Roboter und DJs im Kölner Dom

Zur Computerspielemesse Gamescom öffnet das Gotteshaus von 22 bis 2 Uhr seine Pforten für junge Menschen.

Roboter und DJs im Kölner Dom
Foto: dpa/Eppinger

Köln. Zur Gamescom verwandelt sich der Kölner Dom vom 18. bis zum 20. August nachts zwischen 22 und 2 Uhr in eine riesige begehbare Licht-, Duft- und Soundinstallation. Damit will sich das Gotteshaus den erwarteten 500 000 vorwiegend jungen Besuchern der Computerspielemesse und des YouTube-Treffens Videodays öffnen.

Roboter und DJs im Kölner Dom
Foto: dpa/Eppinger

„Das Projekt „silentMod“ versteht sich nicht als Nebenveranstaltung der Gamescom, sondern als eigenständiges, pastorales Projekt der Hohen Domkirche. Wir wollen jungen Menschen das starke Gefühl geben, in der Kirche willkommen zu sein“, sagt Dompropst Gerd Bachner. Dom, Glaube und Gott seien für viele junge Menschen heute Fremdwörter. „Wir wollen auf beiden Seiten Berührungsängste abbauen“, erklärt Bachner, der auch einen eigenen Besuch in den Messehallen plant. „Diese Welt ist mir fremd, die Menschen dort aber nicht. Ich will dort etwas Atmosphäre schnuppern.“

Das 300 000 Euro teure Projekt stellt das Domkapitel in Kooperation mit dem Zentrum für angewandte Pastoralforschung (ZAP) der Ruhr-Uni Bochum auf die Beine. Dort beteiligen sich insgesamt drei Fakultäten daran. Der Name setzt sich aus dem Gamer-Begriff Mod für Modifikation, also die Anpassung von Computerspielen an die Nutzerwünsche, und dem englischen Begriff Silent für still zusammen. Dies steht dafür, dass die jungen Menschen nach den lauten Situationen auf der Messe und beim City-Festival im Dom einen besonderen und ruhigen Moment erleben können.

Erkennbar ist „silentMod“ schon von außen. So werden die beiden Turmhelme in pulsierendes blaues Licht getaucht, das an die Stand-by-Leuchte von Computern erinnern soll. Erst beim Betreten schaltet sich der PC oder in diesem Fall der Dom für den Besucher ein. Die Heilige Pforte des Doms wird durch eine Videoprojektion hervorgehoben und erscheint im goldenen Licht. Der Rest des Doms wird weniger intensiv beleuchtet als gewöhnlich.

Im Innenraum warten drei lange Lichttunnel und Kunstnebel auf die Besucher. Die Tunnel erstrahlen in drei Farben und bilden den ersten Hinweis auf die Heiligen Drei Könige als dem zentralen Heiligtum des Doms. Sie führen die Menschen ins Innere der Kathedrale. Das Deckengewölbe wird mit hellblauem Licht ausgeleuchtet.

Der Raum wird mit einer vom Kölner DJ-Duo Blank & Jones extra komponierten Musik erfüllt, die moderne elektronische Musik mit moderner Klassik verbindet und die sich als moderne geistliche Musik versteht. Die DJ werden live auf der großen Orgelempore des Doms vor Ort sein und dort auf die Besucher im Dom immer wieder live reagieren. Die Musik zur „silentMod“ gibt es unter dem Titel „Dom“ aber dem 19. August auch als CD.

Extra kreiert wurde der Duft, der an die Nasen der Gäste gelangt. Er wurde vom Parfümeur Marc vom Ende in Kooperation mit dem Duftforscher Professor Hanns Hatt geschaffen und verbindet Weihrauch, Myrre, Pfefferminz mit floralen Noten wie Rose oder Jasmin, mit frischen Citrus-Noten und mit holzigen Noten wie Zedernholz und Vetiver.

Auf der Vierungsinsel befinden sich drei speziell für das Projekt programmierte Industrieroboter, die die Heiligen Drei Könige und ihre Suche nach dem Stern von Bethlehem lebendig machen sollen. Sie suchen mit Laserleuchten den Raum ab und finden so das zentrale Kreuz in der Apsis und damit auch Christus.

„Ist das bei allen drei der Fall, wird im Dom einer neuer Stern von Bethlehem aus bunten Lichtstrahlen ausgelöst, eine Art Supernova, die das Gewölbe erstrahlen lässt. Gleichzeitig erstrahlt auch der Vierungsturm auf dem Dom im hellen, weißen Licht“, sagt einer der künstlerische Leiter Marius Stelzer.

Gleichzeitig können etwa bis zu 1500 Menschen gleichzeitig in den Dom. Dieser wird durch das Hauptportal betreten und durch das Nord- und Südportal wieder verlassen. Etwa alle 30 Minuten wiederholt sich ein Zyklus der Installation.

„Wir rechnen damit das Jugendliche etwa sieben bis acht Minuten im Dom verweilen werden“, sagt Professor Matthias Sellmann vom ZAP. Große Taschen und Waffennachbildungen sind nicht erlaubt. Die Kostüme der Cosplayer dagegen schon, Kopfbedeckungen sollten abgenommen werden. Das Sicherheitspersonal um und im Dom wird aufgestockt. Kostenlosen Zugang zum Dom hat jeder.

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