Serie Ein Kirchenlehrer und die Klosterfrau

Köln · Große Persönlichkeiten bestimmen bis heute das Geschehen in Köln. In der heutigen Serienfolge blicken wir auf einen bedeutenden Gelehrten, auf eine umtriebige Unternehmerin, auf eine bekannte Lyrikerin, auf ein Ehepaar, dem die Kölner Kunstszene viel zu verdanken hat, und auf einen Architekten, der das Gesicht der Stadt mit geprägt hat.

 Vor dem Hauptgebäude der Kölner Uni hat die Skulptur von Albertus Magnus ihren Platz gefunden.

Vor dem Hauptgebäude der Kölner Uni hat die Skulptur von Albertus Magnus ihren Platz gefunden.

Foto: Eppinger, Stephan

 

Albertus Magnus: Gelassen schaut Albertus Magnus von seinem Sockel vor dem Hauptgebäude auf das Treiben der Studenten auf dem nach ihm benannten Platz in Lindenthal. Albertus Magnus, der auch in Bezug auf seinen Geburtsort an der Donau unter dem Namen Albert von Lauingen bekannt war, lebte von etwa 1200 bis 1280. Er war nicht nur ein wichtiger deutscher Gelehrter, sondern auch ein Bischof, der wegbereitend für den christlichen Aristoletismus des hohen Mittelalters war. 1931 wurde er heiliggesprochen und zum Kirchenlehrer erklärt. Er stammte vom niederen staufischen Dienstadel ab, studierte in Padua und kam 1223 als Novize des Dominikanerordens ins Kölner Kloster an der Stolkgasse. Am Rhein studierte Albert Theologie und wurde zum Priester geweiht. Nach diversen Stationen in Europa kehrte er 1248 nach Köln zurück, um dort das Studium Generale seines Ordens zu leiten. Unter ihm zog die Kölner Klosterschule Studenten aus ganz Europa an. Sie war die Vorgängerinstitution der 1388 gegründeten Universität zu Köln. In der Rheinmetropole spielte Albertus Magnus eine wichtige Rolle beim Streit zwischen der Stadt und dem Erzbischof. 1260 wurde er zum Bischof von Regensburg und damit zum Reichsfürsten ernannt. 1269 kehrte er endgültig in das Kölner Dominikanerkloster Hl. Kreuz zurück. 1280 starb Albertus Magnus, seine Gebeine ruhen in der Krypta von St. Andreas.

 

Maria Clementine Martin: Die 1775 in Brüssel geborene Maria Clementine Martin war die Erfinderin des „Klosterfrau Melissengeistes“. Die Tochter eines Offiziers trat 1792 in das Annuntiatinnenkloster St. Anna in Coesfeld ein. Sie lernte dort den Beruf der Krankenschwester und in der Klosterapotheke die Fertigung von Naturheilmitteln. 1803 wurde das Kloster von der Säkularisation aufgelöst. Sie zog in ein Kloster in der Nähe von Gronau, das acht Jahre später ebenfalls seine Existenz verlor. Martin kam 1825 als Krankenschwester nach Köln. Im Haus „Auf der Litsch 1“ stellte sie mittels eines einfachen Destillationsverfahrens ein Kölnisch Wasser her. 1826 gründete sie ihre Firma „Maria Clementine Klosterfrau“ und zog in ein Haus gegenüber des Südportals des Doms. Zu ihren Produkten zählte ein Karmelitengeist, ein Lavendelwasser und ein Essig, der vor pestartigen Krankheiten schützen sollte. Der berühmte Melissengeist kam 1828 ins Sortiment der umtriebigen Unternehmerin. Mit der königlichen Erlaubnis den preußischen Adler im Logo zu führen, setzte sich Martin von anderen Mitbewerbern ab. Zunächst wurde der Melissengeist nur als Parfüm verkauft. Mit dem Hinweis auf eine mögliche medizinische Verwendung verschaffte sich Martin weitere Vorteile. 1843 starb sie als reiche Frau und wurde auf dem Melatenfriedhof beigesetzt. Ihr Gehilfe Peter Gustav Scherben übernahm die Firma und vertrieb die Produkte weltweit. Bis heute wird der „Klosterfrau Melissengeist“ verkauft. Die Figur der Klosterfrau findet sich am Kölner Rathausturm.

