Missbrauchsvorwürfe gegen Beamte Polizeiforscher: „SEK Bastion männlicher Rituale“

Beamte eines Sondereinsatzkommandos der Kölner Polizei sollen einen Kollegen tagelang gequält haben. Solche archaischen Rituale sind nichts Ungewöhnliches in den männlichkeitsbetonten Einheiten, findet Polizeiforscher Rafael Behr.

Beamte der SEK befreien Geiseln, überwältigen Amokläufer oder stürmen Wohnungen.

Beamte der SEK befreien Geiseln, überwältigen Amokläufer oder stürmen Wohnungen.

Foto: Marius Becker

Köln (dpa) - Die Missbrauchsvorwürfe gegen Beamte eines Sondereinsatzkommandos (SEK) der Kölner Polizei überraschen den Polizeiforscher Rafael Behr nicht. Es gehöre zu den Initiationsritualen, neue Kollegen zu demütigen. Es gehe um die „symbolische Unterwerfung des einen Mannes unter den anderen“.

Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte er zudem: „Ich halte die SEKs für die letzte Bastion von aggressiver Männlichkeit.“ In einer Sondereinheit seien solche Riten verbreitet, „weil die wie keine andere auf Gefahr hin ausgerichtet ist“, ergänzte Behr auf Anfrage. Die Einführungsrituale hätten nicht nur eine erniedrigende Komponente, sondern sie dienten auch dazu, neue Mitglieder in die Gemeinschaft einzuführen und diese für die gefährlichen Einsätze zusammenzuschweißen.

Behr macht sich wenig Hoffnung, dass sich die Praktiken bei den SEK ändern werden. Diese entstünden ja gerade in Abgrenzung zu offiziellen Strukturen. Er attestiert den SEK ein „magisches Bedürfnis nach eigenen Ritualen“. Dennoch bemerkt er, dass immer mehr Polizisten die demütigenden Praktiken hinterfragen und diese an die Öffentlichkeit bringen.

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