Köln Madonna trifft indische Göttin

Seit fünf Jahren gibt es das Kulturquartier am Neumarkt. Erstmals verbinden sich beide Museen dort in einer gemeinsamen Schau.

Köln: Madonna trifft indische Göttin
Foto: Stephan Eppinger

Köln. Seit der Eröffnung des Kulturquartiers im Jahr 2010 sind das Rautenstrauch-Joest-Museum und das Museum Schnütgen Nachbarn am Neumarkt. Fast 800 000 Besucher konnten beide Häuser in dieser Zeit zählen. Waren es in den Anfangsjahren bis zu 250 000 Besucher im Jahr, hat sich die jährliche Gästezahl inzwischen auf etwa knapp 100 000 eingependelt. Acht Sonderschauen hat es bislang in beiden Museen geben. Für Schlagzeilen sorgten auch Probleme mit baulichen Mängeln im neuen Gebäude.

Überlegungen zu gemeinsamen Aktivitäten gab es schon früh, umgesetzt wurde sie jetzt erstmals anlässlich des fünfjährigen Bestehens. „Madonna trifft Uma“ heißt die Ausstellung, die ab heute zu sehen ist und die eine Laufzeit bis zum 31. Januar hat. Die Idee dahinter ist es, Ausstellungsstück aus beiden Museen zueinander an einem Ort in Beziehung zu setzen. Insgesamt gibt es 23 Paarungen, die alle in einem Begleitheft verzeichnet sind. Dort findet sich auch der Grundriss des Kulturquartiers, mit dem die Besucher die Objekte finden können.

Namensgebend für die Ausstellung sind die Thronende Muttergottes mit dem Bergkristall aus dem 13. Jahrhundert und die weibliche Gottheit Uma aus der Angkor-Periode in Kambodscha, die in der Religionsabteilung des Rautenstrauch-Joest-Museums zueinandergefunden haben und die den Eindruck erwecken, nie getrennt gewesen zu sein.

Uma ist die Gemahlin von Gott Shiva. In ihr haben diverse altindische Muttergottheiten Eingang gefunden. Die Gottesmutter Maria sitzt auf einem Pfostenthron und hält ihren Sohn Jesus auf dem Schoß. Die Darstellung der thronenden Madonna mit Kind ist ein Bild der Menschwerdung Gottes, dem zentralen Mysterium des christlichen Glaubens.

Bei einer weiteren Paarung trifft eine weibliche Figur der Baule aus der Elfenbeinküste unter dem Titel „Sehnsuchtsbilder“ auf ein stehendes Christuskind. Die afrikanische Figur symbolisiert die Traumfrau, nach der sich ein Mann sehnt, und die er bei einem Schnitzer in Auftrag gegeben hat. Der Ursprung des Christuskindes liegt in italienischen Nonnenklöstern, wo das Jesuskind besonders gefühlsbetont verehrt worden ist.

Vom Austausch der Kulturen zeugen ein Ziborium und Millefiori-Perlen. In Europa galt der exotischen Kokosnuss eine besondere Wertschätzung — ihr wurden als Meernuss besondere magische Kräfte nachgesagt. Genutzt wurden die mit kunstvollen Schnitzereien versehenen Nüsse für die Aufbewahrung wertvoller Dinge wie Hostien. Ähnlich exotisch und wertvoll waren in Afrika die Glasperlen aus Europa, mit denen wertvolle Gewürze, Seide oder Elfenbein eingetauscht worden sind. Teilweise wurden die Perlen auch als Währung benutzt.

Weitere Paarungen sind eine Schneckentrompete aus Neuseelandung und die Glocke aus der Kölner Kirche St. Cäcilien oder ein Abtstuhl aus Burma und das Chorgestühl der ehemaligen Stiftskirche St. Georg in Wassenberg. Ein betender Mönch aus Thailand trifft im Kulturquartier auf Johannes von der Triumphkreuzgruppe aus Sonnenburg, genauso begegnen sich im Museum Schnütgen ein Sufi-Gewand mit gestickten Koransprüchen und kirchliches Gewand aus dem Mittelalter. Unter dem Stichwort „Nagelzeichen“ stehen sich dort auch ein Kruzifix, mit dem mit Nägeln ans Kreuz geschlagenen Jesus, und eine Nkisi-Figur, einem Nagelfetisch, aus dem Kongo gegenüber.

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