Interview Zwölf Rollen und sechs Schauspieler

Köln. · Im Theater am Dom begeistert das Stück „Weihnachten auf dem Balkon“. Markus Majowski pendelt darin zwischen Schlachter und Feingeist.

Markus Majowski (l.) als Familienvater im Stück „Weihnachten auf dem Balkon“.

Markus Majowski (l.) als Familienvater im Stück „Weihnachten auf dem Balkon“.

Foto: TaD/Andreas Baethe

Endlich Weihnachten – das Fest der Liebe. Auch bei zwei nebeneinander wohnenden Familien ist der Heiligabend in vollem Gange. Doch statt anheimelnder Ruhe und familiärer Eintracht öffnen sich private Abgründe – Austragungsort ist der heimische Balkon. Markus Majowski übernimmt die Rolle des feingeistigen Familienvaters Patrick und des Schlachters Christophe im Doppelpack. Zu sehen ist die Komödie „Weihnachten auf dem Balkon“ von Gilles Dyrek noch bis zum 27. Januar im Theater am Dom.

Wie oft ziehen Sie sich in dem Stück um?

Markus Majowski: 13 mal – auch wenn es nach mehr aussieht. Anfangs war das schon eine Herausforderung, aber inzwischen hilft es, zu wissen, wo man gerade in der Geschichte ist. Ich bin auf jeden Fall immer auf dem richtigen Balkon.

Wie schwer ist es, zwischen Metzger und Feingeist ständig zu wechseln?

Majowski: Ich hätte es mir schwerer vorgestellt. Aber man kann das mit der Körperhaltung und dem Sprachduktus gut bewältigen. Der Metzger ist sehr burschikos und etwas langsam angelegt. Ich hätte gerne etwas berlinert, aber mögen die Kölner nicht so gerne. Der Familienvater Patrick ist ein fröhlicher Charakter und deutlich schneller als Christophe. Er ist ein Typ, der sich gerne unsichtbar macht, wenn es Probleme gibt. Er ist der gute Junge, bei dem seine beherrschende Mutter immer alles abgelassen hat. Das hat er bewältigt, indem er allen Ärger durch sich hindurch fließen lässt – der perfekte Verdränger.

Was hat Sie an der Doppelrolle gereizt?

Majowski: Die Leute lachen sich bei der Geschichte scheps. Das feierliche Weihnachtsfest wird mit dem familiären Alltag verbunden. Weihnachten ist ja das Fest, wo die meisten Ehen und Beziehungen kaputt gehen. In der Geschichte erkennt man sich sehr gut selbst wieder, das habe ich schon bei den Proben gedacht. Ich habe mich auch schon mal, wenn alle in der Familie die Probleme wälzen, auf den Balkon gestellt. Und dann kommen doch alle wieder zu mir raus, weil sie sich davon Ruhe und Ausgeglichenheit versprechen.

Gibt es ein privates Weihnachtsfest, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Majowski: Ja, 1990, als mein Vater im Sterben lag. Wir haben ihn für ein paar Wochen zu uns geholt und mit ihm gemeinsam sein letztes Weihnachten gefeiert. Das war sehr traurig, aber auch sehr intensiv und schön. Am 15. Februar 1991 ist er dann gestorben.

Wie feiern Sie Weihnachten?

Majowski: Mit der ganzen Familie bei mir oder bei meiner Mutter. Wir gehen in die Kirche und das Glöckchen läutet dann später zur Bescherung am Heiligen Abend. Wir lesen die Weihnachtsgeschichte vor und hören klassische Weihnachtsmusik mit deutschen Texten. Jeder erzählt ein schönes Erlebnis und es wird auch über die Bedeutung des Glaubens und der Heilsbotschaft von Jesus Christus diskutiert. Dazu kommt ein schönes Essen, das meine Frau und meine Mutter zubereiten. Mein Favorit ist da der Gänsebraten mit Rotkohl und Klößen. Tradition hat auch der gemeinsame Spaziergang mit der Familie im Grunewald.

Gibt es bei Ihnen auch einen Balkon?

Majowski: Ja, wir haben Balkone und einen Garten. Da wird bei Schnee auch schon mal ein Schneemann gebaut.

Was ist die Botschaft des Stücks?

Majowski: Wahre Liebe wird auch bei all den Streitigkeiten und Konflikten nicht kaputt gemacht. Am Enden findet das Paar wieder zusammen und zieht sich zum Schmusen zurück.

Welche Beziehung haben Sie als Berliner zu Köln?

Majowski: Köln liebt seine Künstler und ist eine künstlerische Stadt. Auch die Nachbarn interessieren sich für das, was man macht. Was ich an Köln nicht so gerne mag, ist der Karneval. Das ist mir die Stadt zu laut und zu dreckig. Ich versehen nicht, dass die Leute ihren Müll nicht aufräumen und einfach auf die Straße werfen. Der Karneval hat seinen ursprünglichen Charakter verloren und ist zum Massenbesäufnis geworden. Was man natürlich nicht verbieten kann.

Was mögen Sie an Köln besonders?

Majowski: Ich mag den Rhein sehr gerne. Da gehe ich mit meinem Hund Utzy spazieren, der ist gerade mal sieben Monate alt. Er begleitet mich und hilft mir, wenn ich alleine in einer anderen Stadt bin und meine Familie sehr vermisse.

Was werden Sie sich in Köln anschauen?

Majowski: Neben den Spaziergängen am Rhein, will ich gerne zur Kirche St. Aposteln am Neumarkt, die mir sehr gut gefällt, und zum Beethovenpark.

Service: Karten, Telefon 0221/2580153, Mo-Fr 10-20, Sa 11-20 Uhr, So: eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Weitere Infos gibt es online unter:

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