Spannung Menschliche Abgründe auf dem Rhein

Köln · Es braucht nur ein Wochenende, um das Leben von Linda aus den Angeln zu heben. Ihre Tochter Flori, nach deren Geburt sie ihr Kunststudium abgebrochen hat, heiratet und zieht mit ihrem neuen Gatten nach Australien.

Derweil vergnügt sich Lindas Mann Adi in seiner Apotheke mit der neuen Schwägerin. Grund genug für Linda, zu überlegen, ob ihr Leben jetzt mit dem Sprung von der Drehbrücke im Deutzer Hafen abrupt zu Ende gebracht werden sollte.

Doch plötzlich steht ein waschechter Kapitän neben der verzweifelten Hausfrau, die ihre Felle davon schwimmen sieht. Jo Krappmann ist der Chef auf einem Flusskreuzfahrtschiff, auf dem Linda und Adi eine Reise von Köln nach Straßburg gebucht hatten. Die Koffer hatte Linda trotz ihrer Selbstmordgedanken sicherheitshalber im Taxi vom feinen Rodenkirchen nach Deutz mitgenommen. Jetzt sieht sie die Chance gekommen, sich von ihrem bisherigen Leben zu trennen. Der Koffer von Adi bleibt an Land und das nervige Handy fliegt den Rhein. Adi versucht in letzter Minute das Unheil noch zu verhindern, doch da hat das Schiff längst abgelegt.

An Bord erwartet Linda direkt die nächste Überraschung. Ihr Gatte hatte in weiser Voraussicht sein Ticket auf Lindas Cousine Maike umgebucht, die sich jetzt mit der überraschten Linda die kleine Kabine teilt. Beim allgegenwärtigen Essen auf dem Schiff lernen die beiden direkt eine neue Freundin kennen – Enni schlägt sich eigentlich mit Putzen durch, jetzt will sie aber ihren Traummann auf dem Rhein finden und hat ihr letztes Geld in die Kreuzfahrt gesteckt.

Es dauert nicht lange, bis der Bordcasanova auf das Trio aufmerksam wird und direkt zum Angriff übergeht. Dabei begnügt sich Gunnar Behorn nicht mit einer der Damen, sondern lädt die drei, zeitlich gut gestaffelt, zum Rendezvous auf seinem Lieblingsplatz auf dem Schiff ein. Linda will das eigentlich verhindern, doch schneller als sie es vermutet, landet sie in Behorns Armen. Nach einem langen intensiven Kuss gehen bei ihr plötzlich die Lichter aus.

Der nächste Morgen beginnt für die Kölnerin mit einer bösen Überraschung. Das Schiff ist nach Deutz in den Hafen zurückgekehrt und die Polizei klopft an die Kabine Behorns, wo Linda splitternackt im fremden Bett liegt. Für Kommissar Raimund Golt zählt Linda zu den Verdächtigen in einem mutmaßlichen Mordfall. Der Frauenheld ist in der vergangenen Nacht unfreiwillig über Bord gegangen und im Rhein ertrunken.

Für das Damentrio und andere Passagiere an Bord wird die Lage jetzt ungemütlich. Die Kreuzfahrt ist bis auf Weiteres gestoppt und die Verdächtigen müssen ihre komplette Kleidung an die Polizei zur kriminaltechnischen Untersuchung abgeben. Was Linda und ihren Freundinnen bleibt sind nur die weißen Bademäntel des Schiffs und die dazugehörigen Puschen. Ihrer Würde beraubt, entschließen sich die Frauen, selbst im Mordfall zu ermitteln, um ihre Kleidung und die Würde schnellstmöglich zurückzuholen. Derweil kämpft Adi, der nun am Hafen sein Zelt aufschlägt, um seine Ehre als Ehemann. Dabei beißt er bei seiner Gattin auf Granit.

Schnell wird klar, dass das Trio nicht die einzigen Opfer des Casanovas stellte, sondern, dass dieser auch noch weitere Frauen im Visier hatte. Bei den Ermittlungen tun sich immer wieder neue menschliche Abgründe auf. Denn fast jeder an Bord hat sein Geheimnis, dass nun ans Licht kommt. „Alte Anker rosten nicht“ ist ein unterhaltsam und humorvoll geschriebener Köln-Krimi, der in die ganz eigene Welt der Flusskreuzfahrt einführt.

 

Dagmar Maria Toschka: Alte Anker rosten nicht, Gmeiner-Verlag, 284 Seiten, 11 Euro

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