Geschichte Ein besonderer Dachbodenfund in Gerolstein

Köln · Der Kölner Männer-Gesang-Verein gehört zu den ältesten und angesehensten Vereinen in Köln. Das war auch schon im 19. Jahrhundert der Fall. Wer dort Mitglied werden wollte, musste über musikalische Grundkenntnisse verfügen und ein Instrument spielen können.

 Gerd Schwieren (r.) und Simon Wendring vom KMGV übergeben Max Plassmann (Mitte) das Diplom aus dem Jahr 1886.

Gerd Schwieren (r.) und Simon Wendring vom KMGV übergeben Max Plassmann (Mitte) das Diplom aus dem Jahr 1886.

Foto: step/Eppinger

Aufgenommen wurde man nur, wenn man die halbjährige Probezeit erfolgreich absolviert hatte und zwei Bürgen vorweisen konnte. Dafür gab es dann für die Neumitglieder ein aufwendig illustriertes Diplom.

Eine solche, reich bebilderte Urkunde wurde nun auf einem Dachboden in Gerolstein entdeckt. Überreicht wurde diese im Jahr 1886 an das Vereinsmitglied Heinrich Auer. Der Finder Kurt Kauth erkannte den Wert des Fundstückes und übergab es an den Kölner Männer-Gesang-Verein, der das Diplom restaurieren ließ. Es verfügt über zeitgenössische Abbildungen, zu denen der preußische Adler genauso gehört wie die hl. Cäcilia als Patronin der Sänger und das Kölner Stadtwappen. Unterzeichnet wurde das Diplom vom gesamten Vorstand des KMGV.

Das gesamte Vereinsarchiv befindet sich am Eifelwall

Das wertvolle Zeitdokument wurde nun vom KGMV-Präsident Gerd Schwieren dem Historischen Archiv übergeben. „Das war die Standardurkunde für neue Mitglieder. In den vorgedruckten Rahmen wurden dann noch die persönlichen Daten des Neumitglieds eingetragen. Dieses Diplom zeigt auch, welches Selbstbewusstsein dieser Verein damals hatte. Es befindet sich in einem sehr guten Erhaltungszustand“, erklärt der stellvertretende Leiter des Historischen Archivs, Max Plassmann.

Das Diplom gesellt sich jetzt zum mehrere Regalmeter umfassenden Vereinsarchiv, das komplett im neuen Haus am Eifelwall hinterlegt wurde. Bei Einsturz wurden 2009 viele historische Dokumente des KMGV teils schwer beschädigt. „Das meiste davon ist aber restaurierbar und wird dann wieder zur Verfügung stehen“, versichert Plassmann.

Wer heute Sänger beim Verein werden, möchte, braucht zwar keine Bürgen mehr, der Besuch der Chorschule über bis zu sechs Monate ist aber obligatorisch. Ein Diplom wird heute allerdings nicht mehr überreicht. „Wir blicken optimistisch in die Zukunft. Auch in der Pandemiezeit konnten wir mehrere neue Sänger aufnehmen“, berichtet Schwieren, der mit seinen aktiven Mitgliedern gerade ein großes Chorkonzert zum 225. Geburtstag von Franz Schubert in der Philharmonie vorbereitet, das am 26. Juni um 16 Uhr stattfinden wird.

Mit diesem Projekt unter der Leitung von Bernhard Steiner will der KMGV, der auch jedes Jahr sein Divertissementchen auf die große Bühne im Staatenhaus bringt, die Modernität von Schuberts Werken und seinen virtuosen Umgang mit der menschlichen Stimme in den Mittelpunkt stellen. Für das Konzert gibt es noch Karten. Diese sind online erhältlich unter:

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