Lesetipp Köln-Krimi: Manni Thielen kehrt in die Heimat zurück

Köln. · Christoph Gottwald ist der Erfinder des Regionalkrimis. Nach 25 Jahren gibt es das Comeback des Kultermittlers.

Verleger Hejo Emons mit Krimiautor Christoph Gottwald im Café Central.

Verleger Hejo Emons mit Krimiautor Christoph Gottwald im Café Central.

Foto: WZ/Eppinger

Grenzenlose Wut hatte Privatdetektiv Manni Thielen vor 25 Jahren dazu gebracht, zwei Kölner Gangsterbosse zu töten. Sie waren die vermeintlichen Mörder seiner Tochter Marie. Manni blieb nichts anderes übrig, als aus seiner Heimatstadt zu fliehen. In Polen baute er sich unter dem falschen Namen Karol Stanjek als Personenschützer und Chauffeur eine neue Existenz auf. Den Manni lässt er im Nachbarland sterben.

Sein Job führt ihn nach Berlin, wo er eine neue Basis der Sicherheitsfirma aufbauen soll. Zu seinen Kunden gehört ein einflussreicher Politiker. Ihm rettet sein Fahrer und Bodyguard nach einem Herzanfall das Leben. Dabei lernt er die Frau des Politikers kennen und beginnt mit ihr eine verhängnisvolle Affäre. Denn er wird brutal überfallen und bekommt eine Kugel ins Knie, die ihn zum Invaliden macht.

Seine einzige Chance, mit seinem schlaflosen Leben zurechtzukommen, besteht für ihn darin, dass er nachts das Haus verlässt und in den Ring- und U-Bahnen der Hauptstadt zum unsichtbaren Beschützer junger Mädchen und Frauen wird, die durchs gefährliche Nachtleben Berlins streifen. Eine Fahrt wird Manni zum Verhängnis. Zunächst hilft er einer eleganten Frau, die ihr Handy fallen lässt. Dann folgt er einer betrunkenen Punkerin, die ins Visier zweier zwielichtiger Typen geraten ist. Doch kurz darauf wird er verdächtigt, selbst ein Stalker zu sein. Manni wehrt sich und verletzt ein junges Mitglied einer arischen Bruderschaft schwer. Auch wegen des Mordes an der eleganten Unternehmerin fahndet die Polizei nach ihm.

Ihm bliebt wieder nichts anderes übrig, als zu fliehen. Zum Glück hat er sich gut getarnt und kann so alle Spuren von sich an der Spree verwischen. Sein neues Glück sucht Manni nach 25 Jahren wieder in der alten Heimat – in Köln. Dort erfährt er von seinen früheren Schwager, dass seine Frau mit ihrem neuen Mann, einem reichen Engländer, die Welt umsegelt, und dass seine Tochter Marie inzwischen wieder in Köln lebt.

Diese hat einen neuen Namen angenommen und arbeitet bei der Kölner Kripo im Bereich organisierte Kriminalität. Manni bringt seinen Schwager dazu, ihm die Adresse von Marie zu verraten, denn er will seine Tochter beschützen. Dann spitzen die die Ereignisse plötzlich zu und Manni bekommt die grausame Macht des Schicksals erneut gnadenlos zu spüren.

„Melatenblond“ ist ein Köln-Krimi, der nahtlos an die drei Vorgänger mit dem Kultermittler Manni Thielen anknüpfen kann. Dabei ist der Protagonist ein klassischer Antiheld – mit charakterlichen Fehlern behaftet, vom Leben mit dem steifen Knie zum Humpelgang verdonnert, etwas schräg und knurrig, aber doch mit dem kölschen und eigenwilligen Humor und Lebensmut ausgestattet, kämpft sich Manni durchs Leben und gibt auch dann nicht auf, wenn sich alles gegen ihn verschworen hat.

Mit „Melatenblond“ haben Autor Christoph Gottwald, Kölns Raymond Chandler, und sein Verleger Hejo Emons nach zweieinhalb Jahrzehnten wieder den großen Wurf geschafft und ihren Lesern eine so spannende und unterhaltsame wie auch eigenwillige Lektüre beschert.

Christoph Gottwald: Melatenblond, Emons-Verlag, 384 Seiten, 12.90 Euro

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