Literatur Köln – das Gesicht einer Stadt

Köln. · Ein neuer Bildband wirft einen etwas anderen Blick auf die Architektur der Metropole am Rhein und stellt besondere Bauten vor.

Imposanter Blick auf den Dom zwischen Oper und Schauspielhaus, wo gerade das neue Opernquartier entsteht.

Imposanter Blick auf den Dom zwischen Oper und Schauspielhaus, wo gerade das neue Opernquartier entsteht.

Foto: Fober/Jo Fober

Dass Köln die architektonisch wohl am meisten unterschätzte Stadt Deutschlands ist, hat jüngst auch die renommierte New York Times“ in einem Artikel bekundet. „Die kleine Stadt am Rhein, die, ohne viel Aufsehen zu erregen, zum internationalen Geheimtipp geworden ist“, schreibt Michael Kaune, der gerade den neuen Ovest-Bildband „Köln – das Gesicht einer Stadt“ im Bachem-Verlag herausgegeben hat. Gerne gelobt werden in der Stadt die bekannten historischen Bauten wie der Dom, das Rathaus oder die romanischen Kirchen, beim Rest der Stadt – vor allem bei den Nachkriegsbauten – gibt es nur wenig Lob beim touristischen Mainstream, selbst die Kölner attestieren ihrer Heimatstadt verschämt eine „gewisse Hässlichkeit“.

Dass dies bei weitem nicht so ist, zeigt der neue Bildband mit Aufnahmen des Architektur- und Modefotografen Jo Fober, der in Köln seinen Wohnort hat. Sein Blick fällt vor allem auf die Repräsentationsbauten der 50er und 60er Jahre. Er schließt aber auch in jüngerer Zeit entstandene Gebäude nicht aus und zeigt diese in einem ganz neuen Licht. Es ist ein Bildband entstanden, der nicht wehmütig in die gute alte Zeit zurückblickt, sondern der sich im Hier und Jetzt positioniert. Gezeigt werden 36 ausgewählte Beispiele Kölner Architektur von der Gründerzeit bis zur Jahrtausendwende.

Die Kranbauten sind das Markenzeichen im neuen Quartier

Zu den jungen Bauwerken der 2000 Jahre alten Stadt zählen die drei Kranbauten am Rheinauhafen. Geschaffen wurden die Drillingstürme 2010 nach Entwürfen von Alfons Linster und Bothe-Richter-Teherani (BRT). Sie sind stilisierte Lastkräne und prägen das Erscheinungsbild des neuen Stadtquartiers im alten Hafengelände. Unter den ausgezeichneten Gebäuden führt Europas größte Tiefgarage hindurch.

Mit seinem Zeltdach gehört der Tanzbrunnen in Deutz zu den architektonischen Highlights der Nachkriegszeit. Geschaffen wurde die Anlage 1949 nach Entwürfen von Josef Op Gen Oorth. Der Mittelpunkt ist ein Rondell mitten im Brunnen, das vor allem als Tanzfläche diente. Zur Bundesgartenschau kam das markante Dachkonstrukt von Frei Otto dazu, der auch beim Bau des Münchener Olympiastadions beteiligt war. Heute dient das „Sternwellenzelt“ als Regen- und Sonnenschutz für Kölns erfolgreichste Open-Air-Location.

Ein markanter Bau direkt
am Rheinufer - die Bastei

Markant direkt am Rheinufer ist auch Wilhelm Riphahns Bastei auf einen ehemaligen preußischen Verteidigungsposten mit seinem auffällig positionierten Rundturm und dem gezackten Dach. Wie ein altes Gebäude neu genutzt und gestaltet werden kann, zeigt die ehemalige Königliche Eisenbahndirektion, die nach dem Umbau Sitz der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) geworden ist. Mit der neoklassizistischen Fassade prägt der Bau das Rheinufer. Erhalten geblieben ist auch das markante Treppenhaus. Der Rest des Gebäudes wurde entkernt und neu gebaut.

Zu den weiteren Bauten, die Köln verändert haben, zählt der 500 Meter lange Rheinboulevard mit seiner großen Freitreppe, die von den Menschen gerne zum Entspannen genutzt wird. Ein Mix aus alter und neuerer Architektur findet sich beim Hauptbahnhof mit der großen Bahnsteighalle und der in den 50er Jahren gebauten, lichtdurchflutenden Empfangshalle. Erhalten geblieben vom Ursprungsbau aus dem Ende des 19. Jahrhunderts ist der Alte Wartesaal, der heute als Restaurant und Eventlocation genutzt wird.

1955 wurde der im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstörte Gürzenich in seiner heutigen Form nach den Plänen von Rudolf Schwarz und Karl Band gestaltet und wiedereröffnet – seinen Ursprung hat der Bau im 15. Jahrhundert. Den Anbau mit dem großen Treppenhaus und dem Isabellensaal erhielt das Festhaus 1857.

Zu den markanten Neubauten der jüngeren Zeit zählt die U-Bahn-Stadion Heumarkt, die wie eine unterirdische Kathedrale wirkt. Beeindruckend ist auch das Funkhaus des WDR am Wallrafplatz nach dem Entwurf von Peter Friedrich Schneider auf dem Platz des früheren Hotels Monopol in den 50er Jahren. Herzstück ist der „Große Sendesaal“.

Ein ganz großer architektonischer Wurf war das Kunstmuseum Kolumba nach dem Entwurf von Peter Zumthor. Entstanden ist ein Überbau der im Krieg zerstörten Kirche St. Kolumba. Mit der an ihrer Stelle von Gottfried Böhm erbauten Kapelle „Madonna in Trümmern“ steht dort ein weiterer außergewöhnlicher Ort zur Verfügung. Beim Museum mit seinem ungewöhnlichen Ausstellungskonzept wurde auf dem Grundriss der alten Kirche mit den gleichen Materialien gebaut.

Das erste Museum der Nachkriegszeit war in den 50er Jahren gebaute Wallraf-Richartz-Museum, das heute das Museum für angewandte Kunst beherbergt. Es steht auf dem Grundriss des früheren Minoritenklosers, dessen Kreuzgang noch erkennbar ist.

Eine ewige Baustelle scheint das neue Opernquartier zu werden. Das Schauspielhaus und die Oper wurden in den 50er Jahren von Wilhelm Riphahn geschaffen und sollen nun komplett neu konzipiert wieder an den Start gehen. Neu von Renzo Piano geschaffen wurde das Weltstadthaus an der Schildergasse – ein echter Blickfang in der City. In neuem Gewand erstrahlt wiederum die Flora mit ihrem Kuppeldach und dem prächtigen Saal, die 2014 wiedereröffnet wurde.

Michael Kaune (Hg.): Qvest Bildband Architektur – Köln – das Gesicht einer Stadt, Bachem Verlag, 130 Seiten, 24.95 Euro.

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