Römerstraße Römerstraße nach Trier liegt unter Schulbaustelle in der Innenstadt

Köln · Die Archäologische Bodendenkmalpflege hat bei der Erweiterung der Integrierten Gesamtschule Innenstadt in der Frankstraße zwei außergewöhnliche römische Funde freigelegt: ein sehr gut erhaltenes Teilstück der römischen Fernstraße Köln-Trier-Lyon und ein römisches Kanalbauwerk auf einer Länge von über 16 Metern, dass teilweise aus Gussbeton besteht.

 Das gefundene römische Kanalbauwerk erstreckt sich auf einer Länge von über 16 Metern.

Das gefundene römische Kanalbauwerk erstreckt sich auf einer Länge von über 16 Metern.

Foto: U. Karas/RGM

Für die städtische Bodendenkmalpflege handelt es sich um „außergewöhnliche Befunde“, sagt Prof. Marcus Trier, Direktor des Römisch-Germanischen Museums. Einzigartig in der heutigen Innenstadt ist die vollständige Erhaltung des freigelegten Ausschnitts der römischen Straße. Diese besteht aus einem auf einen Meter Höhe angewachsenen, leicht aufgewölbtem Straßenkörper, der damals bei Straßenarbeiten durch das wiederholte Aufbringen von Kiesschichten entstand. Von der Benutzung der Straße zeugen tief in die oberste Straßenschicht eingefahrene Wagenspuren.

Straße führte über Zülpich
und Trier nach Lyon

Als eine von drei wichtigen Fernstraßen, mit denen das römische Köln in das weit verzweigte Fernstraßennetz des Römischen Reiches eingebunden war, verließ die Straße die Stadtmauer umwehrte römische Stadt durch das nahe gelegene südwestliche Stadttor in der Clemensstraße auf Höhe der Bobstraße. Im weiteren Verlauf Richtung Südwesten folgt die heutige Luxemburger Straße der römischen Straßentrasse. Über Zülpich und Trier führte die Straße weiter bis nach Lyon, wo Anschluss an Fernstraßen des Mittelmeerraums bestand. Über die Straße gelangten Menschen, Nachrichten sowie Handelsgüter wie Wein und Oliven aus dem Mittelmeerraum nach Köln oder verließen die Stadt auf diesem Weg und erreichten die entlegensten Orte in der damals bekannten Welt.

Der Teilstandort der Gesamtschule dient der Sekundarstufe I. Die Sekundarstufe II wird derzeit am Ubierring, im ehemaligen Rautenstrauch Joest Museum, unterrichtet, während auf der Rückseite am Severinswall ihr Neubau in die Höhe wächst. An der Frankstraße kommen eine Sporthalle, ein Verwaltungstrakt sowie eine Mensa hinzu, die auch als Veranstaltungsort dienen soll. Zudem werden sämtliche Außenanlagen abschließend neu gestaltet. Dazu wurde ein Generalunternehmen beauftragt, das derzeit die Ausführungsplanung finalisiert. Parallel dazu laufen erste Untersuchungen der Gebäudewirtschaft der Stadt zur Sanierung des denkmalgeschützten Bestands vor allem im Hinblick auf die Elektroinstallationen sowie die Brandmeldetechnik.

Das Bestandsgebäude der Schule an der Frankstraße stammt ursprünglich aus den 1950er Jahren und wurde erstmals in den 1970er Jahren erweitert. Während die römische Straße bereits bei früheren archäologischen Ausgrabungen beim Bau der Schule angeschnitten wurde, war das von den Archäologen bei den aktuellen Grabungen freigelegte unterirdische Kanalbauwerk, das die Straße auf der Westseite begleitet, bisher unbekannt. Eine Besonderheit ist die Bauweise des erhaltenen unteren Teils des Kanals, eine aus römischem Gussbeton hergestellte U-förmige Rinne.

„Der Kanal weist Baumerkmale auf, wie wir sie von römischen Frischwasserleitungen kennen“, sagt Gregor Wagner, Leiter der Archäologischen Bodendenkmalpflege am Römisch-Germanischen Museum. Die Ausgrabungsfläche liegt in der römischen Vorstadt, die sich vor den Toren der Stadt beidseitig der ehemals wichtigen Ausfallstraße erstreckte. Es wäre der erste Hinweis auf eine übergeordnete Wasserversorgung in den Vorstädten der ehemaligen römischen Provinzhauptstadt.

Da eine Erhaltung des Kanals an Ort und Stelle nicht möglich ist, sollen im Weiteren gut erhaltene Abschnitte des Kanals geborgen werden, ein Teil könnte später durch eine Aufstellung auf dem Schulgrundstück sichtbar gemacht werden. Die aktuellen Ausgrabungen werden bis zum 2. November durchgeführt. Die archäologischen Untersuchungen und die neuen archäologischen Befunde werden den weiteren Bauablauf daher nicht beeinträchtigen.

„Wir befinden uns nach wie vor im Zeitplan“, sagt Petra Rinnenburger, technische Betriebsleiterin der Gebäudewirtschaft. Der Abbruch der Bauten, die nun neu entstehen, war im April erfolgt. „Sobald die Kollegen der Bodendenkmalpflege das Feld verlassen haben, werden wir unsere Baugrube ausheben und mit den Gründungsarbeiten beginnen. Die geplante Fertigstellung der Baustelle bis Januar 2024 sollte somit nicht gefährdet werden.“

Das Schulbauprojekt ist das erste, das mit General- oder Totalunternehmen umgesetzt wird. Der Rat hatte im April 2017 den Weg für dieses erste Sonderprogramm freigemacht. In diesem werden 22 Bauvorhaben an elf Standorten in einem beschleunigten Verfahren geplant und/oder baulich umgesetzt. Bei Projekten mit einem Generalunternehmen (GU) übernimmt dieses, nach sehr umfangreichen Vorbereitungen der Gebäudewirtschaft, sämtliche Bauleistungen. Totalunternehmen (TU) nehmen der Stadtverwaltung zu einem noch früheren Zeitpunkt darüber hinaus nahezu alle Planungsleistungen ab.

Die Vergabeformen bringen der Stadt einige Vorteile. Der öffentlichen Bauherrin bleibt eine zeitlich sehr aufwändige sowie terminlich und auch hinsichtlich der Kosten riskante Vergabe nach Einzelgewerken erspart. Die Gebäudewirtschaft übernimmt die Leitung und das Controlling der Leistungen, sondiert den Markt, bereitet Ausschreibungen vor, regelt alles Vertragliche, definiert die Grundlagen und koordiniert fortlaufend ämterübergreifend bis zur Fertigstellung und darüber hinaus.

Zur Unterstützung der städtischen Gebäudewirtschaft im Bereich Projektsteuerung und Projektleitung gibt es zudem zwei externe Multiprojektmanager. Auch nach der Vergabe an einen General- oder Totalunternehmer ist und bleibt die Gebäudewirtschaft weiterhin Herrin des Verfahrens, Kontrollinstanz sowie Eigentümerin der Objekte.

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