Spannung Kölsche Mafiageschäfte mitten im Veedel

Köln · Eigentlich führt Marlon ein ganz normales Studentenleben – und das hat gerade mit seiner dänischen Freundin Smilla eine glückliche Wendung genommen. Doch ganz ungestört ist das junge Glück nicht.

 Der Pate von Ehrenfeld. Foto: Gmeiner

Der Pate von Ehrenfeld. Foto: Gmeiner

Foto: Verlag/Gmeiner

Denn da ist noch die Familie – allen voran Großonkel Albert, der seine Mafiageschäfte auf seine ganz eigene kölsche Art führt. Bislang hat er Marlon mit Aufgaben im Hafen beauftragt. Doch jetzt soll der Neffe die kriminelle Karriereleiter nach oben steigen und als Pate die Geschäfte in Ehrenfeld übernehmen.

Dazu gehört das Eintreiben der Schutzgeldforderungen an Geschäfte und Restaurants. Die Drecksarbeit soll Kalef übernehmen, das Geld kassiert Marlon und gibt den Großteil an seinen Onkel Albert weiter. Dabei fällt für ihn mehr ab, als ein Studienabschluss verspricht. Dumm ist nur, dass die albanische Mafia gerade droht, das heilige Gleichgewicht der Clans und Klüngel in der Domstadt zu stören. Und der durchgeknallte Hitzkopf Malush ist ausgerechnet in Marlons Ehrenfelder Revier unterwegs, was sich dieser auf keinen Fall bieten lassen kann. Allerdings gerät auch der „Polizeischutz“ des kölschen Mafiaclans ins Wanken, da Kommissar Rolf Gemüth, der gerne mal ein Auge zudrückt, mächtig Druck von seinem Vorgesetzten bekommt.

Und es sind nicht die einzigen Herausforderungen, denen sich Marlon in seinen Semesterferien stellen muss. Smilla ist schwanger und träumt von einer Wohnung in der angesagten Eichendorffstraße. Das könnte wirklich teuer werden. Auch Oma Rita mischt sich ein, sie hat eine ganz genaue Vorstellung, in welche Richtung sich das junge Familienglück entwickeln soll. Selbst bei der Geburt gibt sie den Ton an – so soll der Kreißsaal im „Klüsterchen“, dem Sankt Elisabeth-Hospital, schon bald „uterusfarben“ erstrahlen. Da muss jetzt Opa Hannes seine Beziehungen im Veedel spielen lassen. Clanchef Albert nimmt die Neue ebenfalls genau unter die Lupe und macht dem jungen Paar klar, was man von den beiden erwartet.

Im angestammten Veedel sorgt die Explosion des Büdchens auf dem Lenauplatz weltweit für Schlagzeilen. Da der Kiosk von Herrn Jojoe, einem Kölner mit chinesischen Wurzeln, betrieben wird, vermuten die Medien, dass Rechtsextremisten den Terrorakt verübt haben. Marlon, dessen Familie das Büdchen besitzt und verpachtet, hat da eine ganz andere Vermutung. Malusch hat Jojoe um Schutzgeld erpresst und dann wie bei anderen Läden mit Kalef gemeinsame Sache gemacht. Das hat Marlon inzwischen im Griff, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sich Malusch mit dem Anschlag gerächt haben könnte, ist groß.

Und für den BWL-Studenten kommen im Hitzesommer noch andere schweißtreibende Aufgaben dazu: So muss er für seinen Onkel Albert, der inzwischen im Umland residiert, Karten für eine Bootsfahrt der Tabakdynastie Schneider organisieren. Da fährt die gesamte Elite des kölschen Verbrechens mit – leider dürfen eigentlich nur Kriminelle mit Wohnsitz in Köln an Bord. Tricks kann er sich bei Albert, der einen Mops mit dem Namen „Plüschmett“ sein Eigen nennt, kaum erlauben. Denn der Alte überwacht seinen Neffen genau und hört auch seine Telefonate ab. Da ist guter Rat teuer. Aber zum Glück ist Carlito Schneider ein guter Freund von Marlon.

„Der Pate von Ehrenfeld ist ein Köln-Krimi, der einmal von der anderen, der kriminellen Seite auf das Geschehen in der Domstadt blickt. Dabei ist Marlons Mafiaclan eigentlich eine ganz normale kölsche Familie, die sich auch mal in Ritas Küche zur gemeinen Pediküre-Stunde trifft. Der Leser bekommt so auf humorvolle Weise einen Einblick in den Mikrokosmos von Ehrenfeld und Neuehrenfeld, zwei so kleinbürgerliche wie auch angesagte Kölner Veedel mit viel kölschem Lebensgefühl.

Manfred Theisen: Der Pate von Ehrenfeld, Gmeiner-Verlag, 252 Seiten, 14 Euro

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