Musik Die Kölner sind die deutschen Wiener

Köln · An diesem Freitag veröffentlicht die österreichische Band Wanda ihr schlicht mit dem Bandnamen betiteltes neues Album. Am 20. März kommen die Wiener zum Konzert ins Kölner Palladium. Wir haben vorab mit dem Michael Marco Fitzthum über das neue Werk und das Gastspiel am Rhein gesprochen.

Das Interview wurde bereits vor einigen Tagen geführt - also vor der traurigen Meldung vom heutigen Dienstag zum Tod des Wanda-Keyboarders Christian Hummer.

Der Titel des neuen Albums lautet schlicht „Wanda“. Wie kam es dazu?

Michael Marco Fitzthum: Unsere Band gibt es inzwischen seit zehn Jahren. Mit dem Titel feiern wir uns ein klein wenig selbst und bedanken uns bei allen Menschen, die uns so lange begleitet haben. Der Titel fängt auch unsere Wanda-DNA ein. Gerade in schwierigen Krisenzeiten wollen wir damit den Menschen etwas mehr Verlässlichkeit bieten. 

Wie würden Sie die DNA von Wanda beschreiben?

Fitzthum: Es gibt in unsrer Musik immer wiederkehrende Motive und Themen wie die Liebe, das Leben und den Tod. Die DNA ist mehr ein Gefühl, das man nur schwer beschreiben kann. Diese DNA hat uns immer bei den Alben begleitet, nur beim letzten war es anderes, da haben wir ein Experiment gestartet. Jetzt, in dieser Zeit zwischen Krieg und Pandemie wollen wir den Menschen aber keine weiteren Experimente zumuten.

Wie sind die neuen Songs entstanden?

Fitzthum: So ein Album ist nur ein Werkauszug. Ich schreibe ständig. Da kommen im Jahr zwischen 100 und 200 Songs zusammen. Für mich ist das Schreiben ein Grundbedürfnis, wie der Hunger. Ich habe einfach Hunger, neue Lieder zu schreiben.

Was hat sich bei Wanda in den vergangenen zehn Jahren verändert?

Fitzthum: Die Musik hat sich eigentlich nur sehr wenig verändert. Bei unserer Liveband gab es aber deutliche Veränderungen. Wir sind mehr geworden auf der Bühne. So kamen ein Streichquartett, ein Saxofonist und ein zweiter Gitarrist dazu. Wir haben selten so viel Spaß beim live spielen gehabt, wie jetzt. Verändert hat sich auch der Umgang mit dem Hype, der um uns entstanden ist. Wir sind als Band mehr zusammengewachsen und der Dialog zwischen den einzelnen Mitgliedern ist intensiver geworden.

Welche Bedeutung hat Freundschaft für die Band?

Fitzthum: Das ist für uns das Allerwichtigste. Bei unserer Gründung waren vielleicht nicht die besten Musiker, aber wir haben menschlich sehr gut zusammen funktioniert. Unsere Werte überschneiden sich und jeder bringt Verständnis für den anderen auf. Das ist wie in einer Beziehung, man muss in der Lage sein, die Bedürfnisse der anderen wahrzunehmen, miteinander zu reden und versuchen, die anderen zu verstehen. Da gehört auch eine gewisse Offenheit in der Gruppe dazu. 

Wie sehr hat Ihnen das Live-Spielen in der Pandemie gefehlt?

Fitzthum: Ich habe den größten Respekt für eine alleinerziehende Mutter, die im Lockdown mit ihren Kindern auf 40 Quadratmetern lebt und dort mit ihrem Leben zurechtkommen muss. Dagegen waren wir als Musiker sehr privilegiert, da verbietet sich einfach das Jammern. Außerdem war ich auch in dieser Zeit sehr beschäftigt und konnte mich in Wien auch mehr um mein privates Leben kümmern. Davor waren wir ständig unterwegs, das hat viel Kraft gekostet. Im Lockdown konnte man wieder runterkommen und hat mehr Ruhe im Leben gehabt. Das hat mir gutgetan. 

Viele Bands haben große Sorgen, weil die Menschen beim Kartenkauf zurückhaltend geworden sind.

Fitzthum: Wir konnten jetzt im Sommer endlich die Auftritte nachholen, die in der Pandemie nicht möglich waren. Es war beeindruckend, wie uns da unsere Fans zwei Jahre lang die Treue gehalten haben. Keiner wollte seine Karten zurückgeben. Was die Zukunft angeht, will ich nicht spekulieren. Jeden Tag kann etwas Einschneidendes passiert, das unser Leben komplett auf den Kopf stellt. 

Welche Beziehung haben Sie zu Köln und zum Palladium?

Fitzthum: Köln ist für mich wie eine zweite Heimat. Meine Mutter ist in Leverkusen aufgewachsen und fuhr immer mit dem Rad nach Köln zum Klavierunterricht. Wenn ich nach Köln komme, esse ich immer Apfelpfannkuchen. Die hat meine Großmutter so fantastisch gemacht. Das Palladium ist unser absoluter Wunschort. Es hat die perfekte Größe. Dort verschmelzen die große Halle und der kleine Club zu einer perfekten Atmosphäre. Was ich an den Kölnern mag, ist ihre Lebensart und ihr Wortwitz. Der ist dem Wiener Schmäh sehr ähnlich. Insofern sind die Kölner für mich die Wiener in Deutschland.

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