Genuss Ein Weinparadies im Untergrund

Köln. · In den historischen Gewölben an der Sedanstraße hat die Kölner Wine-Bank ihr Zuhause gefunden und bietet ihren Mitgliedern eine besondere Atmosphäre.

Der imposante Weinkeller mit seinem Gewölbe wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom Weinhändler Otto Engels gebaut.

Der imposante Weinkeller mit seinem Gewölbe wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom Weinhändler Otto Engels gebaut.

Foto: WZ/Eppinger

Wer an der Kreuzung Sedan-/Riehler Straße den Schriftzug Wine-Bank liest, ahnt nicht, was ihn dort erwartet. Zunächst geht es einige Stufen hinab zum Eingang – nur wenige Momente später steht der Gast mitten in einem imposanten Kellergewölbe. Sanftes Licht und Loungeklänge begleiten den Besucher beim Rundgang.

„Mein Bruder Stephan und ich haben als Immobilienentwickler 2010 das Gebäude am Rande des Agnesviertels gekauft und waren überrascht über die dazu gehörende große Kelleranlage, die seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr genutzt worden war und die komplett im Dunkeln lag. Wir hatten anfangs keinen Plan für den Keller“, erinnert sich Andreas Frey. Zu den Ideen für die 2000 Quadratmeter großen Räumlichkeiten im Untergrund gehörten zum Beispiel eine Pilzzucht oder ein Schießstand.

Die Weintresore kosten zwischen 79 und 189 Euro im Monat

„Erbaut wurde der Keller Ende des 19. Jahrhunderts von dem Kölner Weinhändler Otto Engels. Zu seinem Unternehmen gehörte das heute noch erhaltene Lagergebäude und eine im Krieg zerstörte Villa“, sagt Frey. Über einen Zeitungsartikel kommt Frey mit der Idee der Wine-Bank in Kontakt. Entwickelt hat diese der Unternehmer Christian Ress, bekannt als Eigentümer des Weinguts Balthasar Ress im Rheingau, wo 2010 die erste Wine-Bank eröffnet wurde.

„Diese ist ein privater Club, bei dem die Mitglieder ein Fach für ihre Weine mieten können und damit rund um die Uhr mit ihren Karte Zugang zu einer besonderen Weinerlebniswelt bekommen. Die Fächer kosten je nach Größe zwischen 79 und 189 Euro im Monat. Dazu kommen noch größere Weinkeller – da ist der Preis Verhandlungssache. Der Keller steht den Mitgliedern an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden zur Verfügung. Inzwischen gibt es europaweit neun solcher Clubs.“ Zu finden sind diese in Hamburg, Mainz und Frankfurt genauso wie in Wien, Palma und Zermatt. Neue Clubs wird es künftig auch in London geben. „Das ganze läuft über ein Franchise-System. Geplant sind die Clubs weltweit“, erläutert Frey.

Zwei Jahre lang wurde der Weinkeller in Köln in enger Absprache mit dem Denkmalschutz umgebaut. „Das war eine sehr konstruktive Zusammenarbeit. Uns war es wichtig, den Charakter des ursprünglichen Kellers zu bewahren. So haben wir zum Beispiel das Gewölbe nicht gestrichen, sondern es so belassen, wie es sich in den vergangenen gut 100 Jahren ergeben hat. Mann kann noch die ehemaligen Fächer des Weinkellers mit Originalschildern erkennen, das macht den Flair dieses Ortes aus“, sagt Frey und blickt auf die großen alten Steinzeuggefäße, in denen Wein gelagert wurde. Zu erkennen sind außerdem Rollanlagen für Fässer. „Die meisten dieser Anlagen haben wir zurückgebaut. Auf der noch bestehenden Anlage soll es bald wieder Fässer geben.“

Den Clubmitgliedern werden insgesamt 279 vergitterte Tresorfächer und fünf Keller angeboten, wo insgesamt bis zu 48.000 Flaschen Wein bei 16 Grad und 65 Prozent Luftfeuchtigkeit unter idealen Bedingungen gelagert werden können. „Das natürliche Klima des Kellers unterstützen wir mit einer Klimaanlage. Es gibt auch einen großen Raum für Veranstaltungen wie zum Beispiel Verkostungen, der mit 20 Grad etwas angenehmer für Besucher temperiert ist.“

Aktuell sind etwa 30 Prozent der Anfang August eröffneten Wine-Bank belegt. „Die Erfahrungen der anderen Clubs, die schon länger am Start sind, zeigen, dass etwa 80 Prozent der Fächer gewerblich und 20 Prozent privat genutzt werden. Wir haben hier auch einen Gastronom, der sein Restaurant um die Ecke betreibt, und der auch mal schnell vorbeikommt, um für seine Gäste eine besondere Flasche Wein zu holen. Für andere Clubmitglieder ist die Wine-Bank das verlängerte Wohnzimmer.“

Zur Wine-Bank gehören eine Küche und sanitäre Anlagen genauso wie eine Raucherlounge, die in Kooperation mit der „Zigarrenwelt“ angeboten wird. „Wir bieten unseren Mitgliedern eigene Veranstaltungen wie ein Trüffelessen oder Abende, an denen sich verschiedene Weingüter vorstellen. Jedes Mitglied kann auch nach Absprache selbst Events und Gesellschaftstreffen veranstalten.“

Zu den Highlights im Keller zählt die Weinzapfanlage „By The Glas“, wo 18 verschiedene Weinflaschen in zwei Temperaturzonen bereitstehen, wenn einmal nicht das eigene Weinlager beansprucht werden soll. Bezahlt wird hier mit der Mitgliedskarte. Frisch bleiben die edlen Tropfen dank Stickstoff, der in die Falschen gefügt wird. „Es gibt auch einen Superkühler für Weißwein, der binnen von Minuten die gewünschte Temperatur erzeugt.“

Clubmanagerin ist die Wein-Ambassadorin Claudia Stern, die die Mitglieder als Expertin berät und die mit ihrem Team dafür sorgt, dass Dinge wie Gläser, Korkenziehen und Mineralwasser stets bereitstehen. Auch der Kontakt zu Event- und Cateringanbietern wird über sie hergestellt. 

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