Advent Ein XXL-Chor mit 49.000 Stimmen

Köln · Am 23. Dezember kehrt „Loss mer Weihnachtsleeder singe“ nach zwei Jahren zurück ins Rheinenergie-Stadion nach Müngersdorf. Mehr als 49.000 Sänger werden dann ab 18 Uhr zum größten Mitsing-Event der Stadt erwartet, für das noch die Tickets der ausgefallenen Veranstaltungen von 2020 und 2021 ihre Gültigkeit behalten.

 Michael Kokott hat die musikalische Leitung bei „Loss mer Weihnachtsleeder singe“ am 23. Dezember im Stadion übernommen.

Michael Kokott hat die musikalische Leitung bei „Loss mer Weihnachtsleeder singe“ am 23. Dezember im Stadion übernommen.

Foto: step/Eppinger

Es gibt daher nur noch wenige Restkarten. Vor dem großen Chorkonzert haben wir mit dem musikalischen Leiter Michael Kokott gesprochen.

Was ist das jetzt für ein Gefühl, wenn Sie jetzt ins noch leere Stadion blicken?

Michael Kokott: Da bekomme ich gleich doppelt Gänsehaut – wegen der eisigen Temperaturen und mit Blick auf das Weihnachtssingen im Stadion. Das ist ein Traum für jeden Akteur, der hier dabei sein kann. Ich habe als Chorleiter schon viel erlebt und war mit meinen Chören in der Arena und im Dom. Aber das hier hat eine Mystik und eine Feierlichkeit, die einen einfach sofort begeistert. Anfangs dachte ich noch, die große Distanz im Stadion wird schwierig. Aber nach dem zweiten Lied hat es sich angefühlt wie in einer riesigen Kathedrale. Und dass die Leute jetzt nach der langen Wartezeit durch Corona sagen, da muss ich unbedingt wieder hin, empfinde ich als Kompliment.

Das wird das wohl größte Mitsingkonzert, das es in Köln je gegeben hat.

Kokott: Wir sind mit mehr als 49.000 Sängern nahezu komplett ausverkauft. Manche Leute haben sich schon vor drei Jahren ihre Karten für diesen besonderen Abend gekauft.

Was erwartet die Leute im Stadion?

Kokott: „Loss mer Weihnachtsleeder singe“ ist wie ein Fußballspiel der WM mit geplanter Verlängerung. Wir werden etwa zwei Stunden Programm mit insgesamt 26 Liedern haben. Das sind klassische Weihnachtslieder wie „O Du Fröhliche“ sowie popige Lieder wie „All I Want For Chistmas Is You“ von Mariah Carey, dazu hat beim letzten Mal 2019 das gesamte Stadion getanzt. Und bei „Hallelujah“ von Leonard Cohen hatten wir ein riesiges Lichtermeer mit den Handys. Das war ein echt magischer Moment. Einen tollen Effekt bringt es auch bei „Jingle Bells“, wenn alle mit ihrem Schlüsselbund klingeln. Als kölsches Lied haben wir „Stääne“ von den Klüngelköpp. Wenn Frank Reudenbach das anstimmt, bekommt man Gänsehaut. Natürlich dürfen auch „Last Christmas“, „Let It Snow“ und „Feliz Navidad“ nicht fehlen. Dazu kommt „Happy Christmas“ von John Lennon, das mit seiner Botschaft gegen den Krieg aktueller ist, denn je. Singen wird auch ein junger Frauenchor mit Geflüchteten aus der Ukraine. Das Lied „You Raise Me Up“ macht die Hoffnung hörbar und öffnet die Herzen der Menschen.

Wer ist auf der Künstlerseite noch im Stadion dabei?

Kokott: Zu den beteiligten Künstlern gehören Kasalla, die Höhner, Cat Ballou, Björn Heuser und die Klüngelköpp. Den Beginn macht der Christoph Broll als Geiger von Szenario mit „Stille Nacht“, das wir sonst erst zum Finale im Programm hatten. Die erste Strophe des Liedes wird von Solisten des Jugendchors St. Stephan gesungen. Wenn danach alle im Stadion einstimmen, wird das ein ganz besonders emotionaler Moment. Dann haben wir Hollywood in Müngersdorf. Begleiten wird uns eine achtköpfige Profiband unter der Leitung von Richie Hellenthal.

Natürlich dürfen auch die Chöre nicht fehlen.

Kokott: Wir haben einen Südkurvenchor mit 24 Chören aus Köln und der Region. Das sind etwa 1000 Sänger, von denen einige auch aus Bonn ins Stadion kommen werden. Mit dabei sind der Jugendchor St. Stephan und die Lucky Kids. Die Bandbreite der Chöre reicht vom Senioren- bis zum Jugendchor, vom Frauen- bis zum Männerchor und vom Pop- bis zum Jazzchor. Dabei haben die Künstler nur die Aufgabe, die Lieder anzusingen, der eigentliche Star ist das singende Publikum.

Wie fühlt es sich an, einen Chor mit 49.000 Sängern zu dirigieren?

Kokott: Nach dem ersten Mal habe ich verstanden, wie sich Gotthilf Fischer mit seinen Chören gefühlt hat. Der Unterschied ist nur, dass ich nicht wie er der Star der Chöre bin. 49.000 Leute zu dirigieren, ist aber definitiv etwas ganz Besonderes. Ich war 1975 als Kinderchorsänger selbst im Mittelkreis des alten Müngersdorfer Stadions, als dieses eingeweiht worden ist. Jetzt bin ich knapp 50 Jahre später selbst der Chorleiter und heute noch so fasziniert wie damals. Vor dem Start um 18 Uhr wird es eine Probe mit einem Soundcheck geben. Verständlich machen kann ich mich dabei nur mit einem Megafon. Was die Aufgabe einfach macht, ist, dass alle Beteiligten nach zwei Jahren Zwangspause hoch motiviert sind. Für das Publikum gibt es die Liedtexte auf den Werbebannern und den Screens im Stadion

Wie hat sich das Singen im Chor nach Corona entwickelt?

Kokott: Corona war für uns eine große Herausforderung – wir haben zum Beispiel im Parkhaus geprobt, um die Abstände einhalten zu können. Meine Vision war immer, wenn alles vorbei ist, dass dann den Chören ein richtiger Boom bevorsteht. Das ist bislang so nicht eingetreten. Singen ist auch weiter attraktiv, aber die Leute haben sich während der Pandemie daran gewöhnt, alleine zu Hause zu bleiben und haben noch nicht alle das große Bedürfnis, nach draußen zu gehen. Das merken die Sportvereine genauso wie die Chöre. Bei meinen Chören läuft es derzeit ganz gut, auch wenn wir noch nicht die Zahlen der Zeit vor Corona erreicht haben. Aber bei allen Chören gibt es derzeit den Wunsch, dass sich neue Mitglieder melden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort