Festival Literatur im Sitzen und im Liegen

Köln · Vom 12. bis zum 16. Juni gibt es das Festival an unkonventionellen Orten in Köln in seiner 19. Auflage.

 Der junge Autor Jonas Baeck und die Festivalleiterin von „Literatur in den Häusern der Stadt“, Elisabeth Noss, vor dem Kunstsalon.

Der junge Autor Jonas Baeck und die Festivalleiterin von „Literatur in den Häusern der Stadt“, Elisabeth Noss, vor dem Kunstsalon.

Foto: Eppinger

Ein gutes Buch liest man gerne im Wohnzimmersessel mit viel Ruhe und Genuss. Dass der heimische Salon auch zum Ort für Lesungen im Rahmen eines Festivals werden kann, zeigt „Literatur in den Häusern der Stadt“, veranstaltet vom Kunstsalon Köln, bereits in seiner 19. Auflage. Vom 12. bis zum 16. Juni gibt es Veranstaltungen an 27 Orten – in Nippes genauso wie in Marienburg, in der Kölner City genauso wie in der Südstadt oder auf der Schäl Sick.

Für den jungen Kölner Schauspieler und Autor Jonas Baeck ist es das erste Mal mit seinem ersten eigenen Buch. „Eigentlich entstand der Kontakt zu den Veranstaltern, als diese für einen Termin einen Sprecher gesucht hatten. Den Job hat dann mein Bruder bekommen. Ich habe die Chance damals genutzt, mir Tipps geben zu lassen, wie man als Autor einen Verlag findet. Und es gab die Abmachung, dass wenn mein Buch veröffentlicht wird, ich einen Platz bei dem Literaturfestival bekommen kann“, erinnert sich Baeck.

Mit dem ersten Buch zum
ersten Festivalauftritt

Inzwischen hat Baeck seinen autobiografischen Roman „Wenn die Sonne rauskommt, fahr ich ohne Geld“ beim renommierten Verlag Kiepenheuer & Witsch veröffentlicht. Darin geht es um seine Reise mit dem Motorroller durch Europa, bei der er ohne Geld in der Tasche ins Abenteuer startet. Seitdem hat Baeck viele Lesungen absolviert – vom Theater mit 120 Leuten bis zum Keller mit fünf Zuhörern. „Es ist schön, im kleinen Rahmen zu lesen, wenn man seinem Publikum direkt in die Augen schauen kann.“ Gelegenheit dazu hat Baeck am 13. Juni ab 19.30 Uhr in der Komunikationsagentur von Petra Hermann in Bayenthal.

„Die Suche nach den Gastgebern ist für uns der Hauptteil der Arbeit. Es gibt Gastgeber, die sind wie Peter Tonger mit seinem Privathaus in Rodenkirchen direkt am Rhein von Anfang an dabei. In diesem Jahr gibt es mit Peter Tonger direkt zwei Termine zu Gottfried Keller – am 14. und 15. Juni“, berichtet Festivalleiterin Elisabeth Noss. Oft komme es auch vor, dass Besucher von der Atmosphäre der Lesungen so begeistert sind, dass sie selbst die Gastgeberrolle übernehmen möchten.

Aus mehr als 60 jüngst erschienen Titeln sucht Noss dann Vorschläge aus, die zum Raum und den Gastgebern gut passen. Eine solche Konstellation hat sich beim Roman „Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb“ von Sue Townsend ergeben. Ihr Werk wird von Maximiliane Häcke am 15. Juni im Bettenlager im Belgischen Viertel gelesen. Die Zuhörer können auswählen, ob sie das Ganze liegend oder sitzend verfolgen möchten.

Der größte und der besonders nachgefragte Ort des Festivals ist die Synagoge an der Roonstraße. Dort geht es am 13. Juni um den Familienroman „Mischpoke!“ von Marcia Zuckermann. Erzählt wird die Geschichte um die jüdische Familie Kohanim. Dazu gibt es auch eine musikalische Begleitung von Tania Alon. Damit kommt „Musik in den Häusern der Stadt“ der Literatur wieder etwas näher.

Das gilt auch für die Lesung des früheren KiWi-Vertriebsleiters Reinhold Joppich, der aus Domenico Dara‘s „Der Postbote von Girifalco“ vorlesen wird. Unterstützt wird er dabei von Mario di Leo mit italienischen Calzone. Das Ganze findet statt am 13. Juni im Marilux-Showroom im Rheinauhafen. Musikalische Unterstützung gibt es auch, wenn Stephan Schäfer in einem Privathaus in der Innenstadt aus dem „Irischen Tagebuch“ von Heinrich Böll lesen wird. Hier gibt es eine Begleitung mit der keltischen Harfe von Giedré Siaulyté. Bei der Lesung aus „Jacques Offenbach – ein europäisches Porträt“ mit Ralf-Olivier Schwarz am 13. Juni im Agnesviertel darf die Musik natürlich nicht fehlen.

Eine weitere thematische Beziehung zwischen Raum und Literatur gibt es zum Beispiel beim „Leonardo da Vinci und die Frauen“ im Kunstauktionshaus in Raderthal. Dort präsentiert Kia Vahland am 13. Juni ihre Künstlerbiografie. Am 14. Juni liest Autorin Meike Winnemuth in einem Gartenbaubetrieb in Alfter aus ihrem Sachbuch „Bin im Garten“.

Zu den besonderen Autoren zählt Prinz Asfa-Wossen Asserate, dem Großneffen des äthiopischen Kaisers Haile Selassie, der als Unternehmensberater und Autor arbeitet. In den Rheingold-Salon der Diakonie an der Hohen Straße bringt er am 14. Juni sein neuestes Werk „Den Glauben zur Vernunft, die Vernunft zum Glauben bringen“. Als Autor längst bekannt ist Wladimir Kaminer, der mit seinem neuesten Werk „Die Kreuzfahrer“ am 16. Juni in der alten Anlieferungshalle eines Autohauses in Nippes lesen wird. Weitere bekannte Namen beim Festival sind Denis Scheck, Maxim Leo und Veit Heinichen.

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