Kapelle als Gesamtkunstwerk

Die nach dem Klosterbruder Konrad benannte Kapelle an Alt St. Alban kann wieder am 9. Juni besucht werden.

Köln. Auf dem Weg vom Gürzenich zum Rathaus laufen täglich tausende Menschen achtlos ihr vorbei — der Blick fällt da eher auf die Ruine von Alt Sankt Alban. Was sich daneben hinter einer Holztür befindet, wissen nur wenige. So ging es auch Puppenspieler Hans Fey, der beim Tag des Denkmals die Sankt Bruder-Konrad-Kapelle für sich entdeckt hat.

„Mir war es ein Anliegen, diese mehr Menschen zugänglich zu machen“, sagt der Mitarbeiter des Hänneschen-Theaters. In Absprache mit dem Stadtkonservator öffnet er an vier bis fünf Terminen im Jahr die sich in einem Turmraum von Alt Sankt Alban befindliche Kapelle für jeweils zwei Stunden und erklärt den erstaunten Besuchern, was es mit diesem besonderen Räumen auf sich hat.

Sankt Alban gehörte zu den 19 innerstädtischen Pfarreien, von denen heute nur noch einige wenige erhalten geblieben sind. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Kirche 1172. Zerstört wurde sie in den letzten Kriegswochen . „Es gab Überlegungen, die Kirche für die 280 übriggebliebenen Gemeindemitglieder wiederaufzubauen. Das war aber an einem Ort, von dem aus sieben Kirchen in zehn Minuten erreichbar sind, nicht realistisch. So entstand ein Ort des Gedenkens.“ Heute gibt es in der Innenstadt mit Sankt Aposteln nur noch eine Pfarrei. Ende der 50er Jahre wurde Neu Sankt Alban auf einem Grundstück in der Neustadt Nord errichtet.

Kapelle als Gesamtkunstwerk
Foto: Stephan Eppinger

Allerdings hatte der damalige Kardinal Frings gefordert, dort einen sakralen Raum zu erhalten — die Kapelle, die nach dem von Papst Pius XI. heilig gesprochen Klosterbruder Konrad benannt wurde. „Er war in seinem Kloster Pförtner und versorgte die Armen mit Essen und Trinken — eine Art männliche Mutter Teresa“, sagt Fey. In der Kapelle erinnert an ihn ein Wandgemälde von Peter Hecker, der die Decken und Wände gestaltet hat. Zu sehen sind dort unter anderem der heilige Alban und eine Erinnerung an Stephan Lochner, der Mitglied der Gemeinde war und das Amt des Kirchenmeisters innehatte.

1964 wurde die Kapelle entweiht und gehört nun zum Besitz der Stadt Köln. „Anfangs wollte man diese tagsüber offen halten, das hat aber nicht funktioniert“, erklärt Fey. Die Fenster der Kapelle wurden von Will Thonett gestaltet. „Das eine zeigt die Vögel des Himmels, die im Baum des Lebens sitzen. Im anderen ist Christus zu sehen, der am Ende des Tages wiederkommt. Dazu kommen die Symbole der Evangelisten“, sagt Fey mit Blick auf die außergewöhnliche Glaskunst.

Zentrales Kunstwerk der Gedenkstätte in der Kirchenruine sind die „trauernden Eltern“, eine Kopie der von Käthe Kollwitz angefertigten Skulpturen. Das Original steht auf dem Soldatenfriedhof in Vladslo-Praetbos in Belgien, auf dem Kollwitz Sohn im Ersten Weltkrieg beerdigt wurde. 1953 fertigten Ewald Matarés Schüler Joseph Beuys und Erwin Heerich die Kopien an. Als Zeichen der Mahnung befindet sich im vorderen Teil der Ruine zudem ein Kriegsgefangenen-Mahnmal. Alt Sankt Alban wurde vor einigen Jahren saniert. Dabei wurde die Fassade aufgearbeitet und die fränkischen Grüfte unter dem Kirchenboden gesichert.

Die Sankt Bruder-Konrad-Kapelle ist das nächste Mal am 9. Juni von 11 bis 13 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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