Modellprojekt Schulschiedsstelle: Hier urteilen Schüler

Seit Ende 2007 verhängen sechs Schüler kreisweit Sanktionen gegen Mitschüler, die sich danebenbenehmen.

Rhein.-Berg. Kreis. Prügeleien auf dem Schulhof, Mobbing, Fernbleiben vom Unterricht - was bislang ein Fall für die Schulleitung war, kann seit Ende 2007 auch vor die Schulschiedsstelle gebracht werden. Als einer von zehn Städten und Kreisen nimmt Rhein-Berg an diesem landesweiten Modellprojekt teil.

Sechs Schüler haben vor einem Jahr zwei dreitägige Seminare besucht, um sich für die Mitarbeit in der Schulschiedsstelle zu qualifizieren. Unter ihnen auch Katrin Luther. Die 16-Jährige besucht die zehnte Klasse der Friedrich-Goetze-Hauptschule und macht in diesem Jahr ihren Abschluss.

"Weil ich an unserer Schule schon im Bereich Streitschlichtung aktiv bin, wurde ich gefragt, ob ich nicht auch daran Interesse hätte", erzählt sie. Katrin hatte. Seitdem hat sie mit ihren jungen Kollegen aus Rösrath, Overath und Bergisch Gladbach sechs Fälle verhandelt.

"Die Schule muss entscheiden, ob ein Täter zu uns geschickt wird", sagt Katrin. "Möchte die Schule selbst eine Ordnungsmaßnahme verhängen, bleiben wir außen vor." Sobald die Schule sich für die Schiedsstelle entscheidet, geht der Weg über das Schulamt.

Der beschuldigte Schüler wird ins Kreishaus nach Bergisch Gladbach bestellt. "Wichtig ist, dass er freiwillig kommt und dass auch seine Eltern zugestimmt haben", erklärt Katrin.

Das Schülergremium spricht dann mit dem Jugendlichen, hört sich auch dessen Version an. Am Ende steht dann die Auswahl einer entsprechenden Sanktion. "Die muss zum Täter und zu seiner Tat passen", sagt die 16-Jährige. "So muss beispielsweise jemand, der andere mobbt, ein Plakat zum Thema Mobbing erstellen, damit er sich in sein Opfer einfühlt."

Von den Schülern und deren Eltern bekam die Schulschiedsstelle bislang nur positive Rückmeldungen. "Oft haben Sanktionen von Gleichaltrigen eine viel stärkere Wirkung als Maßnahmen der Schule."

Das unterstreicht auch Schulrat Herbert Schiffmann. "Ich bin mit der Arbeit der Schüler sehr zufrieden. Die Einrichtung ist ein guter und richtiger Weg."

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