Leidenschaft für sein Instrument und seine Hilfsaktion

Seit Jahren unterstützt der Düsseldorfer Cellist Thomas Beckmann Obdachlose mit den Mitteln der Musik.

Leidenschaft für sein Instrument und seine Hilfsaktion
Foto: Doro Siewert

Altenberg. Thomas Beckmann und sein Cello — wessen Lebensgeschichte von beiden die erstaunlichere ist, lässt sich nicht einfach beantworten. In seinem Benefizkonzert am Donnerstag im Altenberger Dom, erfuhren die rund 200 Besucher jedenfalls sehr viel über den weltberühmten Musiker von ihm persönlich.

Seine ungebrochene Liebe zu diesem voluminösen Instrument seit seinem siebten Lebensjahr. Wie er zu seinem „Mendicante“ kam, das 1750 erbaut und auf einem Pariser Dachboden entdeckt wurde, hört sich an wie ein modernes Märchen. Makellose, weiche Töne der vier Cello-Saitenbrachten schon mit dem Largo Nr. 5 von Vivaldi einen Hauch Wärme hinauf in die hohen gotischen Bögen — als angenehmen Kontrast zur feuchtkalten Luft im Kirchenschiff.

Thomas Beckmann wurde durch Hans-Peter Bolz, Kreisdirektor der Caritas Rhein-Berg, willkommen geheißen und gewürdigt: Wie es vor rund 20 Jahren dazu kam, dass Beckmann (57) begann, Schlafsäcke zu sammeln und an Obdachlose zu verteilen. Und wie sich diese Hilfsaktion des gebürtigen Düsseldorfer Musikers 1996 in dem bundesweiten Verein „Gemeinsam gegen Kälte“ stabilisierte.

Auch Landrat Hermann-Josef Tebroke würdigte das mutige Engagement eines Künstlers, der mit seiner Musik zur Weltspitze der Cellospieler gehört, seine Begabung aber zum großen Teil in den Dienst von Menschen stellt, die am Rand der Gesellschaft stehen. Tebroke: „In einer ökonomisch stabilen Region geht es in erster Linie nicht um die winterliche Kälte in der Natur. Die grundsätzliche Kälte innerhalb der Gesellschaft braucht noch stärkere Anstrengung und Ideen, sie zu überwinden.“

Der Benefiz-Abend im Altenberger Dom wurde zu einem besonderen Erlebnis. Suiten von Bach erklangen nicht nur als geschliffene, meisterlich gespielte Ton-Gemälde, sie wurden auch gespickt mit vielen Details über Werk und Absicht des Komponisten. Akkordaufbau, Passagen mit speziellem Bezug zu ihren Gefühlswerten — Beckmann erklärte mit steigender Freude und fröhlicher Leidenschaft deren Stellung im Gesamtbild der Komposition — so auch, wie er und die vier Saiten seines Cello sich daran erfreuen, mit Tonfolgen zurecht kommen, die eigentlich für fünf Saiten gedacht waren.

Die erste Dozentenstunde in klassischer Musikpraxis gehörte ausschließlich Werken von Bach; nach der Pause setzte Beckmann ein interessantes Pendant mit Filmmusiken aus der Feder Charlie Chaplins. Auch hier erzählte er humorvoll und gerafft, für welche filmischen Situationen Chaplin seine Melodien konzipierte. Das musikalische Schaffen des weltbekannten Komikers ist nur wenigen Kennern bewusst.

Standing Ovations und eine musikalisches Bonbon als Zugabe beendeten zweieinhalb Stunden musikalischer und menschlicher Kostbarkeit. „Gemeinsam gegen Kälte“ gab an jeden Besucher Spendenbriefchen aus, die mit Name und Adresse versehen in einen Los-Topf kamen. Drei Besucherinnen wurden daraus als Gewinnerinnen einer Beckmann-CD ermittelt. Als zusätzliche Spenden für das Netzwerk Wohnungsnot Rhein-Berg konnte sich Bolz für 452 Euro bedanken.

Noch bis zum 13. April sind Thomas Beckmann und sein Cello in Benefiz-Konzerten bundesweit zu hören.

gemeinsam-gegen-kaelte.de

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