Makk Makk zeigt Pentagon-Design

Köln. · Gestalter des Kölner Kollektivs zeigen ab dem 13. Januar erste gemeinsame Ausstellung seit 1987.

 Das desk „Amazonas“ von Wolfgang Laubersheimer.

Das desk „Amazonas“ von Wolfgang Laubersheimer.

Foto: Detlef Schumacher

Anfang der 1980er-Jahre brach eine junge Generation von Gestaltern in der ganzen BRD mit der bis dahin für das deutsche Design charakteristischen „Guten Form“. Angeregt durch die Konzepte von Memphis und Alchimia in Italien, erlebte auch das deutsche Design eine radikale Erneuerung. Einer der Protagonisten war das Kölner Kollektiv Gruppe Pentagon, 1985 gegründet von Gerd Arens, Wolfgang Laubersheimer, Reinhard Müller, Ralph Sommer und Meyer Voggenreiter.

Pentagon arbeitete mit Stahl und Plexiglas, kombinierte diese mit Stein, Gummi oder Leder, auch mit Gebrauchsgegenständen aus dem Alltag und gab dem Ganzen einen postmodernen Kick. 1987 war das Kollektiv mit dem Projekt „Café Casino“ Teil der documenta 8 und auf der Biennale in Sāo Paulo. Danach stellten sie unter anderem in Mailand, Rotterdam und Wien aus. Die raumgreifende Inszenierung der Ausstellung im Museum für Angewandte Kunst Köln (Makk) vom 13. Januar bis 26. April 2020 wird von den Pentagon-Mitgliedern im Kollektiv gestaltet und ist die erste gemeinsame Arbeit seit der documenta 8.

Das Café Casino
wird nachgebaut

Die Werke der Gruppenmitglieder, die fast lückenlos aus Privatsammlungen stammen, werden in einer raumgreifenden Installation in der zentralen Ausstellungshalle präsentiert. Die Möbel werden zu Performern vor einer Filmcollage, die die 1980er-Jahre reflektiert und die Arbeiten in einen kulturellen und zeitgeschichtlichen Kontext stellt. Bestandteil dieser Installation ist das „Café Casino“: Das Café, das in Kassel 1987 in den Räumen einer ehemaligen Diskothek für 100 Tage installiert war, beinhaltete eigens gestaltete Möbel – wie beispielsweise die ikonischen d8-Stühle im Zick-Zack-Look – aber auch Objekte, die mittels des Pentagon-Stempels „umfirmiert“ wurden. So verwandelten sich Geschirr einer deutschen Porzellanmanufaktur oder Gläser eines ebenfalls deutschen Glasherstellers in Pentagon-Geschirr beziehungsweise Pentagon-Gläser. Diese spannende Änderung der Autorschaft war zum einen augenzwinkernde Provokation, zum anderen aber auch Zeichen der Auseinandersetzung mit tradierten Werten.

Die umfassende Gestaltung des „Café Casino“ machte aber nicht bei den Einrichtungs- und Gebrauchsgegenständen halt, auch die Auswahl der angebotenen Speisen und die dazugehörige Speisenkarte wurden gemeinsam entwickelt. Im Makk wird ein Teil des Cafés inklusive der damals zerstörten Stehtische anhand von Originalentwürfen nachgebaut und im Rahmen von Aktionen „wiederbelebt“.

Ein weiterer Ausstellungsbereich ist den grafischen Arbeiten gewidmet – den Entwürfen, Zeichnungen, Geschäftspapieren, Katalogen und Akzidenzdrucken wie Plakaten oder Einladungskarten. Diese in privaten Sammlungen erhaltenen Dokumente können hier erstmals präsentiert werden und geben einen spannenden Eindruck in die Aktivitäten der gesamten Gruppe.

Keimzelle und Herzstück war die 1985 gegründete legendäre Galerie Pentagon, die ursprünglich als Produzentengalerie konzipiert war. Diese machte dann aber ebenso mit einem dezidierten Ausstellungsprogramm Furore: Möbel Perdu, Siegfried Syniuga, Jasper Morrison, Stiletto, Hans-Peter Adamski oder Andreas Brandolini wurden mit Objekten an der Schnittstelle zwischen Kunst und Design zu Wahlverwandten und sorgten nicht nur in Köln für Gesprächsstoff. Hinzu kamen die oftmals mehrdeutigen Titel für eigene oder Gruppenausstellungen, die nicht zufällig auch die politische Situation in den 1980er Jahren aufs Korn nahmen. „Herbstmanöver“, „Wirtschaftskriege“ oder „Statussymbole“, „Griff in den Staub“ und schließlich „Wieder Aktionismus“ lassen gleichermaßen aufschrecken wie auch schmunzeln.

Die Geschichte der Gruppe Pentagon und des Neuen Deutschen Designs wird darüber hinaus in einem 15-minütigen Dokumentarfilm erzählt. Der Film zeigt Interviews mit den fünf Akteuren, deren Wegbegleiter und aktuellen Statements, unterfüttert von originalen Videoaufnahmen aus den 1980er-Jahren. Die Ausstellung eröffnet zur imm cologne.

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