Spannung Köln-Buchtipp: Ein Zimmer mit Aussicht auf Mord

Köln. · 16 deutsche Krimiautoren erzählen in einem Buch kriminelle Hotelgeschichten um das Kölner Bellevue.

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Foto: CMZ

An den Steinbögen mit der Balustrade kann man die Eleganz dieses Hauses an der Neusser Landstraße gerade noch so erkennen. Doch der Bau ist mehr als marode und wirkt eher wie ein Horrorhaus aus Hitchcock-Thrillern als wie ein Luxushotel. Dazu tragen auch die Schauergeschichten von den Toten in der Kaisersuite im oberen Stock bei. Sie sollen sich alle erhängt haben, andere sprechen auch von Mord. Dazu kommt noch ein Grabstein von einem Mann, der dort in den 50er Jahren den unsanften Tod gefunden hat und der urplötzlich aus der Erde auftaucht.

„Zimmer mit Mord“ ist ein Gemeinschaftswerk von 16 deutschen Krimiautoren von Ingrid Noll über Elke Pistor bis zu Brigitte Glaser und Paul Schaffrath. Im Mittelpunkt steht ein Luxushotel, das seine Pforten von 1913 und 1969 für seine gut zahlenden Gäste geöffnet hatte. In diesem Zeitraum ereignen sich zahlreiche Todesfälle – jeder Autor bekommt seinen eigenen Toten. Es sind Geschichten um hektische Mörder, schwere Koffer mit geheimnisvollem Inhalt und verstörte Reisende.

So kommt 1913 ein Paar auf der Flucht in Köln an. Obwohl der Herr ein echter englischer Lord ist, sieht es finanziell ziemlich mau aus. Nur mit Mühe schaffen es die beiden den französischen Concierge zu überzeugen, ihnen ein Zimmer zu geben. Doch dann taucht plötzlich der unbekannte Verfolger im Hotel auf und die Ereignisse überschlagen sich auf blutige Art und Weise.

Bei Sabine Trinkaus ist es eine Stimme aus dem Jenseits, die für Aufregung sorgt. Auch hier zieht ein Paar ins Bellevue ein, dieses Mal ist die Dame die vornehme Komtesse. Im Zimmer befindet sich noch immer die geheimnisvolle Kiste der Vorgänger, die zu einem Dekostück umfunktioniert worden ist. Als Elvira mitten in der Nacht plötzlich die Kiste öffnet, ist das Unheil vorprogrammiert.

Und es ist nicht die einzige Tote, die es in den nächsten Jahren und Jahrzehnten in der schicken Suite des Bellevue geben wird. Da bietet es sich für einen verarmten und ideenlosen Krimiautor doch an, es wie sein Protagonist zu machen, der gerne in Luxushotels absteigt und dort auf seinen nächsten Fall wartet. Doch daraus wird nichts – die Ideen für die nächste Geschichte im Groschenroman bleiben aus und damit wohl auch das dringend benötigte Honorar. Denn mit seinem letzten Geld hat der Autor das Zimmer gerade noch so bezahlt und eine Flasche billigen Fussels erstanden. Verzweifelt wirft er die Schreibmaschine aus dem geschlossenen Hotelfenster und begibt in die Stadt. Dort steht er plötzlich mitten im kriminellen Geschehen.

„Zimmer mit Aussicht“ ist eine so spannende wie kurzweilige Sammlungen von Kriminalkurzgeschichten. Alle haben den gleichen Schauplatz – das Kölner Hotel Bellevue. Doch jeder Autor findet für seine Geschichte einen ganz eigenen Dreh, um den Ort für sein kriminelles Geschehen gut in Szene zu setzen.

Und am Ende entsteht aus diesen unterhaltsamen Geschichten dann doch ein Werk, das als Ganzes zu begeistern weiß. Zusammengehalten werden die einzelnen Kurzgeschichten durch einen Makler der einen Investor durch das Gebäude führt, der dort Luxuswohnungen bauen will. Er berichtet von den den teils skurrilen Geschichten, wie die vom Naziarzt, der chirurgisch aus Patienten Doppelgänger bekannter Nazigrößen erschaffen will. Auf ihn wartet vergifteter Wein als Abschiedsgeschenk vom Concierge und seinen Freunden.

Andreas Izquierdo, Paul Schaffrath (Hg.): Zimmer mit Mord, CMZ Verlag, 256 Seiten, 12, 95 Euro.

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