Rundgang Spannende Gotteshäuser im Veedel

Köln · Die zwölf großen Romanischen Kirchen zählen zu den Besuchermagneten in Köln. Daneben gibt es aber noch ein Dutzend kleine Romanische Kirchen, die durchaus einen Besuch wert sind. Wenn auch die Gotteshäuser dazu gezählt werden, von denen nur noch der Kirchturm erhalten geblieben ist, sind es sogar 16. Kurios ist dabei, dass die größte der kleinen Romanischen Kirchen größer ist als die kleinste der großen Kirchen.

 Die Kirche Alt Sankt Stephan, besser bekannt als „Krieler Dömchen“, gehört zu den ältesten Gotteshäusern Kölns.

Die Kirche Alt Sankt Stephan, besser bekannt als „Krieler Dömchen“, gehört zu den ältesten Gotteshäusern Kölns.

Foto: step/Eppinger

Zu finden sind diese Bauwerke meist etwas außerhalb in den Veedeln und Vororten der Millionenstadt. Der Grund dafür ist, dass die Gotteshäuser sich in ehemaligen Dörfern rund um Köln befinden, die erst später von der Domstadt eingemeindet worden sind. So wurden 1888 Deutz, Lindenthal und Niehl zu Stadtteilen. 1914 folgten Mülheim, Buchheim und Dünnwald. Weitere Eingemeindungen gab es 1922 mit Rheinkassel und Merkenich sowie 1975 mit Rodenkirchen, Lövenich, Esch, Westhoven, Zündorf und Heumar.

Vor gut 1000 Jahren waren die meisten der Dorfkirchen sogenannte Eigenkirchen, die der Landbesitzer seinen Dorfbewohnern als Kapelle gebaut hat. Er bezahlte auch den Priester für die von ihm abgehaltenen Gottesdienste und die Seelsorge in der Gemeinde. In der Zeit der Romanik übernahmen die Stifte und Klöster diese Kirchen inklusive den Dörfern und ihren Bewohnern.

So ist zum Beispiel auch Alt Sankt Maternus in Rodenkirchen aus so einer Eigenkirche im 7. oder 8. Jahrhundert hervorgegangen. Das „Kapellchen“ liegt direkt am Rhein und gehört zum historischen Ortskern des Kölner Vorortes. Die kleine weiße Kirche besteht aus zwei Schiffen mit dem Chor und der Sakristei. Der älteste Teil, das Mittelschiff, stammt wohl aus dem 10. Jahrhundert. Das Seitenschiff und der massive Turm wurden im 15. bzw. im 17. Jahrhundert angebaut.

Sankt Clemens in Mülheim
galt zunächst als Barockkirche

Zu den kleinen Romanischen Kirchen zählt im Norden der Stadt die Mühlheimer Kirche Sankt Clemens, die ebenfalls direkt am Rhein gelegen ist. Lange vermutete man den Ursprung des Gotteshauses in der Barockzeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg entdeckte man unter dem abgeplatzten Putz typisch romanische Rundbogenfriese. Somit war klar, dass der Kern von St. Clemens nicht 300 oder 400, sondern gut 800 Jahre alt ist. Die Seitenschiffe dagegen stammen aus dem Barock.

Unweit von St. Clemens befindet sich in Buchheim auf dem Friedhof an der Sonderburgstraße die Kirche Alt Sankt Mauritius. Sie ist der noch erhaltene Teil der früheren Buchheimer Pfarrkirche, die der Abtei Deutz zugehörig war. Erwähnt wurde diese erstmals um 1160. Die noch auf dem Friedhof erhalten gebliebene Apsis wird in die Zeit um 1200 datiert. 1795 wurde das Gotteshaus von den Franzosen als Magazin genutzt. Da der Bau danach nur noch eine Ruine war, gingen die Pfarrrechte auf St. Clemens über. Die Ruine selbst wurde 1849 als Friedhofskapelle wieder aufgebaut. 

Ganz im Süden der Schäl Sick liegt Zündorf, wo sich gleich zwei der kleinen Romanischen Kirchen befinden. Dazu gehört Sankt Martin in Oberzündorf. Die Kirche ist wegen der außergewöhnlichen Gliederung ihres romanischen Turms bekannt. Erbaut wurde das romanische Gotteshaus im 12. Jahrhundert. Das Langhaus der Kirche wurde durch Brände zerstört und von 1780 bis 1785 als Saalbau neu errichtet.

Unweit des Naherholungsgebietes Groov liegt die Kirche Sankt Michael inmitten eines Friedhofs. Diese war bis zum Bau von St. Mariä Geburt die Zündorfer Pfarrkirche. Am Südportal findet sich noch ein merowingisches Rankenrelief aus dem 8./9. Jahrhundert. Erstmals erwähnt wurde die Pfarrkirche um 1000. Das Patronat besaß das Stift St. Serverin. Das Langhaus wurde im 11. Jahrhundert errichtet. Um 1160/70 kamen ein nördliches Seitenschiff, der reich verzierte Westturm und der Chor hinzu.

Im Westen der Stadt liegt das „Krieler Dömchen“, die Kirche Alt Sankt Stephan unweit der Stadtbahn-Haltestelle Mommsenstraße. Das Gotteshaus ist das älteste kirchliche Gebäude in Lindenthal und nach St. Gereon das zweitälteste Kölns. Schon im 8. Jahrhundert könnte es eine Holzkirche als Vorgängerbau gegeben haben. Das genaue Gründungsjahr als christliche Kirche ist aber unbekannt. Der dem Erzmärtyrer Stephanus geweihte Bau stammt aus der Zeit zwischen dem 10. bis 11. Jahrhundert. Der Kirchhof ist die älteste Begräbnisstätte Lindenthals, wo noch bis 1869 Beerdigungen stattfanden.

Sankt Amandus in Rheinkassel wirkt wie Sankt Gereon in klein. Der Grund liegt in einem langen Streit zwischen dem Kloster Knechtsteden und dem Kölner Stift Sankt Gereon um die Pfarrei mit Kirche. Aus ihm gingen die Kölner als Sieger hervor und bauten ganz bewusst ein Gotteshaus, das starke Ähnlichkeiten mit dem eigenen Kirchenbau aufweist.

Weitere kleine romanische Kirchen sind Sankt Severin in Lövenich, Sankt Nikolaus in Westhoven, und Sankt Nikolaus in Dünnwald. Bei Sankt Brictius in Merkenich steht der alte romanische Turm heute neben einer modernen Kirche. Bei Sankt Hubertus in Flittard ist der Kirchenturm noch echt romanisch. Die Basilika dagegen ist später im neuromanischen Stil errichtet worden, der sich an der Zeit um 1220 orientiert. Der Chor der Kirche erinnert daher ein wenig an den von Sankt Aposteln am Neumarkt. Nur noch Überreste im Fundament und der Krypta gibt es bei Alt Sankt Heribert am Deutzer Rheinufer.

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