 

Wilhelm Riphahn: Die Gebäude des Kölner Architekten Wilhelm Riphahn sind bis heute in Köln zu sehen: dazu gehört die Bastei am Rhein und das Gebäude „Die Brücke“ des Kölnischen Kunstvereins genauso wie die Sartory-Säle oder die Oper und das Schauspiel. Auch das Gebäude der WiSo-Fakultät an der Uni und das Institut Francais am Sachsenring entstanden nach den Entwürfen Riphahns. Geboren wurde der Architekt 1889 in Köln, wo er 1963 starb. Sein Studium absolvierte Riphahn in München, Dresden und Berlin jeweils an der Technischen Hochschule. Nach verschiedenen Praktika ließ er sich als privater Architekt in Köln nieder. Zu den spektakulärsten Bauwerken seiner Zeit zählte 1931 der Kölner UFA-Palast, den er zusammen mit Caspar Maria Grod entworfen hatte. Gerade in den 40er und 50er Jahren gab Riphahn der Kölner Stadtentwicklung wichtige Impulse. Das galt insbesondere für die Architektur an der Hahnenstraße sowie an der Ost-West-Achse, wo heute Teile seines Gebäudeensembles auf dem Offenbachplatz in einer Dauerbaustelle zum neuen Kölner Opernquartier umgebaut werden. Sein Grab befindet sich auf Melaten. 

Hilde Domin: Die 1909 in Köln geborene Schriftstellerin Hilde Domin war als Lyrikerin bekannt. Geboren wurde die Dichterin als Hildegard Dina Löwenstein. Nach der Heirat nahm sie den Namen Hilde Palm an. Zum Ende ihres Exils als deutsche Jüdin in der Dominikanischen Republik gab sie sich den Künstlernamen Hilde Domin. Nach ihrer Rückkehr lebte sie in Heidelberg, wo sie 2006 starb. Sie war eine bedeutende Vertreterin des „ungereimten Gedichts“. An Domin erinnert in Köln unter anderem eine Gedenktafel an ihrem Geburtshaus an der Riehler Straße 23. Dort weisen auch vier Stolpersteine auf die Familie hin. Domins erste Exilstationen waren ab 1932 Rom und Florenz. 1939 musste das Ehepaar Palm aus Italien fliehen und kam über Großbritannien und Kanada in die Dominikanische Republik. 1946 begann Domin mit ihren ersten Tätigkeiten als Schriftstellerin. 1954 veröffentlichte sie unter ihrem Künstlernamen die ersten Gedichte. Im selben Jahr kehrte Domin aus dem Exil nach Deutschland zurück. Fünf Jahre später erschien der erste Gedichtband, der Dichterin, die auch Mitglied in der SPD war. In ihrer Geburtsstadt erinnert heute unter anderem der schöne Hilde-Domin-Park mit dem Rosengarten an die berühmte Tochter der Stadt.

 

Peter Ludwig: Peter Ludwig war ein Unternehmer sowie ein Kunstsammler und -mäzen. Er wurde 1925 in Koblenz geboren und starb 1996 in Aachen. Ludwig studierte in Mainz Kunstgeschichte, Archäologie, Geschichte und Philosophie. Er promovierte über das Menschenbild Picassos. Sein erster Kontakt zu den Kölner Museen entstand über Hermann Schnitzler, dem damaligen Direktor des Museums Schnütgen. 1951 heirate er seine Frau Irene Monheim und trat in die Firma Leonard Monheim ein, die später in Ludwig Schokolade umbenannt worden ist. Diese war in den 70er und 80er Jahren ein führendes Unternehmen in seiner Branche. Ab den 50er Jahren engagierte sich Ludwig für die Museen der Region. Seine große Kunstsammlung hatte das Ehepaar auf 19 Museen in fünf Ländern verteilt. Das bekannteste ist das 1976 gegründete Museum Ludwig in Köln, das die größte Pop-Art-Sammlung Europas und die drittgrößte Picasso-Sammlung der Welt beherbergt. Zur Gründung kam es, als das Sammlerehepaar der Stadt 350 Kunstwerke, überwiegend der Pop-Art, schenkte. Zunächst war es mit dem Wallraf-Museum im heutigen Makk untergebracht. Das Ehepaar überließ der Stadt zudem eine umfangreiche Sammlung mit Werken der Russischen Avantgarde sowie mehrere hundert Werke von Picasso. Unter dem Einfluss der Ludwigs kam es zum 1986 eröffneten Neubau, zunächst noch mit beiden Museen an einem Ort. Seit 2001 hat das Wallraf sein eigenes Gebäude.

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