Studie in Köln Raumfahrt-Forscher zahlen 16.500 Euro, wenn man zwei Monate im Bett bleibt

Köln · 60 Tage im Bett und damit auch noch Geld verdienen? Eine Weltraum-Studie in Köln klingt für so manchen Langschäfer vielleicht wie ein Traum - sie hat aber auch Tücken.

 In Köln wird an Liegenden geforscht. (Symbolbild)

In Köln wird an Liegenden geforscht. (Symbolbild)

Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Zwei Monate im Bett verbringen und dafür auch noch Geld bekommen? Was für so manchen Langschläfer vielleicht wie ein Traum klingen mag, ist knallharte Forschung: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln sucht Probanden für die erste Langzeit-Bettruhestudie, die zusammen mit der europäischen Weltraumorganisation ESA und der US-Weltraumbehörde Nasa durchgeführt wird.

Für einen zweiten Durchlauf, der insgesamt von September bis Dezember laufen soll, werden noch Freiwillige gesucht. Als Aufwandsentschädigung zahlen die Forscher insgesamt 16.500 Euro.

Worum geht es dabei?

Mit Bettruhestudien werden in der Weltraummedizin die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf den Körper simuliert. Denn ohne Gravitation bilden sich Muskeln und Knochen stark zurück, wie das DLR erläuterte. Körperflüssigkeiten verschieben sich in die obere Körperhälfte, das ganze Herz-Kreislauf-System wird weniger beansprucht und verliert an Leistungsfähigkeit.

Was ist das Ziel der Studie?

Ziel der Bettruhe-Studien sei es, „vorbeugende Maßnahmen oder Gegenmaßnahmen zu entwickeln, die die negativen Effekte der Schwerelosigkeit mindern“, teilte das Zentrum für Raumfahrt mit. Sollen Astronauten künftig für lange Zeit im Weltraum oder auf dem Mond und Mars leben, müssen effektive Gegenmaßnahmen gegen Knochen- und Muskelschwund entwickelt werden. Einige der Probanden des Studienprojekts, das die Bezeichnung Agbresa (Artificial Gravity Bed Rest Study) trägt, werden daher während der dreimonatigen Studie täglich im Liegen auf einer Kurzarm-Zentrifuge in der luft- und raumfahrtmedizinischen Forschungsanlage Envihab auf dem DLR-Gelände in Köln gedreht.

Wie sieht die Zeit im Bett konkret aus?

Jede „Kampagne“ dauert laut Angaben des Raumfahrt-Zentrums 89 Tage. Nach einer „Eingewöhnungsphase“, die 15 Tage dauern soll, folgen 60 Tage im Bett. Danach gebe es noch eine 14-tägige Erholungsphase.

Während der Bettruhephase finden laut den Forschern wirklich sämtliche Aktivitäten im Liegen statt: Dazu gehören neben Essen und der „Freizeitgestaltung“ auch Duschen und der „Toilettengang“. Die korrekte Körperhaltung werde dabei ständig per Kameraüberwachung kontrolliert. Zudem gebe keine Kissen - um eine „optimale Kopftieflage sicherzustellen“, so die Forscher weiter. Eine weitere Komponente, die abschreckend wirken könnte: Besuch ist während der Studie verboten.

(red/afp)
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