Craft Beer Schokobär trifft den Hopfentiger

Köln · Beim ersten Craft Beer Festival konnten in der Stadthalle Mülheim ungewöhnliche Biere wie Erdbeer Ale oder Coffee Black Beer probiert werden.

 Thorsten Susemichel, Ralph und Karin Hertrich sowie Benjamin Deis (v. l.) an ihrem Stand beim Craft Beer Festival in der Stadthalle.

Thorsten Susemichel, Ralph und Karin Hertrich sowie Benjamin Deis (v. l.) an ihrem Stand beim Craft Beer Festival in der Stadthalle.

Foto: Eppinger

Dass man Europa auch trinken kann, das zeigten am Wochenende in der Stadthalle Mülheim nicht nur die Craft-Beer-Brauer aus Polen, Dänemark, den Niederlanden, Schottland, Belgien Italien oder England. Michael Roeßgen von der Pulheimer Heinenhof-Brauerei hatte mit seinem Élysée 63 ein EU IPA mitgebracht. „1963 wurde im Élysée-Palast der Deutsch-Französische Vertrag unterzeichnet. In meinem Bier trifft deutscher auf französischen Hopfen. Dadurch schmeckt das IPA etwas nach Erdbeersorbet“, erklärt der Brauer. Neben der „Süffigen Sünde“, dem alten Kölner Knuppbier, gab es auch das „Kleine Weisse“, das Roeßgen in Pulheim gemeinsam mit der Bonner Brauerei Ale Mania ins Fass gebracht hatte.

Der Bonner Brauer Detlef Rick hatte zum Festival noch andere spannende Biere am Start. Dazu zählt auch das Apri Gose. „Das ist ein alter deutscher Braustil, der nach dem Reinheitsgebot nicht mehr gebraut wurde, da Zutaten wie Koriander, Salz und Milchsäure verwendet wurden. Heute ist die Gose wieder zurückgekehrt und wird vor allem in Leipzig sehr gerne getrunken. Mein Bier wurde mit Aprikosen gebraut, das gibt ihm eine fruchtig, säuerliche Note“, sagt Rick.

Ein fruchtiges Bier
aus Weizenmischbrot

Interessant ist auch sein „Bread & Hops“, ein Brotbier, das er zusammen mit dem jungen Bonner Bäcker Max Kugel entwickelt hat. „Das Weizenmischbrot wird getrocknet, zerbröselt und dann gemahlen, bevor es als Zutat in den Brauprozess kommt. Am Ende kommt ein frisches, fruchtiges Bier heraus.“ Für das Chocolate Mint Stout ist der frühere Lehrling Ben aus England verantwortlich. „Das schmeckt ein wenig nach After Eight, ist aber durch den Hopfen nicht ganz so süß“, verrät Rick.

Beim Atelier der Braukünste gibt es direkt nebenan das „Macadamia Nut Porter“. „Unser Bier wird durch Stickstoff und durch CO2 aufgeschäumt. So wird unser „Samt & Seide Porter“ richtig cremig und verliert nicht durch die fehlende Kohlensäure an Geschmack. Zusätzlich aromatisieren wir den Schaum noch durch die Nüsse“, sagt Nico Döring, der mit „Truman“ auch ein doppelt gehopftes IPA anbietet. „Angefangen haben wir als Heimbrauer in Hessen und haben uns zuerst auch an Apfelwein versucht. Der wurde richtig gut, aber wir trinken lieber Bier. So ist schließlich eine professionelle Brauerei entstanden.“

Insgesamt 50 Mitglieder haben die Kölner Bierhistoriker inzwischen und jedes Mitglied braut sein eigenes Bier. Dazu zählt auch das „Stippeföttche“, ein Hybrid aus IPA und belgischem Witbier. Beim „Gruti Fruti“ hat Rolf Brockmann auf eine alte Zutat zurückgegriffen. „Gagel ist eine Sumpfpflanze, die früher vor allem von armen Leuten als Würze eingesetzt worden ist. Das galt für Bier genauso wie für Suppen. Später hat der Hopfen Gagel verdrängt. Gagel gibt meinem Grut-Bier eine leichte Note von Gemüse.“

Beim Erdbeer Ale werden die Früchte in die Gärung gegeben

Perfekt in die Jahreszeit passt das Erdbeer Ale vom Brauprojekt 777. „Die Erdbeeren habe ich bei der zweiten Gärung dazu gegeben. Durch die in den Früchten enthaltene Fructose wird das Ale leicht säuerlich und fruchtig, ist aber auch noch herb“, erklärt Kai Radek, der aus der Nähe von Wesel nach Köln angereist ist.

Vier Craft-Beer-Brauereien haben sich für den Vertrieb ihrer Produkte bei „craft4you“ zusammen geschlossen. Dazu zählt auch „Veto – gegen Massenbierhaltung“ aus dem fränkischen Feucht. Nach Köln haben Ralph und Karin Hertrich auch ihren mehrfach ausgezeichneten „Schokobär“ mitgebracht. „Das ist die Praline unter den Stouts, das nach Karamell, Schokolade und Kaffee schmeckt“, sagt Karin Hertrich. Ausgezeichnet worden ist auch der „Hopfentiger“, der fruchtig nach Maracuja und Aprikose schmeckt. Dagegen ist der „Weisse Hai“ ein Weizenbock mit einem Alkoholgehalt von 6,8 Prozent. „Der hat eine schöne Blaubeer-Note“, schwärmt der Brauer. Zu ihrer Brauerei ist das Ehepaar über ihr Hobby gekommen. „Unsere Biere kamen bei Freunden so gut an, dass wir uns zum professionellen Brauen entschlossen haben“, sagt Ralph Hertrich, der eigentlich aus der IT-Branche kommt.

Zu den Kooperationspartnern zählen die Biobrauerei Bergcraft, Ravenkraft und die HBH Braumeister Edition. Dort bekommen Biere Vornamen wie das Rotbier Bianca, das Coffee Black Beer Enzo, das gehopfte Pils Lisbeth oder das helle Vollbier Fridolin. „Ich bin seit 25 Jahren im Braugewerbe und bin auch ausgebildeter Braumeister. Mein Wunsch war es, die etwas anderen Biere zu brauen und die Leute damit zu begeistern“, erklärt Thorsten Susemichel aus Fulda.

Organisiert wurde das neue Craft Beer Festival von Biersommelier Michael Busemann, der die Gaffel Brauerei als Pressesprecher betreut. Diese präsentierte unter anderem ihr Viking Kölsch, das gemeinsam mit dem dänischen Kultbrauer Mikkel Borg Bjergso hergestellt wurde. Gaffel feiert in diesem Jahr ihr 111-jähriges Bestehen.

Dafür gab es bereits am Freitagmittag auf der Freitreppe vor dem Dom ein Ständchen von Björn Heuser, der von Passanten genauso unterstützt wurde wie vom Kölner Polizeichor. Zum Auftakt gab es mit „Drink doch eine met“, das perfekte Bierlied.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort