Verkehr Vor 50 Jahren fuhr die erste U-Bahn

Köln. · Seit fünf Jahrzehnten ist die Mobilität im Untergrund ein wichtiger Antriebsmotor für die Millionenstadt.

KVB-Chef Jürgen Fenske, OB Henriette Reker und Verkehrsdezernentin Andrea Blome (v.l.) vor der historischen Stadtbahn.

KVB-Chef Jürgen Fenske, OB Henriette Reker und Verkehrsdezernentin Andrea Blome (v.l.) vor der historischen Stadtbahn.

Foto: WZ/Eppinger

Es waren tausende Kölner, die sich am 11. Oktober 1968 auf in den Untergrund machten. Schon Stunden zuvor standen an diesem Tag die Menschen vor den noch geschlossenen Eingängen der ersten U-Bahnstrecke der Stadt. Um 13.30 Uhr öffneten die hochfahrenden Rollgitter den Weg und die Neugierigen strömten die Treppen hinab, um die neue unterirdische Welt in Augenschein zu nehmen. Wenig später rollten die ersten beiden planmäßigen „U-Straßenbahnen“ auf der 1,4 Kilometer langen Strecke zwischen Friesenplatz, Appellhofplatz und dem Hauptbahnhof.

In Medienberichten hieß es damals: „Die Massen applaudierten. Dann drängte es sich in die Wagen. Wie die Heringe waren die Fahrgäste aneinandergepreßt.“ Die Umstellung vom oberirdischen zum unterirdischen Betrieb funktionierte damals reibungslos. Vier Linien, die 5, 15, 21 und 23, fuhren nun im Kölner Untergrund. Zuvor waren am Vormittag des 11. Oktober 1968 bereits die Ehrengäste um OB Theo Burauen, Bundesverkehrsminister Georg Leber und NRW-Ministerpräsident Heinz Kühn mit einer Bahn zum Friesenplatz unterwegs gewesen. Währendessen wurden bereits an anderen Stellen Kölns die nächsten U-Bahn-Tunnel gegraben.

Holzvertäfelung und
spinatgrüne Sitze

Oberbürgermeisterin Henriette Reker kann sich noch gute an diese Zeit erinnern, wenn sie am Neumarkt in eine Originalbahn aus der Zeit mit den Holzvertäfelungen und den spinatgrünen Sitzen steigt: „Mit dem alten Modell, das damals in den Untergrund ging, habe ich regelmäßig von Bickendorf meinen Weg in die Schule zurückgelegt. Mit der U-Bahn fühlte man sich richtig großstädtisch. Es waren unwahrscheinlich viele Leute bei der Eröffnung dabei. Damals war der Weg das Ziel. Die meisten waren Männer, es gab wohl aber auch ein paar Frauen, die sich für die neue U-Bahn interessierten.“

Auch heute hat der Untergrund seine Bedeutung für Köln nicht verloren: „Für die wachsende Stadt Köln ist eine gute Infrastruktur des ÖPNV besonders wichtig. Der U-Bahn, aber auch der Stadtbahn, kommt dabei eine besondere Rolle zu. Diese Erfolgsgeschichte wollen wir daher auch in Zukunft fortschreiben. Wir brauchen den Ausbau der Infrastruktur wie auf der Ost-West-Achse, um als Stadt weiter attraktiv zu bleiben. Deshalb dürfen wir Entscheidungen nicht auf die lange Bank schieben“, betont Reker und spielt auf den langen Weg zur Kölner U-Bahn an. Denn bereits vor dem Ersten Weltkrieg gab es die Pläne dazu. Umgesetzt wurden sie erst lange nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die Kölner „U-Bahn“ oder auch „Stadtbahn“ unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von vielen anderen Städten. Viele Metropolen haben reine U-Bahn-Strecken. Darauf hat man damals in Köln verzichtet. Köln setzte von Anfang an auf eine „Stadtbahn“, die sowohl unterirdisch als auch oberirdisch fahren kann. Damit sind ununterbrochene Verkehre von den Außenbereichen in die Innenstadt möglich, ohne das Verkehrsmittel zu wechseln. Das war auch für viele andere Städte wie Stuttgart oder Hannover ein Vorbild.

Bus und Bahn stehen auch für Andrea Blome, Kölns Beigeordnete für Mobilität und Verkehrsinfrastruktur, auf dem Fahrplan in Richtung moderne Mobilität: „Aktuelle Zahlen bestätigen, dass sich das Mobilitätsverhalten in Köln bereits stark verändert hat. Um die gesteckten Ziele aus Köln Mobil 2025 zu erreichen, und dem Bedürfnis nach einer umweltgerechten Mobilität nachzukommen, muss jedoch zwingend das ÖPNV-Angebot ausgebaut werden. Beim Blick in europäische Städte, denen die Verkehrswende bereits heute gelungen ist, stellt man schnell fest, dass oftmals die U-Bahn ein wesentlicher Faktor des Erfolgs war.“

Über 280 Millionen Fahrgäste nutzten 2017 die Busse und Bahnen der Kölner Verkehrs-Betriebe – Tendenz steigend. Die Erfolgsgeschichte des öffentlichen Nahverkehrs erfuhr am 3. März 2009 eine tiefgreifende Zäsur: Im Zusammenhang mit dem Bau des unterirdischen Gleiswechselbauwerkes am Waidmarkt stürzten das Gebäude des Historischen Archives und benachbarte Wohngebäude in die Baugrube. Zwei Menschen kamen ums Leben. Die Fertigstellung der Nord-Süd-Stadtbahn verzögert sich durch den Einsturz um viele Jahre. „Dass die Nord-Süd-Bahn bis heute nicht fährt, ist ein Drama für Köln. Die Strecke wird ein großer Erfolg werden. So können wir in Köln die Marke von 300 Millionen Fahrgästen erreichen“, sagt KVB-Chef Jürgen Fenske.

Die U-Bahn habe auch eine städtebauliche Bedeutung. Sie schaffe Raum wie zum Beispiel am Wiener Platz und erhöhe so die Lebensqualität. „Die Städte können mehr atmen. Außerdem ist eine U-Bahn deutlich leistungsfähiger in ÖPNV-Systemen von großen Städten wie Köln. Unsere mobilen Ziele sind nur mit der U-Bahn erreichbar“, sagt Fenske auch mit Blick auf eine unterirdische Lösung für die Ost-West-Achse im Bereich der City.

Zahlen: Insgesamt gibt es auf dem Kölner Stadtgebiet ein Streckennetz mit einer Länge von 152 Kilometern. Einschließlich der Rampen ist die U-Bahn auf einer Strecke von 36 Kilometern und 40 U-Bahnhöfen unterwegs. Dazu kommen vier Hochbahn-Stationen und 161 oberirdische Stationen. 262 Rolltreppen und 58 Aufzüge führen zu den Haltestellen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort