Künstlerbücher Der etwas andere Kunstkatalog

Köln · Julia Vermes lebt seit 1967 in der Schweiz und sammelt seit vielen Jahren Künstlerbücher, Buch-, Schrift- und Schreibobjekte bis hin zu Brieföffnern. Wie sie selbst sagt, seien ihr in ihrer Sammlung irgendwann die Künstlerkataloge besonders aufgefallen, da sie durchaus häufiger vertreten waren.

 Der Künstlerkatalog ist eine besondere Form des Künstlerbuches.

Der Künstlerkatalog ist eine besondere Form des Künstlerbuches.

Foto: Börje Müller

Nachdem Vermes sie zunächst aus der Sammlung der anderen Künstlerbücher und Buchobjekte „aussortiert“ hatte, fing sie danach an, die Künstlerkataloge separiert weiter zu sammeln. Ab Samstag gibt die Ausstellung „Der etwas andere Kunstkatalog. Kataloge als Künstlerbücher aus der Sammlung von Julia Vermes“ in der Kunst- und Museumsbibliothek einen Einblick in diese Sammlung der etwas anderen Kunstkataloge.

Eine besondere Form
des Künstlerbuches

Ein Kunstkatalog informiert normalerweise mit bildlicher und textlicher Sachinformation, mal mehr, mal weniger wissenschaftlich über Künstler und deren Kunstwerke, zumeist anlässlich einer Ausstellung, Messe oder einer anderen Veranstaltung. Die Kataloge enthalten größtenteils neben einem einführenden, analysierenden oder beschreibenden Text Informationen zu den Künstlern, wie biografische Daten, und zu den Kunstwerken Angaben wie Größe, Technik, Auflage und Material der Werke. Der Künstlerkatalog kann den üblichen Buchhandelskatalog vollständig ersetzen. Zumeist erscheint er aber parallel zu der Buchhandelsausgabe in einer kleineren, teureren Auflage.

Der Künstlerkatalog ist eine besondere Form des Künstlerbuches, des Buchobjektes. Es sind von Künstlern gestaltete, gefertigte oder besonders ausgestattete Publikationen. Diese Kataloge zeichnen sich durch ein besonderes Layout und eine besondere Gestaltung aus. Sehr häufig sind die Einbände bearbeitet, indem Buchstaben und Formen ausgestanzt sind oder der Katalog in einem zusätzlichen Kasten verwahrt wird, wie der Katalog der Kölner Galerie Reckermann von 1987 zu Thomas Virnich „Zwischenräume“, der in einer Holzbox liegt.

Künstlerkataloge können aber auch Aktenordner, Falttaschen oder Schachteln sein, die Objekte und Texte enthalten, wie zum Beispiel die bekannten Mönchengladbacher Schachtelkataloge. Der erste wurde von Joseph Beuys 1967 erstellt, dem viele mit den weiteren Ausstellungen im Städtischen Museum Mönchengladbach nachfolgten. Ausgestellt sind die Schachteln „Beleg“ und „Beleg II“ von 1972.

Insbesondere Schachteln bieten die Möglichkeit, sich nochmals stärker von der traditionell viereckigen Buchform mit vielen Seiten zum Blättern zu entfernen. Das geht so weit, dass der Katalog des Kölner Verlags der Buchhandlung Walther König von John Bock „Odor-Heimer“ zur Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle 2013 als Medikamentenbox gestaltet ist. Die Box enthält vier verschlossene Reagenzgläser mit Duftstoffen und der Informationstext ist – wie ein aufgerollter Beipackzettel – ebenfalls in eine runde Reagenzglashalterung in der Box gesteckt.

Die Sammlung von Julia Vermes zeigt ihren regionalen Bezug zum Wohnort der Sammlerin, indem die Schweizer Künstlerin und Künstler wie Jean Tinguerly, Daniel Spoerri und Pipilotti Rist in den ersten Vitrinen die Ausstellung eröffnen. Aber auch andere international bekannte Künstler wie Georges Braque, Richard Tuttle und Andy Warhol sind nicht nur mit einem einzelnen Katalog, sondern zum Teil mit eigenen Vitrinen vertreten.

Insgesamt sind rund 100 Künstlerkataloge ausgestellt. Inhaltlich erstreckt sich der Bogen von der künstlerisch, gestalterischen Auseinandersetzung bis hin zu durch die Kunst vorgegebene Auseinandersetzungen mit Themen der Natur, Geschichte und Politik.

Abgeschlossen wird die Ausstellung mit einem Ausblick auf die vielfältige Sammlungstätigkeit von Julia Vermes wie den Insel-Büchern, zu deren 100-jährigem Bestehen sie eine große Künstlerbuchaktion initiiert hatte. Zur Sammlung der Künstlerbücher von Julia Vermes ist aktuell ein Sammlungskatalog „Im Zauber der Künstlerbücher“ erschienen, der im Lesesaal der Kunst- und Museumsbibliothek auf der ersten Etage eingesehen und erworben werden kann.ie Ausstellung ist voraussichtlich Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr geöffnet (bitte beachten Sie die aktuellen Informationen auf unserer Homepage: www.kunst-und-museumsbibliothek.de)

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