Kostendeckel lässt Pläne schrumpfen

Wahrscheinlich muss beim Neubau in der Montanusstraße abgespeckt werden, damit die Bausumme von 1,3 Millionen Euro nicht überschritten wird.

Burscheid. Die Herausforderung sei "sportlich", sagte Architekt Clemens von Dryander am Donnerstagabend bei der Präsentation der drei Entwürfe für den Neubau eines Jugendzentrums in der Montanusstraße. Sein Kollege Edgar Krings formulierte es drastischer: "1000 Euro pro Quadratmeter sind für diese Nutzung nicht realistisch. Dann muss das Gebäude kleiner werden."

Der Kostendeckel liegt bei 1,3Millionen Euro, ein Raumprogramm ist festgeschrieben, die Nutzfläche soll 1300 Quadratmeter betragen. Ist das einzuhalten? Das Aachener Planungsbüro Schmitz, das einen der beiden Siegerentwürfe vorgelegt hat, sagt Nein. Die Kostenschätzung für den so genannten Riegelentwurf liegt folgerichtig 330 000 Euro über der Maximalsumme.

Das Düsseldorfer Büro Miksch und Rücker, das sich mit seinem Pavillonentwurf ebenfalls einen ersten Preis sicherte, hält in seiner Kostenschätzung zwar die 1,3 Millionen ein, aber die Verwaltung hat Zweifel, ob dabei solide gerechnet wurde: Denn bei den Kalkulationen für die Haustechnik unterschreiten die Düsseldorfer beispielsweise ihre Aachener Kollegen gleich um 200 000 Euro.

Im Rahmen der Präsentation der Entwürfe in der gemeinsamen Sitzung des Stadtentwicklungs- sowie des Sozial- und Schulausschusses erging daher eine Aufforderung an beide Büros: Die Aachener sollen sich in ihrem Entwurf von zum Teil gar nicht geforderten Details trennen und beispielsweise auch die Raumhöhen reduzieren, um so zu einer Kostensenkung zu kommen; Miksch und Rücker hingegen soll noch einmal prüfen, ob sie wirklich ihrer (niedrigeren) Kostenschätzung vertrauen. In der Verwaltung geht man davon aus, dass sich dann die Kosten beider Entwürfe weitgehend angleichen.

Gleichwohl lägen sie dann vermutlich immer noch über der Summe von 1,3 Millionen Euro. "Aber das darf nicht passieren, sonst bekommen wir von der Kommunalaufsicht das gesamte Projekt nicht genehmigt", stellte Beigeordneter Stefan Caplan klar. Einhellige Rückendeckung erhielt er aus der Politik: "Dann müssen wir Abschied nehmen von unseren bisherigen Vorstellungen", stellte Ralf ten Haaf (SPD) in Ausicht. Auch für Gert Weber (FDP) hieße das Gebot der Stunde dann: "Abspecken!"

Entgegen dem Vorschlag der Verwaltung bleibt nun gerade vor dem Hintergrund der Kostendiskussion auch der dritte (und nur mit einem dritten Preis ausgezeichnete) Entwurf des Leverkusener Büros Pässler, Sundermann und Partner weiter im Rennen. Der "Rundling" hält sich ebenfalls an die Kostenvorgaben, lässt bisher aber beispielsweise einen Aufzug für die geforderte Barrierefreiheit vermissen.

Am 9. April werden die Pläne im Megaphon noch einmal den Jugendlichen vor- und zur Diskussion gestellt. Innerhalb der kommenden zwei Wochen erwartet die Verwaltung zugleich die Verbesserungsvorschläge und Neukalkulationen aus den beteiligten Büros und wird alle drei Vorschläge dann noch einmal prüfen. Im Juni soll schließlich eine Vorlage mit einem Verwaltungsvorschlag für einen der drei Entwürfe vorliegen, denn zur Jahresmitte muss auch der Förderantrag gestellt werden.

Ein anderer Aspekt der knappen Bausumme: Der gewünschte Einsatz regenerativer Energie wird schwieriger. Zwar sprechen neben der Umweltverträglichkeit auch die oft niedrigeren Folgekosten dafür, aber der höhere Investionsaufwand scheint bisher angesichts des Finanzrahmens keinem der Büros vertretbar.

Einhellig war auch die Einschätzung der weiteren städtebaulichen Entwicklung der Montanusstraße: Eine mögliche Umgehungsstraße auf der alten Bahntrasse in unmittelbarer Nähe zum Neubau wurde durchweg als "schwierig" beurteilt, ein Radweg dagegen als optimale Ergänzung.

Platz genug für beide Lösungen lassen zwar alle Pläne. Aber womöglich wird der Neubau des Jugendzentrums eines Tages auch als Beginn des Abschieds auf Raten von allen Straßenplänen in die kommunalpolitische Geschichte eingehen.

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