Katholische Schützen öffnen Verband für Muslime und Homosexuelle

Der Umgang mit Muslimen und Schwulen in katholischen Schützenvereinen hat für viele Debatten gesorgt. Der Dachverband wurde bis in die Grundfesten erschüttert. Nun haben sich die Schützen neue Regeln gegeben: Weltoffen und moderner wollen sie sein.

Symbolbild.

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Foto: Rolf Vennenbernd

Leverkusen. Muslime und Homosexuelle sollen künftig aktiv in katholischen Schützenvereinen mitmachen dürfen. Damit sind sie auch zum sogenannten Königsschuss zugelassen. Dies beschloss am Sonntag die Vertreterversammlung des Bunds der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) in Leverkusen. Auslöser für den Richtungswechsel ist der Fall eines muslimischen Schützenkönigs im westfälischen Werl. Nach den derzeitigen Statuten hätte der gar nicht erst Schützenbruder werden dürfen, wie der Dachverband meinte.

Der Verband hatte vor gut zwei Jahren vergeblich versucht, den Schützenkönig Mithat Gedik zum Rücktritt zu bewegen. Schon davor war der BHDS mit rund 400 000 Mitgliedern in gut 1200 Bruderschaften in Kritik geraten, weil ein homosexuelles Königspaar nicht zusammen auftreten durfte.

Nordrhein-Westfalen gilt neben Bayern als Hochburg der Schützen. Die Delegierten stimmten in ihren Beschlüssen für ein weltoffenes Profil und größere Freiheiten und sprachen ein Bekenntnis zu christlichen Traditionen aus. Sie wollten künftig moderner auftreten und ihr verstaubte Image ablegen, hieß es. In der Frage homosexueller Könige bezog Bundesschützenmeister Emil Vogt für das Präsidium klar Stellung: „Die sexuelle Orientierung eines Menschen gehört zu seiner Persönlichkeit und Identität und ist für die Aufnahme in eine Bruderschaft unerheblich.“ Homosexuelle Schützenbrüder und Schützenschwestern hätten daher selbstverständlich alle Mitgliedsrechte und -pflichten, einschließlich der Möglichkeit, die Königswürde zu erringen.

Ein klares Signal sandte der Dachverband auch an alle Schützenbrüder, die aus der Kirche ausgetreten oder geschieden sind: Sie müssten sich nicht weiter fürchten, die katholische Schützengemeinschaft verlassen zu müssen. Mit dem neuen Orientierungsrahmen soll dem kirchlichen Schützenverband eine zeitgemäße und verständliche Grundausrichtung gegeben werden, ohne die Zugehörigkeit zur Kirche in Frage zu stellen, hieß es in der Mitteilung weiter. Wie Papst Franziskus die Kirche geöffnet habe, müssten auch die Bruderschaften aus ihrem brüderlichen Selbstverständnis heraus auf andere, auch Andersgläubige, zugehen.

Der Verband hatte nach eigenen Angaben erkannt, dass die bisherigen Regeln teilweise an der Lebenswirklichkeit der Vereine vorbeigehen. Mit dem neuen Orientierungsrahmen sollten nun die altehrwürdigen Bruderschaften zukunftsfähig gemacht werden, hieß es. Dabei werde in Kauf genommen, dass es Unterschiede in der Geschwindigkeit und der Anpassung gebe - so zwischen Stadt und Land, zwischen liberalen und eher konservativen Gemeinschaften. dpa

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