Kunstwerke Stadt gibt Benin-Hofkunstwerke nach Verhandlungen an Nigeria zurück

Köln · Die Stadt überträgt die Eigentumsrechte an 92 historischen Benin-Hofkunstwerken, die aus einer britischen Invasion 1897 stammen und sich heute in der Sammlung des Rautenstrauch-Joest-Museums (RJM) befinden, an die Bundesrepublik Nigeria.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker übergibt Abba Isa Tijani, Generaldirektor der Nationalen Kommission für Museen und Monumente, symbolisch einen bronzenen Schlüssel aus dem Königreich Benin.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker übergibt Abba Isa Tijani, Generaldirektor der Nationalen Kommission für Museen und Monumente, symbolisch einen bronzenen Schlüssel aus dem Königreich Benin.

Foto: dpa/Oliver Berg

Dies hatte der Stadtrat beschlossen. Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat gemeinsam mit Prof. Abba Isa Tijani, Generaldirektor der „National Commission for Museums and Monuments Nigerias, eine Vereinbarung zur Eigentumsübertragung unterzeichnet. Damit ist die Übertragung juristisch vollzogen. Drei Werke sollen auf Wunsch der nigerianischen Partner noch im Dezember, weitere 52 Werke sukzessive ab 2023 an Nigeria zurückgeführt werden und 37 der Kunstwerke zunächst für zehn Jahre als Leihgaben im Kölner Museum verbleiben. 

Britische Armee raubte
Benin-Hofkunstwerke 1897

Es handelt sich um 92 Benin-Hofkunstwerke, die 1897 von der britischen Armee aus dem Königspalast des Königreichs Benin, das im heutigen Nigeria liegt, geraubt wurden. Die britische Armee nahm den Palast ein, plünderte ihn und brannte ihn schließlich nieder. Bereits ab  Sommer 1897 wurden die geraubten Hofkunstwerke schrittweise in europäischen Auktionshäusern versteigert oder blieben im Privatbesitz der Teilnehmer der Invasion, die sie später auch auf dem Kunstmarkt verkauften. Die 92 Hofkunstwerke des RJM gelangten über Ankäufe und Schenkungen zwischen 1899 und 1967 in die Kölner Museumssammlung. 

Oberbürgermeisterin Henriette Reker: „Ich bin den Vertretern der Bundesrepublik Nigeria sehr dankbar für das vertrauensvolle Miteinander der vergangenen Monate. Dies ist angesichts der vielfachen und bis heute nachwirkenden Verletzungen im Zuge der europäischen Kolonisierungen nicht selbstverständlich. Sicher bin ich mir, dass die Rückgaben und die in Köln verbleibenden Leihgaben der Beginn einer zukunftsweisenden Kooperation zwischen dem Kölner und den nigerianischen Museen sein werden, durch die sich ein ganz neuer und weiterführender Zugang zu den Kunstwerken und der Kultur Nigerias insgesamt ergibt.“ 

Die Eigentumsrückübertragung ist das Ergebnis von intensiven Verhandlungen mit nigerianischen Vertretern, die seit 2021 unter Federführung des Auswärtigen Amtes sowie der Staatsministerin des Bundes für Kultur und Medien geführt worden sind. Das RJM als Museum mit der viertgrößten Sammlung von Benin-Hofkunstwerken in Deutschland hat diesen Prozess ebenso intensiv begleitet wie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin, die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, das Museum am Rothenbaum Hamburg und das Lindenmuseum in Stuttgart. 

„Durch die intensive Zusammenarbeit Deutscher Museen, dem Auswärtigen Amt und der Staatsministerin für Kultur und Medien ist es gelungen, diesen historischen Schritt vorzubereiten. Für das RJM und die Stadt Köln steht aber nicht das Ende der Verhandlungen, sondern vielmehr der Beginn einer spannenden Zusammenarbeit mit den nigerianischen Museen im Vordergrund“, sagt Kulturdezernent Stefan Charles.

Auch RJM-Direktorin Nanette Snoep freut sich über die Rückgabe: „Nach mehr als 125 Jahren ist es endlich Wirklichkeit geworden und Nigeria wird wieder Eigentümer seiner wichtigen historischen Hofkunstwerke, die ihm 1897 geraubt wurden. Ich freue mich sehr, dass nach so vielen Jahren des lokalen, nationalen und internationalen Kampfes für die Rückgabe die Museen und ihre Träger entschieden haben, diese wichtigen identitätsstiftenden Kulturgüter an Nigeria zurück zu geben. Umso mehr freue ich mich, dass sich dem nun auch Köln anschließt.“ Damit ermögliche die Stadt eine wirkliche dekoloniale Zusammenarbeit mit Nigeria. „Ich hoffe sehr, dass wir mit der afrikanischen Diaspora, mit der Edo-Gemeinschaft hier in Köln und in NRW gemeinsam mit Partnern in Nigeria Projekte realisieren können und dass wir eine wirkliche Plattform für die diasporischen Gemeinschaften in Köln werden können“, sagt Snoep.

 In intensiven Gesprächen zwischen Stadt und RJM mit Vertretern Nigerias sind die Rückführung sowie der Verbleib von Leihgaben, gleichzeitig auch eine langfristige Zusammenarbeit, vereinbart worden. Mit den für den vorläufigen Verbleib als Leihgaben ausgewählten Werken wird in den kommenden zehn Jahren in Zusammenarbeit mit den nigerianischen Partnern die Geschichte des Königreichs Benin in der Präsentation der RJM gezeigt werden.

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