Entdecker Liebesschlösser und die Zitronenpresse

Köln · Dass Köln eine einzigartige Stadt mit vielen Superlativen, Besonderheiten und Skurrilitäten ist, davon muss der Kölner sicher nicht überzeugt werden. Für ihn ist die Großstadt am Rhein ein echtes Unikat wie er selbst.

 Unzählige Liebesschlösser finden sich entlang der Hohenzollernbrücke in Köln.

Unzählige Liebesschlösser finden sich entlang der Hohenzollernbrücke in Köln.

Foto: picture alliance/dpa/Oliver Berg

Mit ihrem gerade im Emons-Verlag erschienenen Buch „Das gibt`s nur in Köln“ belegt jetzt Autorin Hanka Meves diese These, indem sie 120 einzigartige Sehenswürdigkeiten aus der Domstadt ihren Lesern vorstellt. In wenigen Zeilen kitzelt die Wahlkölnerin, die längst zur Insiderin geworden ist, dabei das Alleinstellungsmerkmal der kölschen Attraktion heraus.

Dazu zählt zum Beispiel die erste Oper für Kinder, die bis heute eine echte Erfolgsgeschichte ist. 1996 hat die Kölner Oper als erste Bühne Deutschlands ein eigenes Opernhaus für kleine Gäste eröffnet. Auch im Staatenhaus wurde diese Tradition fortgesetzt und bekannte Opern wie zum Beispiel der komplette Ring von Wagner werden dort für den Nachwuchs neu inszeniert. Auch im sanierten Opernquartier am Offenbachplatz soll die Kinderoper wieder einen besonderen Platz bekommen.

Fernsehtürme gibt es in Deutschland viele, aber keiner trägt wie der Colonius den Namen seiner Stadt. Zur Namensfindung gab es in Köln extra einen Wettbewerb. 266 Meter ist der Turm hoch, leider ist er seit vielen Jahren nicht mehr öffentlich zugänglich. Auch das beliebte Restaurant über den Dächern von Köln gibt es nicht mehr. Aktuell läuft eine Machbarkeitsstudie zur Wiederbelebung der Kölner Landmarke.

Nicht bei allen Gebäuden kommt bei den Betrachtern große Freude auf. Das gilt zum Beispiel für den Musical Dome, der von seinen Kritikern gerne auch mal als „blauer Müllsack“ bezeichnet wird. Als Übergangslösung gedacht, gibt es dort seit 1996 Shows und Musicals zu sehen. Künftig sollen diese im Staatenhaus zu erleben sein. Auch beim Weltstadthaus von Renzo Piano scheiden sich die Geister, wie Namen wie „gestrandeter Wal“ oder einfach „Ei“ zeigen. Jahrelang lag die Baustelle an der Schildergasse still, weil Mängel in der Statik festgestellt worden sind. Eröffnet wurde das Gebäude 2005. Es zieht jährlich Tausende Kauflustige an.

Der Schokobrunnen im Schokomuseum ist eine Sehenswürdigkeit, die kleine wie große Besucher im Rheinauhafen gleichermaßen begeistert. Der Brunnen ist mit 200 Kilo warmer, flüssiger Schokolade gefüllt, die man aktuell wegen der Corona-Auflagen leider nicht probieren kann. Dafür hat der Brunnen gerade eine neue, goldene Plattform bekommen. Einen anderen, außergewöhnlichen Brunnen gibt es im 4711-Haus an der Glockengasse. Dort fließt echtes Kölnisch Wasser und sorgt für eine besondere Duftnote im Raum.

Der Dom mit seinen beiden mächtigen Türmen ist das Markenzeichen der Stadt. Doch es gibt in Köln noch weitere, sehr markante Gotteshäuser zu bewundern. Dazu zählt auf jeden Fall die Kirche St. Engelbert am Riehler Gürtel. Ihr Dach hat die Form einer riesigen Zitronenpresse. Gestaltet wurde die Kirche, die im Jahr 1932 geweiht wurde, vom Architekten Dominikus Böhm. Die Kirche ist außerdem bekannt, weil dort Josef Kardinal Frings nach dem Zweiten Weltkrieg das „Fringsen“ - also das Stehlen von Kohle – legalisiert hatte.

Etwas Besonderes ist auch die Kölsch-Konvention, die 1985 von den Kölner Brauereien unterzeichnet worden ist. Sie definiert das obergärige Bier ganz genau, bekennt sich zum Reinheitsgebot und legt fest, dass Bier, das sich Kölsch nennt, nur in Köln gebraut werden darf. Das Altbier aus Düsseldorf genießt so einen Schutz nicht. Ähnliches gilt nur für den Champagner, der nur in der entsprechenden Region produziert werden darf. So adelt man ein Bier zu einem echten Luxusgetränk.

Ein einzigartiges Schaufenster in die Antike ist das Dionysos-Mosaik im Römisch-Germanischen Museum, das Besucher vom großen Fenster am Roncalliplatz bewundern können. Für den luxuriösen Fußboden einer reichen römischen Familie wurde extra das Museum gebaut. Neueren Datums ist die Kölner Arena, die zu einer echten Landmarke im Rechtsrheinischen geworden ist. Grund dafür ist der 76 Meter hohe Bogen über Deutschlands größter Multifunktionshalle, der der Arena den liebevollen Spitznamen „Henkelmännchen“ eingebracht hat.

Ein Turm für und von Frauen ist der Bayenturm in der Südstadt. Heute beherbergt der mittelalterliche Festungsturm als Frauen-Media-Turm die Redaktion der feministischen Zeitschrift „Emma“ und das Feministische Archiv und Dokumentationszentrum. Auch Frauenrechtlerin Alice Schwarzer hat dort ihre Büroräume.

Wer über den Rhein will, steigt in Köln in Fähren mit ungewöhnlichen Namen wie Krokolino, Strolch oder Rheinschwan. Sie bringen ihre Passagiere ganz staufrei vom einen Rheinufer zum anderen. Eine davon legt an der Zündorfer Groov an, einer sehr beliebten Freizeitinsel im Süden der Stadt. Dort kann man sich an den Sandstränden erholen und später mit der Fähre in die schöne Auenlandschaft von Weiß im Linksrheinischen übersetzen.

Zu den neueren Sehenswürdigkeiten der Stadt zählt die große Freitreppe des Rheinboulevards im rechtsrheinischen Deutz. Von dort hat man einen sensationellen Blick auf den Dom und die Altstadt. Zu den Besonderheiten der 500 Meter langen Freitreppe zählt der Schinkenkessel, ein halbrunder Pfeiler der Römerbrücke. Dazu kommen weitere spannende Fundstücke aus der gut 2000-jährigen Kölner Geschichte.

Unweit davon befindet sich die Hohenzollernbrücke, die mit ihren unzähligen Liebesschlössern zu einer echten Attraktion für Touristen und Einheimische geworden ist. Und direkt hinter der Brücke findet sich ein Platz, der bei Fremden oft für Staunen sorgt. Denn er wird von Aufsehern bewacht, die Menschen das Betreten verbieten. Die Erklärung: unter dem Heinrich-Böll-Platz befindet sich die Philharmonie, zu der jeder menschliche Tritt bei Proben und Konzerten durchschallt.

Hanka Meves: Das gibt es nur in Köln, Emons-Verlag, 144 Seiten, 12 Euro

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