Kultur Film-Tipp: Wenn der Profikiller sein Herz entdeckt

Köln · Heute Abend wird im Autokino in Porz ab 21.45 Uhr erstmals der neue Thriller „Man from Beirut“ von Regisseur Christoph Gampl gezeigt. Hauptdarsteller ist Kida Ramadan. Am 28. Mai gibt es einen weiteren Termin im Autokino Wuppertal.

 Kida Ramadan ist der Hauptdarsteller in „Man from Beirut“.

Kida Ramadan ist der Hauptdarsteller in „Man from Beirut“.

Foto: Eva Fleig

Karten gibt es nur online.

Der neue Film kommt zunächst in die Autokinos. Was ist das für ein Gefühl?

Christoph Gampl: Das wird für uns eine spannende Erfahrung, wir freuen uns riesig. Es ist wie eine Rückkehr in die 60er. Ich war noch nie in einem Autokino vor Ort, ich kenne das eher aus amerikanischen Filmen. Außerdem freuen wir uns, dass wir der erste Film sind, der nach Corona überhaupt an den Start geht. Und dann auch noch im Autokino. Das wäre ohne Filmwelt, unseren Verleiher, nicht möglich gewesen.

Welche Bedeutung hat die Krise für die Filmemacher?

Kida Ramadan: Es ist eine schwere Krise für uns Künstler. Aber wir machen das Beste daraus und setzen uns nicht in eine Ecke, um rumzuheulen. Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass jetzt die Kultur und die Kunst nicht stirbt. Deswegen auch die Idee „Autokinostart“ - wir wollen mit unserem Film zum Publikum.

Was war die Idee zum Film mit einem blinden Auftragskiller?

Gampl: Wir wollten eine Geschichte im Stil des Film Noir erzählen, wie man das aus alten Filmen kennt. Daraus ist dann mit Boris Naujoks, meinem Koautoren, ein Berlin Neo Noir geworden. Wir setzen eine stilisierte Schwarz-Weiß-Ästhetik gegen das Berlin von heute, dadurch entsteht ein spannender Kontrast, Gangster aus der Jetztzeit in einem Setting, das aus den 60ern stammen könnte. Kida wollte eine Figur spielen, die er noch nie gespielt hat, und die ihn als Schauspieler herausfordert.

Ramadan: Ich habe mich vorab nicht speziell auf diese Rolle vorbereitet, ich wollte die Figur beim Spielen entwickeln. Die Szenen sollten spontan und direkt bleiben. Mein Profikiller Momo hat Herz, das war mir das Wichtigste, und als er ein Mädchen nicht umbringen will, geraten die Dinge mehr und mehr außer Kontrolle.

Wie wurde Momo in Szene gesetzt?

Gampl: Wir wollten den Killer ins Zentrum rücken, ihn aber als Blinden nicht ausstellen. Momo sollte wie eine ganz normale Figur oder Person behandelt werden. Sein Problem ist nicht die Blindheit, sondern dass er das erste Mal in seinem Leben einen Job nicht zu Ende bringt. Damit setzt er etwas in Gang, was ihn reflektieren lässt, über sein Leben, seine Identität und über das, was er eigentlich will.

Berlin spielt eine zentrale Rolle in „Man from Beirut“.

Ramadan: Wir wollten Berlin anders zeigen und nicht nur die Standardrolle umsetzen. Es ist eine Stadt, die schön und dreckig zugleich ist. Bei der Umsetzung hat uns geholfen, dass wir eine tolle Kamerafrau am Start hatten.

Gampl: Wir sind echt stolz auf die Bildwelt, die wir für den Film gefunden haben und unsere Kamerafrau Eeva Fleig hat da eine krassen Job gemacht, nicht zuletzt weil wir mit 14 Drehtagen extrem wenig Zeit hatten. Unterstützt hat uns da vor allem auch 2Pilots Filmproduction aus Köln, deswegen freut es uns, dass wir unsere Autokinotour in Köln starten.

Welche Bedeutung haben Eigenschaften wie Vertrauen und Loyalität im Film?

Ramadan: Die sind in der Fiktion genauso wichtig wie im normalen Leben. Für mich als Mensch sind sie ein zentraler Bestandteil meines Lebens. Und es ist auch eine der Botschaften, die der Film vermitteln kann.

Gampl: Das sind Themen, die universell sind und die für alle Menschen eine große Rolle spielen. Jeder kann damit etwas anfangen. Mit den Mitteln des Film Noir zeigen wir die Beziehung zwischen einem Profikiller und einem kleinen Mädchen. Aber was wirklich zwischen ihnen passiert, nämlich dass ein Killer seinen Beschützerinstinkt entdeckt, dass er dadurch Probleme bekommt, dass er vom Jäger zum Gejagten wird, das sind Themen, die jeder nachvollziehen kann. Damit bekommt der Film eine sehr emotionale Ebene.

Sie sind in Berlin aufgewachsen. Welche Bedeutung hat die Stadt für Sie persönlich?

Ramadan: Ich lebe in Berlin, seitdem ich drei Monate alt bin und habe die Stadt nie für längere Zeit verlassen. Das ist der einzige Ort in der Welt, an dem ich mich wirklich wohlfühle. Ich kenne diese Stadt genau – ich weiß wie sie lebt, wie sie riecht und wie sie träumt.

www.autokino-koeln.de

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