"Werkself" wirbelt auch gegen Frankfurt weiter

Nach dem 4:1 in Leipzig zerlegt Bayer Leverkusen mit Eintracht Frankfurt auch den nächsten direkten Konkurrenten. Brandt, Volland und Havertz überragen - auch weil ihr Trainer erneut clever umstellte.

Leverkusens Julian Brandt (l-r), Torschütze Kevin Volland und Kai Havertz feiern das Tor zum 2:1.

Leverkusens Julian Brandt (l-r), Torschütze Kevin Volland und Kai Havertz feiern das Tor zum 2:1.

Foto: Federico Gambarini

Nach dem 0:0 gegen den FC Augsburg vor zwei Wochen und den im Kampf um die Qualifikation zur Champions League damit einmal mehr liegen gelassenen Punkten, hatte Julian Brandt gefordert: "Wir müssen nun langsam Lösungen finden, um einfach mal wieder Tore zu schießen." Zwei Spiele später scheinen die Worte des Angreifers von Bayer Leverkusen wie aus einer fernen Vergangenheit. Nach der 4:1-Gala bei RB Leipzig filettierte die "Werkself" am vergangenen Samstag mit dem 4:1 gegen Eintracht Frankfurt gleich den nächsten direkten Konkurrenten im Rennen um die Teilnahme an der Königsklasse. "Jetzt gestaltet sich unsere Situation natürlich viel angenehmer", sagte Brandt.

Der 21-Jährige selbst hat daran großen Anteil. Nach seiner Vertragsverlängerung läuft es bei ihm wie geschmiert. In Leipzig war Brandt an drei Treffern beteiligt, gegen Frankfurt traf er per Kopf zum 1:0 (20.) und leitete das 3:1 von Volland (77.) ein. Volland stahl Brandt allerdings das ganz helle Scheinwerferlicht, schließlich markierte der Allgäuer zudem das 2:1 (71.) wie auch das 4:1 (88.) und damit einen lupenreinen Hattrick binnen lediglich 18 Minuten. "Das ist mir zum bisher letzten Mal gelungen, als ich zwölf war. Davon werde ich irgendwann einmal meinen Enkeln erzählen", sagte der 25-Jährige aus Marktoberdorf.

14 Treffer hat Volland in dieser Saison bereits erzielt, so viele wie nie zuvor in einer Spielzeit. Dass er beim 3:1 und 4:1 nur den Fuß hinhalten musste - geschenkt. Für die Fans war der junge Vater der Mann des Spiels. Eigentlich aber ragte ein anderer heraus und der heimliche Star war sowieso der Trainer. "Nach der System-Umstellung haben wir das Spiel in den Griff bekommen", erklärte Volland.

Wegen des kurzfristigen Ausfalls von Innenverteidiger Jonathan Tah (muskuläre Probleme) hatte sich Heiko Herrlich für ein 3-4-3 entschieden. Da die Eintracht hierbei mit viel Laufarbeit die Räume gut zustellen konnte, gerieten die ersten 45 Minuten zu einer zähen Angelegenheit. Wie so oft änderte Herrlich in der Pause, diesmal auf ein 4-2-1-3. Damit ergab sich im Mittelfeld eine Überzahl, durch die Leverkusen mehr Ballbesitz erlangte. "Nach dieser Umstellung haben wir große Probleme bekommen", sagte Frankurts Trainer Niko Kovac.

Probleme, die dem zukünftigen Übungsleiter des FC Bayern München besonders Kai Havertz bereitete. Mit 18 Jahren und 307 Tagen war dieser beim Anpfiff der jüngste Spieler, welcher seinen 50. Bundesliga-Einsatz feiern konnte. Der Offensivspieler zeigte auf verschiedenen Positionen eine starke Leistung und deutete damit erneut sein enormes Potenzial an. Vor der Pause sorgte Havertz als rechter Angreifer mit Flanken für Gefahr, nach der Umstellung agierte er zentral hinter den Stürmern und riss mit klugen Pässen die Gäste-Abwehr immer wieder auf.

"Kai ist enorm flexibel, das ist seine große Qualität", sagte Julian Brandt und fügte kühn hinzu: "Er ist aktuell das größte deutsche Talent und weil er auch im Kopf schon sehr weit ist, besitzt er das Potenzial zum Weltstar." Havertz' Sicherheit am Ball ist angesichts seines Alters erstaunlich, dennoch will der Trainer seiner Fürsorge-Pflicht nachkommen. "Ich werde Kai Pausen verordnen, er ist schließlich erst 18", meinte Herrlich.

Ob schon im DFB-Pokal-Halbfinale am Dienstag gegen die Bayern, ist offen. Fans und Mannschaft sind auf alle Fälle heiß auf die Münchener. "Zieht den Bayern die Lederhosen aus", skandierten die Anhänger lautstark. Etwas leisere, aber nach zwei starken Spielen selbstbewusste Töne schlagen die Spieler an. "Verstecken brauchen wir uns nicht", sagte Julian Brandt und Torhüter Bernd Leno meinte: "Wir brennen auf die Bayern, in einem Spiel ist alles möglich. Zumal sich die "Werkself" offenbar zur richtigen Zeit auf einem guten Weg befindet.

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