Kunst Noch bis Ostern ist der Star in der Kunststation verhüllt

Köln · Vor 380 Jahren kam die „Kreuzigung Petri“ in die Kölner Kirche Sankt Peter, wo sie bis heute ihren Platz hat. Zweieinhalb Jahre war das großformatige Gemälde des Barockmalers Peter Paul Rubens aus dem Jahr 1638 nicht öffentlich zugänglich, da es auf der Südempore der Kirche aufwendig restauriert wurde.

 Noch bis Ostern bleibt das Rubens-Gemälde in der Kunststation Sankt Peter verhüllt. Dann zeigt es sich in neuer Pracht.

Noch bis Ostern bleibt das Rubens-Gemälde in der Kunststation Sankt Peter verhüllt. Dann zeigt es sich in neuer Pracht.

Foto: step/Eppinger

Inzwischen ist das Werk an seinen angestammten Platz im Kirchenraum zurückgekehrt. Dort ist es allerdings wegen der Fastenzeit derzeit noch verhüllt und wird erst ab Ostern wieder für die Besucher zu bewundern sein.

Gefeiert wird dies von der Kunststation Sankt Peter mit einem Rubens-Fest am Ostermontag. Zunächst gibt es ab 16 Uhr einen festlichen Gottesdienst mit Stadtdechant Monsignore Robert Kleine. Ab 17.30 Uhr findet dann in der Kirche eine kleine Soiree mit einem unterhaltsamen Talk, an dem sich die Erzdiözesankonservatorin Anna Pawlik, der Stadthistoriker Martin Stankowski und Pfarrer Stephan Kessler beteiligen werden.

Die Moderne beginn in Köln
mit der „Kreuzigung Petri“

„Die Moderne beginnt im damals noch von der Gotik geprägten Köln mit der ‚Kreuzigung Petri‘, die im Jahr 1642 nach Köln in unsere Kirche St. Peter gekommen ist. Es geht beim Gemälde darum, was Menschen bei so viel Gewalt, wie sie Rubens darstellt, empfinden und wie die Gewalttäter selbst damit umgehen“, sagt Kessler auch mit Blick auf die Friedenskerze, die an das Leid der Menschen im Krieg in der Ukraine gedenkt. Das Werk selbst ist wohl das persönlichste des großen barocken Malerfürsten Rubens. Er fragt sich, wo der Menschen im Untergang noch eine Perspektive und einen Halt findet. Es sei ein großes Privileg, solch ein berühmtes Gemälde in der Kunststation Sankt Peter zu haben. Durch die umfangreiche Restaurierung wolle man dieses auch für künftige Generationen bewahren.

Kessler erkennt in der „Kreuzigung Petri“ eine lange Tradition der künstlerischen Freiheit. Man habe es damals Rubens selbst überlassen, sein Thema für dieses Werk zu wählen. Zuletzt habe man das auch in der Reihe „Replace Rubens“ so gehalten, in der Künstler wie Gerhard Richter, Walid Raad, Liam Gillick, Kara Walker und Jana Schröder ihre Positionen zur Frage, wie man solche ein Werk ersetzen kann, präsentiert haben.

Das Gemälde selbst hat für die Restaurierung die Kirche nicht verlassen. Es wurde mit einem Kran und einem Seil in den hoch auf der Südempore eingerichteten Werkstattraum gebracht. Insgesamt musste das Werk nur zweimal seine Kirche verlassen. Zwischen 1794 und 1814 verschleppten es die Franzosen in ihre Hauptstadt Paris, wo es der Kölner Kunstsammler Ferdinand Franz Wallraf regelmäßig besuchte. Auch im Zweiten Weltkrieg wurde die „Kreuzigung Petri“ ausgelagert und dann Anfang der 60er Jahre im Wallraf-Museum restauriert, bevor es 1963 in die wiederaufgebaute Kirche Sankt Peter zurückkehren konnte.

Dem Gemälde wurde jetzt zur Rückkehr nach der Restaurierung eine Monografie gewidmet, die in deutscher und englischer Sprache erschienen ist. Pfarrer Stephan Kessler betrachtet das Gemälde aus einer theologisch, philosophischen Sichtweise und blicht dabei auf die weiteren Märtyrerbilder von Rubens. Matthias Deml beschäftigt sich mit weiteren barocken Kunstwerken in Kölner Kirchen, von denen viele als verschollen gelten.

Der Rubens-Experte Nils Büttner setzt die „Kreuzigung Petri“ in einen Kontext von Leben und Werk des Malerfürsten Rubens und blickt auf die Tradition, in der diese Darstellung steht. Bei Anna Pawlik geht es aus kunsthistorischer Sicht um die Objektgeschichte des Werks inklusive der Entführung an die Seine, um die sich Geschichten und Mythen ranken. Mehrere Beiträge beschäftigen sich mit der eigentlichen Restaurierung der „Kreuzigung Petri“. So geht es um den Zustand des Kunstwerks vor der Restaurierung und um die Röntgenuntersuchung des Gemäldes durch die Experten der TH Köln. Gezeigt wird zudem, wie Rubens an seinem Werk gearbeitet hat. Dazu kommt ein Beitrag über die Kunstreihe „Replace Rubens“ in der Zeit, in der es eine Leerstelle an der Kirchenwand gab.

Insgesamt sei der Zustand des Gemäldes erstaunlich gut gewesen. Es wurde am Ende der großen Karriere von Rubens auf einer einzigen, großen Leinwand geschaffen, die inklusive des Webstuhls extra für Rubens angefertigt wurde, „Durch die Restaurierung hat das Werk eine neue Klarheit und eine neue Tiefenschärfe bekommen. Der untere Bereich hat an Raum nach hinten gewonnen und alles hat so eine neue räumliche Dynamik bekommen“, verrät Pfarrer Kessler, was den Betrachter ab Ostern in der Kunststation Sankt Peter erwartet.

 

Anna Pawlik, Marc Peez (Schriftleitung): Die Kreuzigung Petri, Deutscher Kunstverlag, 256 Seiten, 48 Euro

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