RJM Digitales Projekt soll Sammlung für jeden zugänglich machen

Köln · Das Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) sucht mit seinem neuen digitalen Projekt „Leaky Archive“ weiter nach Methoden für eine digitale und analoge Zusammenarbeit, damit die Sammlung von Objekten, Fotografien und Dokumenten des Museums tatsächlich für jede und jeden zugänglich und von weiteren Erzählern ergänzt wird.

 Die Sammlung des Rautenstrauch-Joest-Museums umfasst rund 70.000 Alltags- und Ritualobjekte und 100.000 historische Fotografien aus Ozeanien, Asien, Afrika und den Amerikas.

Die Sammlung des Rautenstrauch-Joest-Museums umfasst rund 70.000 Alltags- und Ritualobjekte und 100.000 historische Fotografien aus Ozeanien, Asien, Afrika und den Amerikas.

Foto: Salman Abdo/Fadi Elias, RJM

„Leaky Archive“ hat das Ziel, gemeinsam mit Menschen aus dem Globalen Süden die Sammlung zu hinterfragen und auf globaler Ebene zu erschließen, damit tatsächlich plurales Wissen generiert werden kann. Es stellt deshalb die Sammlungsdatenbank des Museums ins Zentrum und setzt sich damit auseinander, wie das Wissen darum entstanden ist und welches Wissen ausgeschlossen wurde.

Kontakt mit Kulturschaffenden aus dem Globalen Süden

Wie kann es also gelingen, diejenigen zu beteiligen und ihr Wissen einzubringen, die bisher nicht oder kaum gehört wurden? Durch digitale Vernetzung entsteht die Möglichkeit, diese Auseinandersetzung direkt mit Denkern und Kulturschaffenden aus dem Globalen Süden zu ermöglichen und so eine neue postkoloniale digitale Gemeinschaft rund um die RJM-Sammlung zu fördern.

„Die Erstellung von Objektinformationen und von Archiven beinhaltet immer eine Reihe von selektiven Vorgängen wie zum Beispiel die Auswahl derjenigen, die das Wissen produzieren oder die Auswahl der Themen. Dies kann bedeuten, dass manches Wissen ausgeschlossen wird. Das Projekt ,Leaky Archive‘, das von der argentinischen Kuratorin Agustina Andreoletti konzipiert wurde, hat sich zum Ziel gesetzt, die RJM-Sammlung digital weit zu öffnen oder gewissermaßen zu ‚knacken‘, um diejenigen zu erreichen, die oftmals keinen Zugang dazu haben. Wir wollen gemeinsam ein wirklich plurales Wissen und Erinnern auf globaler Ebene aufbauen und teilen“, sagt Nanette Snoep, Direktorin des RJM.

Das Projekt erforscht, wie Zugänge zu kolonialen Archiven und Sammlungen konsequent geöffnet und die Arbeit an ihnen mit Hilfe von Digitalität geändert werden kann. Grundlegend für „Leaky Archive“ ist die Frage, wie sich die Sammlungen für verschiedene, nicht akademische Formen von Wissen öffnen lassen. Dazu kann Wissen gehören, das nur mündlich überliefert wird, musikalisch oder performativ fixiert ist oder beispielsweise über Objekte selbst transportiert wird. Mit Hilfe einer dezentralen Infrastruktur möchte „Leaky Archive“ neue Formen von digitaler Zusammenarbeit entwickeln, die auf vermeintlich widersprüchliche Formen der Wissens- und Erkenntnisgewinnung beruhen.

Das Rautenstrauch-Joest-Museum möchte mit „Leaky Archive“ nicht analoge Ideen in den digitalen Raum übertragen oder Wissen ansammeln. Vielmehr möchte das Haus seine Sammlungen als eine Art Prototyp für alle Objekte, Dokumente und Fotografien aus dem Globalen Süden in anderen Häusern und Institutionen befragen, um die Auswirkungen ihrer Digitalisierung und die Möglichkeiten ihrer Vermittlung zu erforschen.

Online-Rundgänge durch die digitale Sammlung und sogenannte edit-a-thons, eine Veranstaltung, bei der Autoren von Online-Plattformen erstellen oder verbessern, und ein Feriencamp über Programmierung, Theater, Design und Gaming im Museum für Jugendliche sollen die historischen und oft kolonialen Archive und Sammlungen des RJM zu einer multiperspektivisch-mehrstimmigen Plattform verwandeln.

Eine Nacht im Museum
während der Herbstferien

Im Feriencamp können Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 20 Jahren in den Herbstferien für fünf Tage das Museum erkunden. Im Rahmen des Digitalprogramms „Leaky Archive“ möchte das RJM von Dienstag, 4. Oktober, bis Samstag, 8. Oktober, jeweils von 11 bis 17 Uhr mit ihnen auf die Suche nach den vielfältigen Geschichten hinter den Objekten des Museums gehen. Welche Geschichten fehlen noch? Es darf geforscht, gesprayt, gequatscht und gegessen werden. Jeden Tag lernen die Teilnehmer des Camps Themen wie Graffiti, Musik oder Fotografie kennen. Sie nähern sich so einem selbst ausgewählten Objekt der Museumssammlung an.

Am Dienstagabend, 4. Oktober, übernachten alle gemeinsam im Museum, schauen zusammen Filme, schlendern durch das Haus, machen Musik und tanzen. Täglich gibt es Mittagessen, Drinks und Snacks. Zum Abschluss stellen die Teilnehmer am Samstag, 8. Oktober, ihre Projekte Freunden, Familie und Besuchern im Rautenstrauch-Joest-Museum vor. Die Kosten dür das Feriencamp betragen 20 Euro. Die Absicht des Projektes ist, sich gemeinsam über die Sammlung des Museums auszutauschen. Eine Anmeldung ist via Instagram an @rautenstrauchjoestmuseumkoeln oder per E-Mail an [email protected] möglich.

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