Erinnerung „Frieden ist heute in Europa keine Selbstverständlichkeit“

Köln. · Kreissparkasse zeigt ab sofort am Neumarkt eine Ausstellung des Volksbundes.

 Wolfgang Gorzalka (l.) und Stefan Schmidt (3.v.l.) vom Volksbund sowie Wolfgang Eckert und Alexander Wüerst (r.) von der Kreissparkasse bei der Ausstellungseröffnung. Die Schau läuft bis zum 26. Juli.

Wolfgang Gorzalka (l.) und Stefan Schmidt (3.v.l.) vom Volksbund sowie Wolfgang Eckert und Alexander Wüerst (r.) von der Kreissparkasse bei der Ausstellungseröffnung. Die Schau läuft bis zum 26. Juli.

Foto: KSK

2019 blickt der Volksbund Deutsche Kriegsgräber auf 100 Jahre Geschichte zurück, die untrennbar mit der deutschen Geschichte verbunden ist. Gegründet im Dezember 1919 als privater Verein zur Pflege der Soldatengräber des Ersten Weltkrieges, übernahm er im Laufe des 20. Jahrhunderts zunächst die Aufgabe, sich um die Gräber der gefallenen deutschen Soldaten und um die Betreuung der Angehörigen zu kümmern. Er hat das Gedenken nach den Weltkriegen geprägt und den Wandel der deutschen Erinnerungskultur mitgestaltet.

Heute umfasst Kriegsgräberfürsorge die Sorge um die Gräber aller Toten von Krieg und Gewaltherrschaft, das öffentliche Gedenken und Mahnen für den Frieden sowie eine auf Friedensfähigkeit und Verständigungsbereitschaft zielende Jugend-, Schul- und Bildungsarbeit.

Eine Ausstellung in der Zentrale der der Kölner Kreissparkasse am Neumarkt spannt den Bogen vom Beginn der Kriegsgräberfürsorge in Europa im späten 19. Jahrhundert, über die konkreten Aufgaben, die aus dem massenhaften Sterben in den beiden Weltkriegen erwuchsen, hin zu der „Versöhnung über den Gräbern“ und den heutigen ersten Ansätzen gemeinsamen europäischen Gedenkens.

Die Besucher finden sich zwischen zwei großen Panoramawänden auf einer quadratischen Ausstellungsfläche. Auf diese verteilen sich zehn Stelen, mit insgesamt 20 inhaltlichen Schwerpunkten. Darauf finden sich je zwei ausgewählte Themen, eines pro Seite. Dort werden die Kernarbeitsbereiche und wichtige Etappen der Verbandsgeschichte dargestellt. Dazu gehören beispielsweise die Gründungsphase in der Weimarer Republik und die willige Andienung an das nationalsozialistische Gewaltregime, die Kontinuitäten und Brüche nach 1945 sowie das erweiterte Aufgabenfeld nach der Öffnung Osteuropas.

Es geht um die Toten-Umbettung und Identifizierung, Gestaltung von Kriegsgräberstätten, nationale und internationale Workcamps, Spendenaktionen, Initiativen für Friedensarbeit und Fragen der Erinnerungs- und Gedenkkultur. Ergänzt werden die Stelen mit vier Tisch-Vitrinen, unterteilt in jeweils zwei Themenaspekte. Bestückt mit ungewöhnlichen und überraschenden Exponaten aus den Landesverbänden und dem Archiv der Bundesgeschäftsstelle, sowie von weiteren Leihgebern und Förderern, erzählen sie die facettenreiche Arbeit des Volksbundes auf lebendige und berührende Art.

Ein multimediales Angebot mit Interviews, historischem Filmmaterial, Beiträgen aus der Jugendarbeit, aktuellen Aufrufen und Testimonials rundet die Darstellung ab. Die zentrale Installation in der Mitte der Ausstellung macht deutlich, dass Krieg kein weit entferntes Phänomen ist, sondern sehr rasch real werden kann.

Der Gestaltung der gesamten Ausstellung liegt ein einheitliches Grafikkonzept zugrunde, welches die Besucher stets in ein unmittelbares Verhältnis zu den Ausstellungsinhalten bringt. Je nach Perspektive nimmt man eine Rückblick-Position oder eine Ausblick-Position ein – und kann so die eigene Gegenwart prüfend einbringen. Die Schau mit ihren vielen spannenden Inhalten und Perspektiven verweist auf die Kernkompetenzen des Volksbundes, vor allem aber lässt sie eines deutlich werden, dass alles Tun mit den Lebensgeschichten und Schicksalen vieler einzelner Menschen und ihrer Angehörigen verbunden ist, dass alle Bemühungen letztlich darauf zielen, den Toten ihre Namen zurückzugeben und damit zu Trauerbewältigung und Versöhnung beizutragen.

Krieg ist kein Zustand, der in Europa überwunden worden ist. In der Ukraine wird seit Jahren ein blutiger Konflikt ausgetragen. Nationalistische Kräfte in ganz Europa stellen Menschenrechte und freiheitliche Werte in Frage. Frieden ist immer fragil, nie eine Selbstverständlichkeit, ein Zustand, für den jeden Tag gearbeitet werden muss.

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