Natur Heute den Siebenschläfertag per Webcam erleben

Leverkusen. · Mehr als 88.000 User aus rund 60 Ländern sind 2018 online gegangen. Auch in diesem Jahr können die kleinen Tiere wieder vom heimischen PC aus beobachtet werden.

 Ein Siebenschläfer mitten im Grünen. Auch in den Leverkusener Wäldern ist das kleine Tier zu Gast.

Ein Siebenschläfer mitten im Grünen. Auch in den Leverkusener Wäldern ist das kleine Tier zu Gast.

Foto: Nabu/Thomas Goetzfried

Der Siebenschläfertag, zu dem die alte Bauernregel sagt „Regnet es am Siebenschläfertag, der Regen sieben Wochen nicht weichen mag.“ ist vielen bekannt. Der heutige 27. Juni hat aber mit dem Säugetier, dem „Siebenschläfer“ gar nichts zu tun – es ist ein christlicher Gedenktag für die „sieben Schläfer von Ephesus“.

Durch den Siebenschläfertag ist vielen von uns der sympathische nächtliche Kobold ein Begriff. Aber gesehen hat ihn eigentlich fast keiner. Denn unser liebenswerter kleiner „Nachbarn” lebt bei uns in der Regel in Wäldern mit altem Baumbestand oder angrenzenden Streuobstwiesen mit hohen Obstbäumen. Diese wertvollen und ausgesprochen schützenswerte Lebensräume bieten ihm seine originale Heimat. Die kleinen sympathischen Nager sind sehr heimlich und flink und können daher selten beobachtet werden.

Doch das hat sich nun geändert: in Leverkusen leben diese faszinierenen Säugetiere in einem größeren, durch alte Buchen und Eichen gekennzeichneten Waldstück am Rande der Stadt. Und seit 2015 hat der Naturschutzverein Nabu von Juni bis Mitte Oktober eine Webcam in die Höhle dieser wild lebenden Siebenschläfer integriert. Weltweit kann dadurch jeder in die Wohnstube der Siebenschläfer schauen.

Das „Siebenschläfer-TV” sendet über die Internetseite Live-Eindrücke aus dem geheimen Leben der Siebenschläfer. Putzen, balzen, die Geburt und die Aufzucht der Jungen. „Das Interesse der Internetnutzer ist enorm. Das muntere Treiben der Siebenschläfer wurde 2018 von über 88.000 Menschen angeschaut. Die Zuschauer kamen nicht nur aus dem deutschsprachigen Raum, sondern insgesamt aus über 60 Ländern“, sagt Nabu-Chef Erich Schulz. Eines der Ziele des Projektes ist, das geheime Leben dieser netten Säugetiere mit Hilfe einer Live-Webcam in die heimischen Wohnzimmer zu transportieren. So können die Internetnutzer das sympathische, nachtaktive Tier und seinen Lebensraum hautnah kennenlernen.

Pädagogisches Programm
für Kinder und Jugendliche

Doch das Leverkusener Siebenschläfer-Projekt bietet noch mehr. 2019 möchte es mit einem neu entwickelten pädagogischen Programm Vorschulkinder und Kinder der ersten Grundschulklassen ansprechen. Für Leverkusener Sekundarstufen 1 und 2 gibt es ebenfalls das Angebot einer kostenlosen pädagogischen Einheit zur Ökologie des Siebenschläfers und seiner Rolle im komplexen Ökosystem des Waldes und alter Streuobstwiesen. Die Unterrichtseinheiten bestehen aus einer einstündigen Impulseinheit in der Schule. Und dann geht es hinaus in den Wald, die Heimat des Siebenschläfers. Dort lernen die Kinder und Jugendlichen mit viel Spaß das Tier näher kennen und schauen live im Internet, was die Siebenschläfer gerade treiben. Einige Plätze sind noch frei.

