Metzger muss zur Premiere nachliefern

Das neue Angebot vor dem alten Bahnhof in Hilgen trifft gleich am ersten Tag auf überraschend gute Resonanz.

Metzger muss zur Premiere nachliefern
Foto: Doro Siewert

Burscheid. Es ist Donnerstagnachmittag um kurz nach drei, Metzger Jakob Wiedemann ist gerade wieder im Stammhaus in Solingen-Höhscheid eingetroffen. Kurz zuvor war er noch am alten Bahnhof in Hilgen, um Ware nachzuliefern: Sein neues Angebot, wenigstens einmal wöchentlich in Hilgen wieder die Möglichkeit zu haben, Fleisch- und Wurstwaren vom Fachbetrieb kaufen zu können, trifft gleich am ersten Tag auf überraschend gute Resonanz.

Frische Mettenden musste Wiedemann seiner Frau Natalie in den Verkaufswagen nachliefern, dazu Schinkenfleischwurst. „Meine Frau ist mit dem Verkauf bisher sehr zufrieden und wir waren sehr überrascht“, sagt er. Sechs bis acht Monate lang will er ausprobieren, ob sich das Angebot jeden Donnerstag von 9 bis 18 Uhr lohnt. „Wenn es angenommen wird, warum dann nicht für immer“, stellt er jetzt schon in Aussicht.

Seit im vergangenen April die Hilgener Metzgerei Snijders/Fink Insolvenz anmelden musste, steht der gesamte Stadtteil ohne Metzgerei da. Bis Wiedemann dann Ende Oktober 2015 zunächst freitags vormittags beim Markttreff in Burscheid einstieg, gab es jenseits der Supermärkte mit der Filiale von Daum & Eickhorn in der Hauptstraße überhaupt nur noch ein entsprechendes Fachangebot in der ganzen Stadt.

Die Kunden vom Markttreff waren es dann auch, die Wiedemann die Brücke nach Hilgen schlugen. „Viele kamen von dort zum Markt und haben uns gefragt, ob wir nicht auch nach Hilgen kommen können“, erzählt Wiedemann. In einem Gespräch mit Fischhändler Jörg Hoppe erhielt er den Tipp, sich doch mal an Werner Kubitzki zu wenden.

Dem Eigentümer des Bahnhofsgeländes in Hilgen kam die Nachfrage sehr gelegen: „Wir machen uns im Verein ,Hilgen lebt’ ständig Gedanken, wie man diesen Ortsteil wieder ein bisschen attraktiver machen kann. Die Einzelhandelsgeschäfte haben hier ja einer nach dem anderen dichtgemacht“, sagt Kubitzki. Es gebe aber viele, die nicht im Supermarkt einkaufen wollten.

Wiedemanns Anfrage bei ihm ist keine zwei Wochen alt, aber innerhalb kürzester Zeit war die Vereinbarung unter Dach und Fach. „Wir haben uns die Situation vor Ort angeguckt, ich habe ihm gesagt, dass er sicher einen langen Atem benötigt, und dann haben wir uns diesen Donnerstag als Starttermin ausgesucht“, fasst Kubitzki zusammen.

Standgeld will er erst mal nicht verlangen, für den Wagen, der nahe dem Getränkemarkt aufgestellt wird, muss Wiedemann nur die Stromkosten zahlen. „Weil sich hier in Hilgen vorerst mit einer Metzgerei keine Vollexistenz mehr sichern lässt, verdient so ein zartes Pflänzchen unsere volle Unterstützung, zumal der Einzelhandel hier mit der kommenden Baustelle an der B 51 noch eine lange Durststrecke vor sich hat.“

Wiedemann ist fürs Erste sehr zufrieden — und das gilt auch für den Markttreff in Burscheid. „Der Stand freitags wird sehr gut angenommen und wir hoffen, dass wir bleiben können.“ Ein halbes Jahr verzichtet die Stadt auf die Standgebühr, zweieinhalb Monate davon sind bisher verstrichen. Für den Metzger aus Solingen waren es offenbar zweieinhalb lohnende Monate.

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