Kommunalwahl: Zweigeteilte CDU wie gelähmt

Auch eine Abspaltung ist nicht ausgeschlossen. Michael Baggeler hält sich noch alle Optionen offen.

Burscheid. Der Riss durch die CDU ist tief und nichts in Sicht, was ihn überbrücken könnte. Die zweigeteilte Partei befindet sich im Lähmungszustand, nachdem sie ihren Vorsitzenden Michael Baggeler bei der Wahl zum Bürgermeisterkandidaten mit 51:64 Stimmen ins offene Messer hatte laufen lassen.

Auch nach einem morgendlichen Besinnungsgang durch das Eifgental hatte der 41-Jährige am Donnerstag seine Fassungslosigkeit noch nicht überwunden. "Ich werde mir noch die Tage Zeit nehmen und zur Sitzung des Parteivorstands kommende Woche Mittwoch einladen. Ich gehe aber davon aus, dass das dann meine letzte Amtshandlung als Parteivorsitzender war."

Wie er mit seinen anderen Ämtern verfahre (Stellvertretender Bürgermeister und Vorsitzender im Ausschuss für Stadtentwicklung), wolle er nach der Vorstandssitzung entscheiden. "Das hängt davon ab, wohin die politische Reise mit mir geht." So sei es auch denkbar, als Fraktionsloser weiterzumachen.

Baggeler nahm dabei das Wort von "Wermelskirchener Verhältnissen" in den Mund. In der Nachbarstadt sitzen mittlerweile zwei Vereinigungen im Rat, die sich von der CDU abgespalten haben. "Und es hat am Abend genügend Stimmen gegeben, die gesagt haben, sie treten aus." Auch eine Kandidatur als Unabhängiger schloss der Kommunalpolitiker weiterhin nicht aus. Mehrfach sei er dazu aufgefordert worden. "Aber ich bin und bleibe Christdemokrat und ein Austritt fiele mir sehr schwer." Andererseits: Sich ganz von der kommunalpolitischen Bühne in Burscheid zu verabschieden, ist auch außerhalb seiner Vorstellungskraft.

An Zufälle bei der Abstimmung am Mittwoch mag Baggeler nicht glauben. Es gebe Indizien für ein abgekartetes Spiel. So sei er im Parteivorstand gedrängt worden, die Wahl des Bürgermeisterkandidaten terminlich von der Aufstellung der Wahlkreiskandidaten zu trennen.

"Was einen am meisten schmerzt, sind die menschlichen Erfahrungen", sagte er. Er sei nie zur Seite genommen und in einem offenen Wort mit Kritik an ihm konfrontiert worden. "Wenn man mit offenem Visier kämpft, ist das etwas ganz anderes."

Ob nun wieder Stefan Caplan Kandidat wird? "Ich sehe die Gefahr, dass ihm das gleiche Schicksal droht." Auch der Beigeordnete selbst hielt sich am Donnerstag weiter bedeckt. Gleichwohl ist klar, dass die Gegner einer Baggeler-Kandidatur genau diese Rückkehr in den Ring von ihm erwarten.

Fraktionschef Jörg Baack glaubt nicht, dass schon kommende Woche die Weichen gestellt werden. "Aber eine große Partei wie die CDU muss einen Kandidaten aufstellen." Er selbst bleibe aber auf jeden Fall bei seiner Entscheidung, 2009 nicht wieder für den Rat zu kandidieren.

"Nach meinem Dafürhalten muss an der Spitze einer kleinen Verwaltung wie Burscheid ein Verwaltungsmann stehen", hielt Bürgermeister Hans Dieter Kahrl nicht länger mit seiner Einschätzung hinter dem Berg. Er habe sich aber bewusst vor der Entscheidung zurückgehalten.

Anders als Kahrl glaubt der CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach: "Es gibt gute Gründe für einen Verwaltungsfachmann und gute Gründe für einen erfahrenen Kommunalpolitiker. Und es gibt keine Beweise, welche These die richtige ist." Seine Sorge: "Wenn sich in einer Partei zwei gleich starke Bataillone gegenüberstehen, ist das immer ein Problem im Wahlkampf."

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