Kultur Der Blick auf eine boomende Musikstadt am Rhein

Köln · Es war eine besondere Zeit in Köln am Ende der 70er und dem Anfang der 80er Jahre. Die Musikstadt am Rhein boomte – auch wenn die Protagonisten noch andere waren. Während sich Wolfgang Niedecken am Anfang seiner großen Musikkarriere befand und vor allem in der Südstadt bekannt war, stand Jürgen „Plaat“ Zeltinger als der große Star auf dem Zenit seiner musikalischen Laufbahn.

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Foto: Edition Steffan/fax-m

Heute wie damals eine feste Größe waren die Bläck Fööss, die über allem schwebten.

Eine kurze, aber trotzdem bemerkenswerte Karriere legte The Cöln hin, die Band, die Anfang der 80er nach den Sternen am Musikhimmel griff. Gitarrist Dirk Schlömer steuerte in jüngerer Zeit unter anderem die Filmmusik zu „Heinz Flohe – der mit dem Ball tanzt“ bei. Im Sommer war zuletzt die 3fach CD-Box „The Cöln – Complete Works“ erschienen. Eine über die Stadtgrenzen bekannte Musikgröße waren Can, die in Köln lebten. Die Band gehörte zu den ganz wenigen deutschen Gruppen, die in den 70ern auf internationale Anerkennung gestoßen sind.

12.000 Exemplare von „Kölsch Rock“ wurden 1981 verkauft 

Ein Spiegel dieser außergewöhnlichen Zeit ist das Magazin „Kölsch Rock“, das in einer extra dicken Ausgabe im Februar 1981 erschien und von dem damals 12.000 Exemplare verkauft worden sind. Es beschrieb alles, was sich Anfang der 80er Jahre in der boomenden Musikstadt Köln abspielte. Das Layout wurde damals noch per Hand mit aufgerubelten Buchstaben für die Überschriften sowie Satzfahnen vom Fließtext auf Papierbögen notiert. Davon wurden dann Reprofilme angefertigt. Viel Aufwand für die damalige Zeit.

Nachdem die letzten übriggebliebenen Exemplare noch in diesem Jahr im Zuge der Veröffentlichung der CD-Box von The Cöln abgeben worden waren, entschloss sich der damalige Chefredakteur und heutige Verleger Frank Steffan (Jahrgang 1957) das Magazin als Faksimile-Druck knapp 40 Jahre nach dem Erscheinen wieder neu aufzulegen, um auch der heutigen Generation Einblicke in die Zeit Anfang der 80er zu ermöglichen.

Bis auf einige kleinere Korrekturen und etwas mehr Farbe ist das Magazin in seiner Grundstruktur gleichgeblieben, es atmet noch immer der Geist seiner Zeit. Somit ermöglicht die Neuauflage eine echte Zeitreise in die frühen 80er. Dazu gehört unter anderem ein sehr ausführlicher Blick auf die kölsche Musikszene und eine Einordnung in ihre Zeit, etwas Ahnenforschung von Arno Steffens, der unter anderem die Zeltinger-Band auf den Weg gebracht hat, sowie eine Analyse über die Schwierigkeiten einer international anerkannten Musikkarriere. Weitere Themen sind außerdem die fehlenden Auftrittsmöglichkeiten in der Stadt sowie das Geschäft mit der Musik und die damalige Situation in den Aufnahmestudios.

Zu lesen gibt außerdem die Antworten von zwölf Musikern und festen Größen der Musikszene am Rhein, denen allesamt die gleichen Fragen gestellt wurden. Dazu zählen der 29-jährige Wolfgang Niedecken, Jürgen Zeltinger, Tommy Engel, Holger Czukay von Can, Arno Steffen, Jürgen Fritz, der heutige Bandleader von Tommy Engel, der Heavy Metal-Musiker Alex Parche, der Kölner Türk Rock Alex, der in der Türkei zum Superstar wurde, Dirk Schlömer von The Cöln, Studiobesitzer Conny Plank, der durch seine Kraftwerk-Produktionen bekannt wurde, Ludger Deimel, Wirt des damaligen Szenetreffs Peppermint an der Zülpicher Straße, und der britische Musikjournalist Alan Bangs.

 

Frank Steffan, Kölsch Rock, Edition Steffan, 68 Seiten, 14,90 Euro

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