiter Auftragseinbrüche von 40Prozent zu verzeichnen. "Wir haben als Frühzykliker die Krise früh gespürt, also müssten wir auch als Erste merken, wenn die Konjunktur wieder anzieht. Aber davon kann noch nicht die Rede sein."

Im gewerblichen Bereich konnte die Hilgener Firma Nickisch die Kurzarbeit inzwischen wieder zurücknehmen. Nach zwei Quartalen mit roten Zahlen läuft es im zweiten Halbjahr wieder besser. "Aber das Jahr insgesamt ist vermasselt. Wir werden keine schwarze Null schreiben", sagt Geschäftsführer Johannes Orlowski.

Dennoch geht er zuversichtlicher in das neue Jahr. "Wir bewegen uns etwas gegenläufig zum Trend, weil unser Hauptkunde, die Sona-Präzisionsschmiede in Remscheid, derzeit eine sehr hohe Auslastung hat. Und außerdem haben wir im Bereich Stanzen neue Kunden gewonnen."

Für 2010 erwartet Orlowski einen Umsatz "noch unter dem Niveau von 2008, aber wir werden mit unserer konservativen Planung wieder schwarze Zahlen schreiben".

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