Kulturverein zieht sich aus der Hans-Hoersch-Halle zurück

Das geringe Interesse steht für den Verein in keinem Verhältnis mehr zum finanziellen Aufwand. Die Konsequenz: weniger Programm vor Ort und mehr Theaterfahrten.

Kulturverein zieht sich aus der Hans-Hoersch-Halle zurück
Foto: Doro Siewert

Burscheid. Das Burscheider Publikum wird ihn schmerzlich vermissen: Thorsten Hamer als Heinz Erhardt beziehungsweise in dessen Rolle Finanzbeamter Willi Winzig. Das Kleine Theater Bad Godesberg, das der Kulturverein seit drei Jahren in Burscheid begrüßte, hat zum letzten Mal in der Hans-Hoersch-Halle gespielt.

In dieser Halle werde es keine Theateraufführungen mehr geben, sagte Jelle von Dryander, Erste Vorsitzende des Kulturvereins, bevor die Schauspieler die Bühne betraten. Getuschel brach bei dieser Nachricht im Publikum aus. Der schöne Theaterabend begann mit einem Dämpfer. „Nur ein Prozent der Burscheider Bevölkerung kommt her. Wir können den finanziellen Aufwand nicht mehr stemmen“, erklärte Jelle von Dryander weiter. „Die Karten müssten das Doppelte kosten.“

Auch wenn am Samstagabend viele Zuschauer zur Aufführung von „Der Fußballkönig“ kamen, so hätten es doch mehr sein können. Platz biete die „geliebte und gehasste“ Hans-Hoersch-Halle für 400 Personen, so Jelle von Dryander. Die Konsequenz: Das Programm muss abgespeckt werden. Mittelpunkt des Geschehens ist künftig das Kulturbadehaus.

Auch will der Kulturverein Theaterfahrten anbieten — beispielsweise zum Kleinen Theater Bad Godesberg, sagte die Vorsitzende mit Blick auf die Bühne. „Wir machen weiter in der Kultur. Das ist klar.“

Nach diesen Worten hatte das Theaterensemble keinen guten Start — hätte man meinen können. Doch schon als Willi Winzig die Bühne nur betrat, brach Gelächter aus, noch bevor er den Mund öffnete. In der Komödie „Der Fußballkönig“ lief Thorsten Hamer als Heinz-Erhardt-Double zur Höchstform auf. „Jetzt reißen Sie sich bitte zusammen“, entgegnete er dem wieder aufgeheiterten Publikum fast empört, um selbst nicht aus dem Tritt zu kommen. Schließlich galt es, eine Salve flapsiger Sprüche nach der anderen abzufeuern.

In „Der Fußballkönig“ will Willi Winzig seinen Fußballverein retten. Das Problem: 50 000 Euro müssen dafür her. Die Lösung soll die vorgetäuschte Hochzeit seiner Tochter Susanne (Eva Wiedemann) mit dem dümmlichen Trainer Herbert (Olaf Böhnert) sein, damit die reiche Tante aus Amerika (Waltraut Haas) das versprochene Geldgeschenk rausrückt.

Ganz so leicht lässt sich die Tante aber nicht ins Bockshorn jagen. Als Waltraut Haas die Bühne betrat, wurde ihr zugleich die Anerkennung des Publikums zuteil. Die 87-jährige Österreicherin begann ihre Karriere bereits 1948 im Wiener Renaissancetheater, ihre Filmografie ist mehrere Seiten lang. Auch wenn sie in ihrer Rolle sagte: „In meinem Alter legt man sich nicht mehr freiwillig hin. Man weiß ja nicht, ob man wieder hochkommt“, ihr Alter merkte man Waltraut Haas auf der Bühne nicht an.

Publikumsliebling blieb aber Willi Winzig, der, in die Gegenwart katapultiert, die Politik aufs Korn nahm. Die Finger zur Raute verschränkt, rief er: „Ich sage es mal wie Kanzlerin Merkel. Jein.“ „Verarschen“ könne er sich selber, sagte Trainer Herbert. „Ja, aber ich kann es besser“, lautete der Konter von Willi Winzig. Und er sollte recht behalten. Das Publikum bedankte sich: mit Gelächter und Applaus.

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