Vortrag in Burscheid Krankenschwester will mit Ammenmärchen aufräumen

Burscheid · Schreien stärkt die Lunge der Babys? Und sie müssen alleine einschlafen? Alexandra Höller will in Burscheid über Falschwissen aufklären. Auch Kurse bietet sie an.

 Alexandra Höller bietet unter anderem Kurse rund um die Schwangerschaft und nachgeburtliche Betreuung für Familien an.

Alexandra Höller bietet unter anderem Kurse rund um die Schwangerschaft und nachgeburtliche Betreuung für Familien an.

Foto: Siewert, Doro H503799

Die meisten Ratschläge, die Eltern lesen oder hören, sind wissenschaftlich längst überholt. Babys müssen mit sechs Monaten weder durch- noch alleine einschlafen. Tragen macht Kinder nicht nur gesund, sondern auch klug. Und die Neugeborenen schreien lassen stärkt nicht die Lunge, sondern schädigt die Hirnstrukturen.

Das sagt die examinierte Krankenschwester und Stillberaterin Alexandra Höller. Am 31. Mai ist die Wermelskirchenerin in der Buchhandlung Hentschel in Burscheid zu Gast und spricht dort über „artgerecht gehaltene“ Babys. „Artgerecht“, so lautet der Titel eines Buches von Nicola Schmidt, auf dessen Thesen sich der Vortrag der 47-Jährigen stützt. Aber auch sie selbst glaubt zu wissen, wovon sie redet. „Ich bin fünffache Mutter und habe viele Jahre in der Wochenbettstation verschiedener Kliniken gearbeitet.“ Dort sei ihr immer wieder eine Diskrepanz aufgefallen zwischen der Erwartungshaltung der Eltern und dem tatsächlichen Bedürfnis des Babys.

„Mütter und Väter denken, das Kind wird sich dem Leben der Eltern anpassen. Das genau aber passiert nicht“, sagt die Krankenschwester. Und so würden häufig die Signale der Kinder falsch interpretiert und nach den soziokulturellen Vorstellungen der Eltern behandelt. So habe zum Beispiel meist die Sauberkeit Vorrang vor der Ernährung. „Das Kind möchte aber erst gestillt und dann gewickelt werden“, behauptet Alexandra Höller. Schmatzen und eine Hand in den Mund stecken seien dafür deutliche Anhaltspunkte. Häufig seien Eltern heute aber schlecht oder gar nicht mehr beraten – nicht zuletzt durch den Hebammenmangel. Und sie setzten so die falschen Prioritäten. „Man kann die Kinder auch windelfrei erziehen.“ Das wolle sie natürlich niemandem vorschreiben. „Aber Kinder hatten im Bauch keine Windel.“ Somit sei es für sie unangenehm, in eine Windel zu machen. Dogmatisch wolle sie ihr Angebot an Eltern aber nicht verstanden wissen. Vielmehr solle jede Familie selbst ihren Weg finden. Ziel sei, „einen gemeinsamen Raum für Geborgenheit zu schaffen, um natürliche Prozesse in dieser wertvollen Zeit der Veränderung zu schützen und zu bewahren“.

Deshalb rümpfe sie auch nicht die Nase, wenn sich eine Mutter für das Fläschchen entscheidet. Zwar sei erwiesenermaßen das Stillen besser für das Kind, aber es bringe nichts, die Brust zu geben und dabei Fernsehen zu schauen oder nebenbei mit dem Handy zu spielen. „Mir geht es darum, dass die Eltern die Bedürfnisse der Kinder sehen. Und ich möchte mit diesen Ammenmärchen aufräumen.“ Schreien sei kein Prozess, der ein Kind stärken könne, sondern ein Signal für ein Problem.

Sie wolle Hilfestellungen geben, was nach Studienlage medizinisch sinnvoll ist, was Naturvölker tun und was ein evolutionär sinnvolles Verhalten sein könne. Ziel sei es, Eltern zu informieren, miteinander zu vernetzen und in ihrem Vertrauen in sich selbst zu stärken.

Der Vortrag von Alexandra Höller beginnt am 31. Mai um 19.30 Uhr. Karten zu 8 Euro gibt es unter Tel. 82 42. Kontakt: 

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort