Karneval Jecke Kleidung nach Maß für Prinzen, Musiker und Gardisten

Köln · Was wird jetzt nur aus unserem Karneval? Diese bange Frage kursierte in Köln, seitdem bekannt wurde, dass Jörg Bornheim sein Traditionsunternehmen „J. Bornheim“, ehemals „Partyclown“, Ende April für immer schließen wird.

Jens Jung (l.) und Tom Ortmanns bieten an den Ringen für Karnevalisten maßgeschneiderte Uniformen und Kostüme an.

Jens Jung (l.) und Tom Ortmanns bieten an den Ringen für Karnevalisten maßgeschneiderte Uniformen und Kostüme an.

Foto: step/Eppinger

Ob Familiengesellschaft oder Traditionskorps, Spielmannszüge, Tanzgruppen und auch das Kölner Dreigestirn – sie alle ließen ihre Uniformen und Kostüme bei Bornheim anfertigen.

Mehr als 100 Karnevalsgesellschaften waren Stammkunden bei Bornheim. Lange war kein Nachfolger in Sicht, doch dann kamen zwei Kölner zusammen und entschlossen sich in die Fußstapfen von Jörg Bornheim zu treten.

Neue Adresse
am Kaiser-Wilhelm-Ring

Jens Jung, von Haus aus Unternehmensberater, hatte vor sieben Jahren im Rolexhaus gegenüber des Hauptbahnhofs mit der „Massnahme“ sein Geschäft für Maßkleidung für Herren gegründet. Dort kauften auch Prominente wie Giovanni Zarrella oder der frühere Scorpions-Schlagzeuger Hermann Rarebell ihre Bühnenoutfits.

„Mich hatten Kunden, die im Karneval aktiv waren, auf das Dilemma angesprochen und gefragt, ob ich mir neben Anzügen, Jacken und Hosen in meiner Manufaktur auch ein Angebot mit maßgefertigten Kostümen und Uniformen vorstellen könne. Ich selbst hatte keinen Bezug zum Karneval. Das war aber bei Tom Ortmanns, einem befreundeten Unternehmer der Fall, der bei der KG Fidele Fortuna aktiv war, die auch zu den Kunden von Bornheim gehörte. So kam es zu den ersten Gesprächen mit Jörg, der neben der Maßschneiderei auch einen Kostümhandel betrieben hatte“, erinnert sich Jung an die Anfänge von „Brauchtum nach Maß“.

Bornheim hatte bereits für Ende April sowohl seine Räume als auch seine Mitarbeiter gekündigt. „Mit Jörg trafen wir dann die Vereinbarung, dass wir alle Mitarbeiter und Maschinen übernehmen. Das galt auch für die Kundenkontakte. Hier am Ring haben wir neue große Verkaufs- und Beratungsräume gefunden. Direkt gegenüber befinden sich weitere Räumlichkeiten mit dem Atelier, wo unsere Schneider sitzen. Anfang Mai haben wir dann unser neues Geschäft eröffnet, wo beraten und Maß genommen wird. Hier finden auch später die Anproben statt.“

„Wir haben die Schneider übernommen, bräuchten aber noch deutlich mehr Personal im Atelier. Acht bis zehn neue Mitarbeiter würden wir sofort einstellen“, erklärt Ortmanns. Gut 30 Karnevalsgesellschaften konnte man schon als Kunden gewinnen. „Mit 70 weiteren KGs in Köln sowie im Umland, wie in Leverkusen. Bergisch Gladbach, Pulheim oder Frechen, laufen derzeit die Gespräche. Da sind wir gerade in der Kennenlernphase. Auch mit dem Kölner Festkomitee stehen wir in Kontakt.“

Auch Privatleute oder Gruppen können sich ihre Kostüme nach Maß anfertigen lassen. „Wir designen dann das Kostüm nach den Wünschen des Kunden und nehmen Maß“, sagt Jung, der es sich auch gut vorstellen kann, sich im Sommerbrauchtum wie bei den Schützenvereinen mit seinem Angebot zu engagieren.”

„Die Herausforderung ist für uns die große Vielfalt im Karneval. Jede KG hat ihre eigene Uniform oder Litewka sowie ihre eigenen Accessoires, Schnitte und Stoffe. Die fachliche Kompetenz, die hier gefragt ist, bleibt dagegen die gleiche. Zudem haben wir die früheren Bornheim-Mitarbeiter an Bord. Gerade werden bereits die ersten Aufträge erledigt. So richtig los geht es dann nach den Sommerferien“, sagt Jung. Eine maßgefertigte Uniform kostet bei ihm zwischen 1500 und 5000 Euro. „Dazu liefern wir dann alles vom Säbel bis zu den Stiefeln.“

Gefragt sind bei seinem Unternehmen auch weiterhin maßgeschneiderte Kleidung für den Alltag: „Der klassische Anzug braucht mehr Beratung, da es hier anders als im Karneval in der Regel keine Vorgaben und so mehr Auswahlmöglichkeiten gibt. Die Nachfrage steigt bei uns stetig, da viele Menschen auf individuelle Kleidung sehr viel Wert legen. Da kauft man lieber weniger Anzüge und setzt dafür auf Kleidung, die eine hohe Qualität hat und die perfekt passt. Da kommt auch das Thema Nachhaltigkeit ins Spiel“, berichtet Jung.

Service: Jung & Ortmanns GmbH, Brauchtum nach Maß, Kaiser-Wilhelm-Ring 43, Köln. Weitere Infos gibt es unter:

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