Interview „Ich setze alles auf die Hoffnung“

Gil Ofarim hat gerade sein neues Album an den Start gebracht – es ist das persönlichste Werk des Rockmusikers, der am Mittwoch in den Club Bahnhof Ehrenfeld kommt.

 Gil Ofarim kommt am Mittwoch in den Club Bahnhof Ehrenfeld und stellt dort sein neues Album vor.

Gil Ofarim kommt am Mittwoch in den Club Bahnhof Ehrenfeld und stellt dort sein neues Album vor.

Foto: Eppinger

Das neue Album trägt den Titel „Alles auf Hoffnung“ in schwierigen Zeiten. Sind Sie ein positiv denkender Mensch?

Gil Ofarim: Ich bin ein durch und durch positiver Mensch. Dazu gibt es auch keine Alternative. Wir haben nur eine Chance und müssen das Beste daraus machen. Ich setze deshalb alles auf die Hoffnung. Das neue Album ist das Album, das ich mein ganzes Leben lang machen wollte. Ich habe darin mein ganzes Leben auch verarbeitet. Ich wollte mich mit dieser Platte, die erstmals wieder bei einem Major Label veröffentlicht wird, weiterentwickeln und meinen Horizont erweitern. Deshalb habe ich mir besondere Leute ausgesucht, mit denen ich an den Songs gearbeitet habe. Da lernt man sich zunächst bei einem Kaffee kennen und redet. Zu den Themen gehörten auch die eigenen Kinder. Wenn da mal eines Bauweh hat oder die Zähne kommen, versucht man es zu beruhigen und trägt es durchs ganze Haus. Wenn es dann kurz vor dem Einschlafen noch einmal lächelt, ist das ein unglaublicher Moment. Da passiert etwas in einem und Kinder sind ja auch unsere Zukunft, unsere Hoffnung auf die man alles setzt.

Gerade bestimmen Themen wie Hanau oder Thüringen die Diskussionen. Wie gehen Sie damit um?

Ofarim: Das ist natürlich schrecklich, was das passiert. Gerade der Anschlag in Halle hat mich tief getroffen. Aber eigentlich war das doch schon immer da, gerät jetzt aber durch die digitalen Medien schneller und verstärkt in den Vordergrund. Ich war wegen meiner Familie oft in Israel und spreche auch Hebräisch. Dass man sich Sorgen macht, wenn man zu einer öffentlichen Veranstaltung geht, ist für Israelis nicht wirklich neu. Ich habe da auch keine Lösung, wünsche mir aber, dass es sich ändert. Wir müssen als Gesellschaft zusammen halten. In unserem von vielen Freiheiten bestimmten demokratischen Land ist auch nicht alles schlecht.

Das neue Album ist ein sehr persönliches Werk.

Ofarim: Alben waren schon immer eine Form von Ventil für mich. Es gab viel, dass ich so endlich mal herauslassen wollte. Aber es ist kein genaues Abbild meiner privaten Welt, die ich so gut wie möglich für mich behalten und bewahren möchte. Ich möchte den Fans auch die Freiheit lassen, ihre Fantasie bei Hören spielen zu lassen und sich darin wiederzuerkennen.

Der Song „Nach Dir der Regen“ handelt vom Tod Ihres Vaters Abi Ofarim.

Ofarim: Das war so etwas, das endlich rausmusste und das ich lange vor mir hergeschoben habe. Beim Schreiben hatte ich das Gefühl, dass mein Vater neben mir sitzt. Mein Vater war ein fröhlicher Mensch, der gerne gelebt hat. Er hätte sicher keine traurige Ballade gewollt. So ist ein wütender Rocksong über den Verlust entstanden, der ihm sicher gefallen hätte.

Wie sehr sind Sie durch Ihren Vater als Musiker geprägt worden?

Ofarim: Er hat mich sehr als Musiker geprägt. Bei uns zu Hause lagen immer Instrumente rum und wir durften sie als Kinder auch ausprobieren. Da lag immer Musik in der Luft. Ich war auch bei den Touren mit dabei. Eigentlich wollte ich aber Tennisprofi werden, aber in der Pubertät ist dann die Lust auf das viele Training gesunken und andere Dinge wie die Musik wurden wichtiger.

In den 90ern waren Sie der große Teenieschwarm. Was ist aus dieser Zeit hängen geblieben?

Ofarim: Die Zeit ist vorbei, inzwischen bin ich 37. Aber ich werde immer noch oft darauf angesprochen. Für manche Fans war das der Sound ihrer Jugend und sie hatten mein Poster an der Wand. Das macht mich stolz.

Sie sind auch Schauspieler und Synchronsprecher. Auch auf der Musicalbühne waren sie schon unterwegs.

Ofarim: Ich kann mich glücklich schätzen, ein privilegiertes und sehr abwechslungsreiches Leben zu führen. Das ist kein sicherer Job mit festem Gehalt, aber ich liebe die Kunst. Was als nächstes Projekt kommt, weiß ich oft nicht so genau. Ich mache das dann einfach und denke nicht so groß darüber nach.

Welche Beziehung haben Sie zu Köln?

Ofarim: Das ist die Medienstadt in Deutschland und war sehr oft da. Früher gab es im Mediapark noch den Musiksender Viva. Da war ich oft jede Woche. Das war eine schöne Zeit. Ich mag Köln als herzliche und offene Stadt, in der jeder so sein darf, wie er will. Der Kölner trägt das Herz auf der Zunge und sagt das, was er denkt. Toll finde ich die Arena, in der ich auch schon auf der Bühne gestanden bin. Dahin würde ich gerne wieder zurückkehren. Mir geht auch als Münchener das Herz auf, wenn ich nach Köln fahre und den Dom sehe.

Service: Am kommenden Mittwoch, 4. März, kommt Gil Ofarim um 20 Uhr in den Club Bahnhof Ehrenfeld an der Bartholomäus-Schink-Straße 65-67 in Köln.

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