Landtagswahl: „Wir haben noch was zu tun“

Hermann Küsgen wirbt auf Landesebene um Stimmen. Die Stimmung an den Ständen sei noch verhalten.

Rhein.-Berg. Kreis. Hermann Küsgen tritt ein schweres Erbe an. Der Freidemokrat aus Overath folgt Christian Lindner nach und kandidiert bei der Landtagswahl am 9. Mai im Wahlkreis 22, zu dem auch Wermelskirchen und Burscheid gehören.

Lindner, der zwar noch dem FDP-Kreisverband vorsteht, hat nach der Bundestagswahl im September 2009 der Landespolitik ade gesagt, ist in den Berliner Bundestag eingezogen und hat es mittlerweile zum FDP-Generalsekretär an der Spree gebracht.

Angesichts des kometenhaften Aufstiegs seines Parteifreundes weiß Hermann Küsgen, dass er keine leichte Aufgabe angenommen hat - zumindest in Wermelskirchen. Schließlich kann er hier nicht, wie Lindner, mit einem Heimvorteil aufwarten.

Dabei fehlt es dem 60-Jährigen nicht an politischer Erfahrung. Der gebürtige Rösrather gehört seit 30 Jahren der FDP an. Da war es zum kommunalpolitischen Engagement nicht weit. "In einer kleinen Partei wird man relativ schnell in die Arbeit eingebunden", weiß der Vorruheständler.

Seit 1989 gehört Hermann Küsgen in Overath, wo er seit 35 Jahren mit Ehefrau Gabi wohnt und seine beiden Kinder Andreas (34) und Vera (30) aufgewachsen sind, dem Stadtrat an. Vor sechs Jahren übernahm er außerdem den Fraktionsvorsitz und stieg 2009 als freidemokratischer Bürgermeisterkandidat in den Ring.

17 Prozent der Overather stimmten für ihn. "19,4 Prozent wählten die FDP. Overath ist eine unsere Hochburgen", nennt Hermann Küsgen, der als seine Schwerpunkte Bildungs-, Verkehrs- und Haushaltspolitik nennt, nicht ohne Stolz die Ergebnisse bei der Kommunalwahl.

In den Landtagswahlkampf geht der gelernte Luftverkehrskaufmann, der seit Weiberfastnacht 2008 in der Ruhephase der Altersteilzeit ist, ambitioniert und realistisch: "Bei allem Optimismus: Der Gewinn des Direktmandates gegen Rainer Deppe ist unrealistisch."

Realistischer ist für den Overather, der seit vier Jahren als stellvertretender FDP-Kreisvorsitzender Lindner zur Seite steht, sich ganz auf ein gutes Abschneiden zu konzentrieren, so dass die CDU-FDP-Koalition auch in den nächsten fünf Jahre in der Regierungsverantwortung in Düsseldorf behält.

Dass die FDP landesweit ihr 2005er Ergebnis von 6,2 Prozent in diesem Jahr toppen kann, steht für ihn außer Frage. "Ich glaube, dass wir noch zulegen können." Die Prognosen würden 8,1 Prozent ausweisen, aber Küsgen hält auch 9 bis 10 Prozent für möglich. Wohlwissend, dass das Interesse an der Landtagswahl zurzeit noch etwas verhalten ist.

"An den Ständen ist die Euphorie nicht ganz so groß wie bei der Bundestags- und der Kommunalwahl. Wir haben noch was zu tun." Etwa 8000 Euro stehen ihm dafür als Wahlkampfbudget zur Verfügung.

Da der Südkreis immer sein Lebensmittelpunkt war, möchte er im Wahlkampf seinen Wahlkreis durchwandern und vertrauter mit der Region werden. Obwohl ihm durch die Kreisparteitage und auch die guten Kontakte zu seinen Wermelskirchener Parteifreunden Eric Weik und Werner Güntermann sowie den beiden Bundestagsabgeordneten Christian Lindner und Johannes Vogel die Stadt Wermelskirchen durchaus nicht ganz fremd sei.

Damit der Wahlkampf nicht zu sehr zehrt, hält sich der 60-Jährige durch Wandern und Kegeln fit. Auch Besuche im Fitnessstudio helfen bei der Erhaltung einer guten körperlichen Konstitution. Die ist zudem wichtig für ein gemeinsames Hobby des Ehepaars. Die Küsgens verreisen gerne. Chile und Argentinien haben sie bereits besucht, alle zwei bis drei Jahre zieht es sie zu einer befreundeten Familie nach Japan, wo auch Tochter Vera einmal ein halbes Jahr verbracht hat.

Künftig will das Ehepaar aber auch die Schönheiten Deutschlands und Italien entdecken. "Früher sind wir viel in Spanien und Portugal gewesen. Jetzt haben wir vor, Italien und Deutschland unter die Lupe zu nehmen", verrät Hermann Küsgen, der Zuhause von seinem zweijährigen Enkel Fabian auch gerne auf Trab gehalten wird. Ein weiteres Enkelkind ist im Anmarsch.

Dass er nach dem 9. Mai für die Enkel dann weniger Zeit hat, weil er im Landtag sitzt, davon ist Hermann Küsgen allerdings weniger überzeugt. Mit Platz 40 auf der Reserveliste sieht er die Chance dafür pragmatisch: "Wenn ich nicht in den Landtag komme, bricht für mich nicht die Welt zusammen. Ich hoffe aber auf ein zweistelliges Zweitstimmenergebnis."

Ob es dafür reicht, wird sich am 9. Mai zeigen. Für Hermann Küsgen ist der Wahltag auf jeden Fall ein persönlicher Glückstag. Es ist sein Hochzeitstag, der sich heuer zum 35. Mal jährt.

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