Ford Ford erinnert an seine ersten türkischen Mitarbeiter vor 60 Jahren

Köln · Als erstes Unternehmen in Deutschland begannen die Ford-Werke im Herbst 1961 mit der gezielten Anwerbung türkischer Arbeitskräfte. Grundlage war das Deutsch-Türkische Anwerbeabkommen ,das am 30. Oktober 1961 in Bad Godesberg unterzeichnet wurde.

 Ford in Köln warb als erstes Unternehmen in Deutschland türkische Beschäftigte an. 

Ford in Köln warb als erstes Unternehmen in Deutschland türkische Beschäftigte an. 

Foto: Ford-Werke GmbH

Es trat rückwirkend zum 1. September 1961 in Kraft. Zu jener Zeit waren Arbeitskräfte in Deutschland knapp, es herrschte Vollbeschäftigung. Ford nutzte daher die neuen Möglichkeiten, Arbeitskräfte aus dem Ausland für sich zu gewinnen und nach Deutschland zu holen.

Die meisten türkischen Mitarbeiter gab es 1972

Die ersten türkischen Gastarbeiter kamen als Sammelgruppe am 27. September 1961 mit dem Zug von Istanbul über Sofia, Belgrad und München am Bahnhof in Deutz an und wurden direkt zu den Ford-Werken nach Niehl gebracht. In den Folgejahren stieg die Zahl der türkischen Belegschaft schnell an: 1965 beschäftigten die Ford-Werke bereits 6277 türkische Mitarbeiter. Die größte Belegschaftsstärke mit 12.368 Mitarbeitern erreichten die türkischen Beschäftigten 1972. Bis heute ist diese Zahl wieder auf 2245 gesunken. Das Unternehmen schätzt den Anteil türkischer sowie türkischstämmiger Belegschaft insgesamt auf rund 20 Prozent, also rund 4000 Beschäftigte. Damit stellt diese Gruppe immer noch den größten Anteil unter den mehr als 90 Nationen insgesamt.

Die Anwerbung von Kollegen aus einem anderen Kulturkreis setzte tiefgreifende Veränderungen innerhalb der Ford-Werke in Gang. So engagierte der Automobilhersteller Dolmetscher, passte das Angebot der Werkskantinen an oder gab Kommunikationen fortan auch in türkischer Sprache aus. Ab 1973 bot der Automobilhersteller seiner Belegschaft während der Werksferien auch besonders günstige Charterflüge in die Türkei an.

Während die ersten türkischen Beschäftigten noch in Übergangswohnheimen wohnten, stellte Ford bereits ab 1962 den Neuankömmlingen neu errichtete und gut eingerichtete Wohnheime zur Verfügung. Die Heime gehörten überwiegend dem Internationalen Bund für Sozialarbeit/Jugendsozialwerk, einem dem Deutschen Roten Kreuz angeschlossenen Verband. In Zusammenarbeit mit Ford betrieb das Jugendsozialwerk die Wohnheime und kümmerte sich vor Ort um die Ford-Bewohner. Zu Höchstzeiten gab es 30 Wohnheime, das letzte wurde erst 1998 geschlossen.

Der erste türkische Betriebsrat wurde 1972 gewählt, 1975 bereits folgten drei weitere türkische Mitarbeiter. 1978 wird einer der drei, Salih Güldiken, auch in den Aufsichtsrat berufen, dem er bis zu seiner Pensionierung 1997 angehörte. Ebenso feiert das For- Mitarbeiternetzwerk Turkish Resource Group (TRG) sein 20. Bestehen. Im Zuge der Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag von elf türkischen Beschäftigten gegründet, engagieren sich heute viele Mitarbeiter in diesem Netzwerk für die türkische Kultur oder den Bezug von Ford zur türkischen Community. Eines der größten Projekte ist „KomMENT“, ein Schulprojekt, bei dem sich 22 Freiwillige an Schulen mit hohem Migrationshintergrund als Mentoren engagieren. Im Rahmen des seit 2013 laufenden Projekts konnten bislang über 6000 Schüler erreicht werden. Darüber hinaus hält das Netzwerk Kontakt zu Migrationsnetzwerken anderer Unternehmen und veranstaltet ein jährliches Sommerfest.

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