Wer über die Aktivitäten im Wohnzimmer der Siebenschläfer immer direkt informiert werden möchte, kann auch Follower auf der Facebookseite „Familie Siebenschläfer – geheimnisvolle Nachtschwärmer“ werden, die von Lena Hölzer betreut wird.

Möglich wird das diesjährige Siebenschläfer-TV dankenswerterweise durch eine Förderung von der Deutschen Postcode Lotterie und durch Spenden von begeisterten Zuschauern der vergangenen Jahre, die auch 2019 nicht auf die Beobachtung der nächtlichen Kobolde verzichten wollten. Nur durch die Förderung kann das Projekt durchgeführt werden, denn neben vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit wäre die umfangreiche live-view-streaming Technik und die pädagogische Arbeit finanziell zu aufwendig für den Verein geworden.

2015 begann das Siebenschläfer-Projekt des Nabu Leverkusen. Die Siebenschläfer belohnten in allen vier Jahren die engagierten Bemühungen der Naturschützer mit wunderbaren Einblicken in ihre Wohnstube. Sie präsentierten Putzaktionen, gemütliches Chillen, Balz und auch die Geburt der nackten rosa Jungen konnte beobachtet werden. Auch das Größerwerden der Jungen konnte live miterlebt werden. Zuerst entwickelte sich das graue Fell, und mit 21 Tagen öffneten sie bereits ihre Augen. Bald darauf trainierten sie als Vorbereitung auf die Zeit außerhalb des Nistkastens ihre Muskeln beim Balgen und Klettern.

Mit der Erfahrung der vergangenen Jahre wurden in 2018 die Nistkästen und die Technik nochmal optimiert und es konnte in noch besserer Qualität gesendet werden. Auch in 2018 waren die Siebenschläfer „kooperativ“ und zogen in den Nistkasten ein. Ende Juli kamen dann die vier bis sechs Jungen zur Welt. Da das Wetter im Sommer recht heiß war, konnten die Jungen gut beobachtet werden, da das Muttertier ihre Jungen nicht zum Wärmen mit Blättern zudecken musste – die Einblicke waren hervorragend. Als die Jungen dann größer wurden, waren sie aber kaum noch zu bremsen und ihre Kletterkünste konnten gut beobachtet werden - teilweise auch kopfunter an den Wänden entlang.

„Wir freuen uns schon auf die neuen Einblicke in das Leben dieser faszinierenden Tiere“ sagt die Projektdurchführende des Nabu Leverkusen, Regine Kossler. „Viele Highlights haben wir in 22 Videos über youtube ins Netz gestellt - so können sie immer abgerufen werden. Sie wurden in den vier Jahren bisher fast 52.000 mal angeschaut“.

Die nachtaktiven Nager mit dem buschigen Schwanz sind Ende Mai aus ihrem sieben Monate dauernden Winterschlaf erwacht und haben jetzt ein straffes Zeitprogramm vor sich. Zunächst heißt es möglichst viel fressen, denn der lange Winterschlaf hat alle Fettreserven schrumpfen lassen. Dann muss ein Revier abgesteckt und ein Platz zur Gründung einer Familie gefunden werden.

Da in unseren Wäldern alte, dicke Bäume mit Höhlen für die Jungenaufzucht selten geworden sind, nutzen die munteren Kobolde der Nacht gerne Vogelnistkästen, in denen bereits im Frühjahr Meisen gebrütet haben. Das verlassene Meisennest dient als kuscheliger Untergrund – ähnlich wie ein Sofa. Hier kann das Weibchen im Juli/August die Jungen zur Welt bringen und sicher großziehen. Wieder ein Beispiel dafür, dass nur durch das Vorhandensein vieler Lebewesen (Artenvielfalt) die wichtigen Kreisläufe der Natur gut funktionieren können. In mehrere dieser Nistkästen hat das Siebenschläfer-Team jetzt wieder Kameras eingebaut und so können alle Abschnitte des Familienlebens beobachtet werden. Die jeweils interessanteste Live-Webcam kann im Internet online betrachtet werden:

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort