Kunstvolle Geschichte des Badehauses

Drei Kölner Künstler haben sich auf sehr unterschiedliche Weise mit ihrem Ausstellungsraum auseinandergesetzt.

Burscheid. Er ist zwar in Burscheid geboren und aufgewachsen, aber das Badehaus in seiner ursprünglichen Bestimmung hat er nie kennengelernt. Fasziniert war und ist Dietmar Paetzold aber dennoch von der Geschichte des heutigen Kulturgebäudes. Jetzt können die Ergebnisse seiner künstlerischen Auseinandersetzung besichtigt werden. Zusammen mit zwei Künstlerkolleginnen hat der 65-Jährige die Ausstellung „reconstructed“ gestaltet. Am Freitagabend wird sie im Badehaus eröffnet.

Paetzold selbst nähert sich der früheren Funktion des Gebäudes unter anderem durch fotografische Selbstporträts an, die in ihrer Diktion an Gemälde von Gerhard Richter erinnern. Der verschwommen-nebelige Effekt entstand durch spezielle Folien. Die bei den Aufnahmen verwendeten Badetücher liegen im Original vor den Fotos auf dem Boden.

Origineller Kommentar des Wechsels vom Freibad am Badehaus zum Hallenbad ist eine Installation, die mit fünf gefüllten Wasserbeuteln den „Umzug“ des Wassers symbolisiert, ergänzt mit Kindheitsfotos des Künstlers. Und Paetzolds Bodeninstallation „Dark Water“ ist eine Verarbeitung der dunklen Rolle des Wassers als Massengrab in den aktuellen Flüchtlingsdramen.

Seine Kollegin Christiane Simonis, die wie Paetzold und auch die dritte beteiligte Künstlerin Andréa Bryan im Atelierhaus Art Factory in Köln-Dünnwald arbeitet, ist mit großformatigen Holzdrucken vertreten. Sie zeigen Akte, in denen die Körper aber zurückgenommen dargestellt werden. „Im Bad präsentiert man seinen Körper nicht“, sagt die Künstlerin. Entsprechend soll in den Waschszenen ein privat zurückgenommenes und schutzbedürftiges Körpergefühl zum Ausdruck kommen.

Ein anderes Druckverfahren, die Monotypien, lebt von der Einmaligkeit: Papier wird auf eine mit Farbe bestrichene Glasfläche gelegt und dann bearbeitet. So entstehen Drucke mit Schattierungen und räumlicher Wirkung.

Ganz für den Moment hat Andréa Bryan ihre Erinnerungs-Installation geschaffen. Entstanden sind die vier Duschräume des Badehauses. Im ersten verweist eine Videoprojektion auf das Abwasser samt Abfluss, im letzten ein Video auf die Weite des Meeres.

Eine Arbeit nicht nur als Erinnerung an das frühere Bad, sondern auch an die eigene Familiengeschichte: Der Urgroßvater wanderte über das Meer von Europa nach Nordamerika und weiter nach Brasilien aus, die Künstlerin selbst kehrte aus Brasilien zu den familiären Wurzeln zurück. Ein Erinnerungsprozess, der seinen Abschluss im Badehaus findet.

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